Ja sie lebt und befindet sich wohl, was macht er für Wesen? Wär' er klug, so schwieg' er davon; es bringt ihm nur Schande. Weiter, sagte der Dachs: nun kommt das Mährchen vom Hasen! Eitel leeres Gewäsche. Den Schüler sollte der Meister Etwa nicht züchtigen, wenn er nicht merkt und übel bestehet? Sollte man nicht die Knaben bestrafen, und ginge der Leichtsinn, Ginge die Unart so hin, wie sollte die Jugend erwachsen? Nun klagt Wackerlos, wie er ein Würstchen im Winter verlohren Hinter der Hecke; das sollt er nun lieber im stillen verschmerzen; Denn wir hören es ja, sie war gestohlen, zer- ronnen[.]
Ja sie lebt und befindet sich wohl, was macht er fuͤr Wesen? Waͤr' er klug, so schwieg' er davon; es bringt ihm nur Schande. Weiter, sagte der Dachs: nun kommt das Maͤhrchen vom Hasen! Eitel leeres Gewaͤsche. Den Schuͤler sollte der Meister Etwa nicht zuͤchtigen, wenn er nicht merkt und uͤbel bestehet? Sollte man nicht die Knaben bestrafen, und ginge der Leichtsinn, Ginge die Unart so hin, wie sollte die Jugend erwachsen? Nun klagt Wackerlos, wie er ein Wuͤrstchen im Winter verlohren Hinter der Hecke; das sollt er nun lieber im stillen verschmerzen; Denn wir hoͤren es ja, sie war gestohlen, zer- ronnen[.]
<TEI><text><body><div><divtype="poem"><lgtype="poem"><lgn="7"><pbfacs="#f0029"n="21"/><l>Ja sie lebt und befindet sich wohl, was macht<lb/><spacedim="horizontal"/>er fuͤr Wesen?</l><lb/><l>Waͤr' er klug, so schwieg' er davon; es bringt<lb/><spacedim="horizontal"/>ihm nur Schande.</l><lb/><l>Weiter, sagte der Dachs: nun kommt das<lb/><spacedim="horizontal"/>Maͤhrchen vom Hasen!</l><lb/><l>Eitel leeres Gewaͤsche. Den Schuͤler sollte<lb/><spacedim="horizontal"/>der Meister</l><lb/><l>Etwa nicht zuͤchtigen, wenn er nicht merkt und<lb/><spacedim="horizontal"/>uͤbel bestehet?</l><lb/><l>Sollte man nicht die Knaben bestrafen, und<lb/><spacedim="horizontal"/>ginge der Leichtsinn,</l><lb/><l>Ginge die Unart so hin, wie sollte die Jugend<lb/><spacedim="horizontal"/>erwachsen?</l><lb/><l>Nun klagt Wackerlos, wie er ein Wuͤrstchen<lb/><spacedim="horizontal"/>im Winter verlohren</l><lb/><l>Hinter der Hecke; das sollt er nun lieber im<lb/><spacedim="horizontal"/>stillen verschmerzen;</l><lb/><l>Denn wir hoͤren es ja, sie war gestohlen, zer-<lb/><spacedim="horizontal"/>ronnen<supplied>.</supplied></l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[21/0029]
Ja sie lebt und befindet sich wohl, was macht
er fuͤr Wesen?
Waͤr' er klug, so schwieg' er davon; es bringt
ihm nur Schande.
Weiter, sagte der Dachs: nun kommt das
Maͤhrchen vom Hasen!
Eitel leeres Gewaͤsche. Den Schuͤler sollte
der Meister
Etwa nicht zuͤchtigen, wenn er nicht merkt und
uͤbel bestehet?
Sollte man nicht die Knaben bestrafen, und
ginge der Leichtsinn,
Ginge die Unart so hin, wie sollte die Jugend
erwachsen?
Nun klagt Wackerlos, wie er ein Wuͤrstchen
im Winter verlohren
Hinter der Hecke; das sollt er nun lieber im
stillen verschmerzen;
Denn wir hoͤren es ja, sie war gestohlen, zer-
ronnen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/29>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.