Mächtiger König, edelster Fürst! so ließ er sich hören: Meynt ihr, ich habe den Tod verdient, so habt ihr die Sache Nicht von der rechten Seite betrachtet; drum bitt' ich, ihr wollet Erst mich hören. Ich habe ja sonst euch nütz- lich gerathen, In der Noth bin ich bey euch geblieben, wenn etliche wichen, Die sich zwischen uns beyde nun stellen zu meinem Verderben, Und die Gelegenheit nützen, wenn ich entfernt bin. Ihr möget, Edler König, hab ich gesprochen, die Sache dann schlichten; Werd' ich schuldig befunden, so muß ich es freylich ertragen. Wenig habt ihr meiner gedacht, indeß ich im Lande
Maͤchtiger Koͤnig, edelster Fuͤrst! so ließ er sich hoͤren: Meynt ihr, ich habe den Tod verdient, so habt ihr die Sache Nicht von der rechten Seite betrachtet; drum bitt' ich, ihr wollet Erst mich hoͤren. Ich habe ja sonst euch nuͤtz- lich gerathen, In der Noth bin ich bey euch geblieben, wenn etliche wichen, Die sich zwischen uns beyde nun stellen zu meinem Verderben, Und die Gelegenheit nuͤtzen, wenn ich entfernt bin. Ihr moͤget, Edler Koͤnig, hab ich gesprochen, die Sache dann schlichten; Werd' ich schuldig befunden, so muß ich es freylich ertragen. Wenig habt ihr meiner gedacht, indeß ich im Lande
<TEI><text><body><div><divtype="poem"><lgtype="poem"><lgn="5"><pbfacs="#f0320"n="312"/><l>Maͤchtiger Koͤnig, edelster Fuͤrst! so ließ er<lb/><spacedim="horizontal"/>sich hoͤren:</l><lb/><l>Meynt ihr, ich habe den Tod verdient, so<lb/><spacedim="horizontal"/>habt ihr die Sache</l><lb/><l>Nicht von der rechten Seite betrachtet; drum<lb/><spacedim="horizontal"/>bitt' ich, ihr wollet</l><lb/><l>Erst mich hoͤren. Ich habe ja sonst euch nuͤtz-<lb/><spacedim="horizontal"/>lich gerathen,</l><lb/><l>In der Noth bin ich bey euch geblieben, wenn<lb/><spacedim="horizontal"/>etliche wichen,</l><lb/><l>Die sich zwischen uns beyde nun stellen zu<lb/><spacedim="horizontal"/>meinem Verderben,</l><lb/><l>Und die Gelegenheit nuͤtzen, wenn ich entfernt<lb/><spacedim="horizontal"/>bin. Ihr moͤget,</l><lb/><l>Edler Koͤnig, hab ich gesprochen, die Sache<lb/><spacedim="horizontal"/>dann schlichten;</l><lb/><l>Werd' ich schuldig befunden, so muß ich es<lb/><spacedim="horizontal"/>freylich ertragen.</l><lb/><l>Wenig habt ihr meiner gedacht, indeß ich im<lb/><spacedim="horizontal"/>Lande</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[312/0320]
Maͤchtiger Koͤnig, edelster Fuͤrst! so ließ er
sich hoͤren:
Meynt ihr, ich habe den Tod verdient, so
habt ihr die Sache
Nicht von der rechten Seite betrachtet; drum
bitt' ich, ihr wollet
Erst mich hoͤren. Ich habe ja sonst euch nuͤtz-
lich gerathen,
In der Noth bin ich bey euch geblieben, wenn
etliche wichen,
Die sich zwischen uns beyde nun stellen zu
meinem Verderben,
Und die Gelegenheit nuͤtzen, wenn ich entfernt
bin. Ihr moͤget,
Edler Koͤnig, hab ich gesprochen, die Sache
dann schlichten;
Werd' ich schuldig befunden, so muß ich es
freylich ertragen.
Wenig habt ihr meiner gedacht, indeß ich im
Lande
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/320>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.