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Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

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Vieler Orten und Enden die sorglichste Wache
   gehalten.

Meynt ihr, ich wäre nach Hofe gekommen,
   wofern ich mich schuldig

Wußte groß oder kleiner Vergehn? Ich wür-
   de bedächtig

Eure Gegenwart fliehn und meine Feinde ver-
   meiden.

Nein, mich hätten gewiß aus meiner Feste
   nicht sollen

Alle Schätze der Welt hierher verleiten, da
   war ich

Frey auf eigenem Grund und Boden. Nun
   bin ich mir aber

Keines Uebels bewußt, und also bin ich ge-
   kommen.

Eben stand ich Wache zu halten; da brachte
   mein Oheim

Mir die Zeitung, ich solle nach Hof. Ich
   hatte von neuem,

Vieler Orten und Enden die sorglichste Wache
   gehalten.

Meynt ihr, ich waͤre nach Hofe gekommen,
   wofern ich mich schuldig

Wußte groß oder kleiner Vergehn? Ich wuͤr-
   de bedaͤchtig

Eure Gegenwart fliehn und meine Feinde ver-
   meiden.

Nein, mich haͤtten gewiß aus meiner Feste
   nicht sollen

Alle Schaͤtze der Welt hierher verleiten, da
   war ich

Frey auf eigenem Grund und Boden. Nun
   bin ich mir aber

Keines Uebels bewußt, und also bin ich ge-
   kommen.

Eben stand ich Wache zu halten; da brachte
   mein Oheim

Mir die Zeitung, ich solle nach Hof. Ich
   hatte von neuem,

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[313/0321] Vieler Orten und Enden die sorglichste Wache gehalten. Meynt ihr, ich waͤre nach Hofe gekommen, wofern ich mich schuldig Wußte groß oder kleiner Vergehn? Ich wuͤr- de bedaͤchtig Eure Gegenwart fliehn und meine Feinde ver- meiden. Nein, mich haͤtten gewiß aus meiner Feste nicht sollen Alle Schaͤtze der Welt hierher verleiten, da war ich Frey auf eigenem Grund und Boden. Nun bin ich mir aber Keines Uebels bewußt, und also bin ich ge- kommen. Eben stand ich Wache zu halten; da brachte mein Oheim Mir die Zeitung, ich solle nach Hof. Ich hatte von neuem,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/321>, abgerufen am 29.05.2024.