Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein Schauspiel.
Nicht doppelt groß und herrlich, wenn sein
Lied
Uns wie auf Himmels Wolken trägt und hebt?
Dann bist du erst beneidenswerth! Du bist,
Du hast das nicht allein, was viele wünschen,
Es weiß, es kennt auch jeder, was du hast!
Dich nennt dein Vaterland und sieht auf dich,
Das ist der höchste Gipfel jedes Glücks.
Ist Laura denn allein der Name, der
Von allen zarten Lippen klingen soll?
Und hatte nur Petrarch allein das Recht,
Die unbekannte Schöne zu vergöttern?
Wo ist ein Mann, der meinem Freunde sich
Vergleichen darf? Wie ihn die Welt verehrt,
So wird die Nachwelt ihn verehrend nennen.
Wie herrlich ist's, im Glanze dieses Lebens
Ihn an der Seite haben! so mit ihm
Der Zukunft sich mit leichtem Schritte nahn!
Alsdann vermag die Zeit, das Alter nichts
Auf dich, und nichts der freche Ruf,
Der hin und her des Beyfalls Woge treibt:
Das was vergänglich ist, bewahrt sein Lied.
Ein Schauſpiel.
Nicht doppelt groß und herrlich, wenn ſein
Lied
Uns wie auf Himmels Wolken trägt und hebt?
Dann biſt du erſt beneidenswerth! Du biſt,
Du haſt das nicht allein, was viele wünſchen,
Es weiß, es kennt auch jeder, was du haſt!
Dich nennt dein Vaterland und ſieht auf dich,
Das iſt der höchſte Gipfel jedes Glücks.
Iſt Laura denn allein der Name, der
Von allen zarten Lippen klingen ſoll?
Und hatte nur Petrarch allein das Recht,
Die unbekannte Schöne zu vergöttern?
Wo iſt ein Mann, der meinem Freunde ſich
Vergleichen darf? Wie ihn die Welt verehrt,
So wird die Nachwelt ihn verehrend nennen.
Wie herrlich iſt’s, im Glanze dieſes Lebens
Ihn an der Seite haben! ſo mit ihm
Der Zukunft ſich mit leichtem Schritte nahn!
Alsdann vermag die Zeit, das Alter nichts
Auf dich, und nichts der freche Ruf,
Der hin und her des Beyfalls Woge treibt:
Das was vergänglich iſt, bewahrt ſein Lied.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#LEO">
              <p><pb facs="#f0133" n="125"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Schau&#x017F;piel</hi>.</fw><lb/>
Nicht doppelt groß und herrlich, wenn &#x017F;ein<lb/>
Lied<lb/>
Uns wie auf Himmels Wolken trägt und hebt?<lb/>
Dann bi&#x017F;t du er&#x017F;t beneidenswerth! Du bi&#x017F;t,<lb/>
Du ha&#x017F;t das nicht allein, was viele wün&#x017F;chen,<lb/>
Es weiß, es kennt auch jeder, was du ha&#x017F;t!<lb/>
Dich nennt dein Vaterland und &#x017F;ieht auf dich,<lb/>
Das i&#x017F;t der höch&#x017F;te Gipfel jedes Glücks.<lb/>
I&#x017F;t <hi rendition="#g">Laura</hi> denn allein der Name, der<lb/>
Von allen zarten Lippen klingen &#x017F;oll?<lb/>
Und hatte nur Petrarch allein das Recht,<lb/>
Die unbekannte Schöne zu vergöttern?<lb/>
Wo i&#x017F;t ein Mann, der meinem Freunde &#x017F;ich<lb/>
Vergleichen darf? Wie ihn die Welt verehrt,<lb/>
So wird die Nachwelt ihn verehrend nennen.<lb/>
Wie herrlich i&#x017F;t&#x2019;s, im Glanze die&#x017F;es Lebens<lb/>
Ihn an der Seite haben! &#x017F;o mit ihm<lb/>
Der Zukunft &#x017F;ich mit leichtem Schritte nahn!<lb/>
Alsdann vermag die Zeit, das Alter nichts<lb/>
Auf dich, und nichts der freche Ruf,<lb/>
Der hin und her des Beyfalls Woge treibt:<lb/>
Das was vergänglich i&#x017F;t, bewahrt &#x017F;ein Lied.<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0133] Ein Schauſpiel. Nicht doppelt groß und herrlich, wenn ſein Lied Uns wie auf Himmels Wolken trägt und hebt? Dann biſt du erſt beneidenswerth! Du biſt, Du haſt das nicht allein, was viele wünſchen, Es weiß, es kennt auch jeder, was du haſt! Dich nennt dein Vaterland und ſieht auf dich, Das iſt der höchſte Gipfel jedes Glücks. Iſt Laura denn allein der Name, der Von allen zarten Lippen klingen ſoll? Und hatte nur Petrarch allein das Recht, Die unbekannte Schöne zu vergöttern? Wo iſt ein Mann, der meinem Freunde ſich Vergleichen darf? Wie ihn die Welt verehrt, So wird die Nachwelt ihn verehrend nennen. Wie herrlich iſt’s, im Glanze dieſes Lebens Ihn an der Seite haben! ſo mit ihm Der Zukunft ſich mit leichtem Schritte nahn! Alsdann vermag die Zeit, das Alter nichts Auf dich, und nichts der freche Ruf, Der hin und her des Beyfalls Woge treibt: Das was vergänglich iſt, bewahrt ſein Lied.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/133
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/133>, abgerufen am 25.11.2024.