Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Torquato Tasso Der Gärtner deckt getrost das WinterhausSchon der Citronen und Orangen ab, Der blaue Himmel ruhet über uns Und an dem Horizonte lös't der Schnee Der fernen Berge sich in leisen Dust. Prinzessinn. Es wäre mir der Frühling sehr willkommen, Wenn er nicht meine Freundinn mir entführte. Leonore. Erinnre mich in diesen holden Stunden, O Fürstinn, nicht wie bald ich scheiden soll. Prinzessinn. Was du verlassen magst, das findest du In jener großen Stadt gedoppelt wieder. Leonore. Es ruft die Pflicht, es ruft die Liebe mich Zu dem Gemahl der mich so lang' entbehrt. Ich bring' ihm seinen Sohn, der dieses Jahr So schnell gewachsen, schnell sich ausgebildet, Und theile seine väterliche Freude. Torquato Taſſo Der Gärtner deckt getroſt das WinterhausSchon der Citronen und Orangen ab, Der blaue Himmel ruhet über uns Und an dem Horizonte löſ’t der Schnee Der fernen Berge ſich in leiſen Duſt. Prinzeſſinn. Es wäre mir der Frühling ſehr willkommen, Wenn er nicht meine Freundinn mir entführte. Leonore. Erinnre mich in dieſen holden Stunden, O Fürſtinn, nicht wie bald ich ſcheiden ſoll. Prinzeſſinn. Was du verlaſſen magſt, das findeſt du In jener großen Stadt gedoppelt wieder. Leonore. Es ruft die Pflicht, es ruft die Liebe mich Zu dem Gemahl der mich ſo lang’ entbehrt. Ich bring’ ihm ſeinen Sohn, der dieſes Jahr So ſchnell gewachſen, ſchnell ſich ausgebildet, Und theile ſeine väterliche Freude. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#LEO"> <p><pb facs="#f0014" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Torquato Taſſo</hi></fw><lb/> Der Gärtner deckt getroſt das Winterhaus<lb/> Schon der Citronen und Orangen ab,<lb/> Der blaue Himmel ruhet über uns<lb/> Und an dem Horizonte löſ’t der Schnee<lb/> Der fernen Berge ſich in leiſen Duſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#PRI"> <speaker><hi rendition="#g">Prinzeſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Es wäre mir der Frühling ſehr willkommen,<lb/> Wenn er nicht meine Freundinn mir entführte.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonore</hi>.</speaker><lb/> <p>Erinnre mich in dieſen holden Stunden,<lb/> O Fürſtinn, nicht wie bald ich ſcheiden ſoll.</p> </sp><lb/> <sp who="#PRI"> <speaker><hi rendition="#g">Prinzeſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Was du verlaſſen magſt, das findeſt du<lb/> In jener großen Stadt gedoppelt wieder.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonore</hi>.</speaker><lb/> <p>Es ruft die Pflicht, es ruft die Liebe mich<lb/> Zu dem Gemahl der mich ſo lang’ entbehrt.<lb/> Ich bring’ ihm <choice><sic>feinen</sic><corr>ſeinen</corr></choice> Sohn, der dieſes Jahr<lb/> So ſchnell gewachſen, ſchnell ſich ausgebildet,<lb/> Und theile ſeine väterliche Freude.<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0014]
Torquato Taſſo
Der Gärtner deckt getroſt das Winterhaus
Schon der Citronen und Orangen ab,
Der blaue Himmel ruhet über uns
Und an dem Horizonte löſ’t der Schnee
Der fernen Berge ſich in leiſen Duſt.
Prinzeſſinn.
Es wäre mir der Frühling ſehr willkommen,
Wenn er nicht meine Freundinn mir entführte.
Leonore.
Erinnre mich in dieſen holden Stunden,
O Fürſtinn, nicht wie bald ich ſcheiden ſoll.
Prinzeſſinn.
Was du verlaſſen magſt, das findeſt du
In jener großen Stadt gedoppelt wieder.
Leonore.
Es ruft die Pflicht, es ruft die Liebe mich
Zu dem Gemahl der mich ſo lang’ entbehrt.
Ich bring’ ihm ſeinen Sohn, der dieſes Jahr
So ſchnell gewachſen, ſchnell ſich ausgebildet,
Und theile ſeine väterliche Freude.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |