Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Ein Schauspiel. Vielleicht wirst du erkennen, welche LiebeDich überall umgab, und welchen Werth Die Treue wahrer Freunde hat, und wie Die weite Welt die Nächsten nicht ersetzt. Tasso. Das werden wir erfahren! Kenn' ich doch Die Welt von Jugend auf, wie sie so leicht Und hülflos, einsam läßt, und ihren Weg Wie Sonn' und Mond und andre Götter geht. Leonore. Vernimmst du mich, mein Freund, so sollst du nie Die traurige Erfahrung wiederhohlen. Soll ich dir rathen, so begibst du dich Erst nach Florenz, und eine Freundinn wird Gar freundlich für dich sorgen. Sey getrost, Ich bin es selbst. Ich reise, den Gemahl Die nächsten Tage dort zu finden, kann Nichts freudiger für ihn und mich bereiten, Als wenn ich dich in unsre Mitte bringe. Ich sage dir kein Wort, du weißt es selbst, Ein Schauſpiel. Vielleicht wirſt du erkennen, welche LiebeDich überall umgab, und welchen Werth Die Treue wahrer Freunde hat, und wie Die weite Welt die Nächſten nicht erſetzt. Taſſo. Das werden wir erfahren! Kenn’ ich doch Die Welt von Jugend auf, wie ſie ſo leicht Und hülflos, einſam läßt, und ihren Weg Wie Sonn’ und Mond und andre Götter geht. Leonore. Vernimmſt du mich, mein Freund, ſo ſollſt du nie Die traurige Erfahrung wiederhohlen. Soll ich dir rathen, ſo begibſt du dich Erſt nach Florenz, und eine Freundinn wird Gar freundlich für dich ſorgen. Sey getroſt, Ich bin es ſelbſt. Ich reiſe, den Gemahl Die nächſten Tage dort zu finden, kann Nichts freudiger für ihn und mich bereiten, Als wenn ich dich in unſre Mitte bringe. Ich ſage dir kein Wort, du weißt es ſelbſt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#LEO"> <p><pb facs="#f0163" n="155"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Schauſpiel</hi>.</fw><lb/> Vielleicht wirſt du erkennen, welche Liebe<lb/> Dich überall umgab, und welchen Werth<lb/> Die Treue wahrer Freunde hat, und wie<lb/> Die weite Welt die Nächſten nicht erſetzt.</p> </sp><lb/> <sp who="#TAS"> <speaker><hi rendition="#g">Taſſo</hi>.</speaker><lb/> <p>Das werden wir erfahren! Kenn’ ich doch<lb/> Die Welt von Jugend auf, wie ſie ſo leicht<lb/> Und hülflos, einſam läßt, und ihren Weg<lb/> Wie Sonn’ und Mond und andre Götter geht.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonore</hi>.</speaker><lb/> <p>Vernimmſt du mich, mein Freund, ſo ſollſt du<lb/> nie<lb/> Die traurige Erfahrung wiederhohlen.<lb/> Soll ich dir rathen, ſo begibſt du dich<lb/> Erſt nach Florenz, und eine Freundinn wird<lb/> Gar freundlich für dich ſorgen. Sey getroſt,<lb/> Ich bin es ſelbſt. Ich reiſe, den Gemahl<lb/> Die nächſten Tage dort zu finden, kann<lb/> Nichts freudiger für ihn und mich bereiten,<lb/> Als wenn ich dich in unſre Mitte bringe.<lb/> Ich ſage dir kein Wort, du weißt es ſelbſt,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0163]
Ein Schauſpiel.
Vielleicht wirſt du erkennen, welche Liebe
Dich überall umgab, und welchen Werth
Die Treue wahrer Freunde hat, und wie
Die weite Welt die Nächſten nicht erſetzt.
Taſſo.
Das werden wir erfahren! Kenn’ ich doch
Die Welt von Jugend auf, wie ſie ſo leicht
Und hülflos, einſam läßt, und ihren Weg
Wie Sonn’ und Mond und andre Götter geht.
Leonore.
Vernimmſt du mich, mein Freund, ſo ſollſt du
nie
Die traurige Erfahrung wiederhohlen.
Soll ich dir rathen, ſo begibſt du dich
Erſt nach Florenz, und eine Freundinn wird
Gar freundlich für dich ſorgen. Sey getroſt,
Ich bin es ſelbſt. Ich reiſe, den Gemahl
Die nächſten Tage dort zu finden, kann
Nichts freudiger für ihn und mich bereiten,
Als wenn ich dich in unſre Mitte bringe.
Ich ſage dir kein Wort, du weißt es ſelbſt,
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