Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Torquato Tasso Antonio. Wenn andre vieles um den Einen thun; So ist's auch billig, daß der Eine wieder Sich fleißig frage, was den andern nützt. Wer seinen Geist so viel gebildet hat, Wer jede Wissenschaft zusammengeitzt, Und jede Kenntniß, die uns zu ergreifen Erlaubt ist, sollte der sich zu beherrschen Nicht doppelt schuldig seyn? Und denkt er dran? Alphons. Wir sollen eben nicht in Ruhe bleiben! Gleich wird uns, wenn wir zu genießen den- ken, Zur Übung unsrer Tapferkeit ein Feind, Zur Übung der Geduld ein Freund gegeben. Antonio. Die erste Pflicht des Menschen, Speis' und Trank Zu wählen, da ihn die Natur so eng' Nicht wie das Thier beschränkt, erfüllt er die? Torquato Taſſo Antonio. Wenn andre vieles um den Einen thun; So iſt’s auch billig, daß der Eine wieder Sich fleißig frage, was den andern nützt. Wer ſeinen Geiſt ſo viel gebildet hat, Wer jede Wiſſenſchaft zuſammengeitzt, Und jede Kenntniß, die uns zu ergreifen Erlaubt iſt, ſollte der ſich zu beherrſchen Nicht doppelt ſchuldig ſeyn? Und denkt er dran? Alphons. Wir ſollen eben nicht in Ruhe bleiben! Gleich wird uns, wenn wir zu genießen den- ken, Zur Übung unſrer Tapferkeit ein Feind, Zur Übung der Geduld ein Freund gegeben. Antonio. Die erſte Pflicht des Menſchen, Speiſ’ und Trank Zu wählen, da ihn die Natur ſo eng’ Nicht wie das Thier beſchränkt, erfüllt er die? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0194" n="186"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Torquato Taſſo</hi> </fw><lb/> <sp who="#ANT"> <speaker><hi rendition="#g">Antonio</hi>.</speaker><lb/> <p>Wenn andre vieles um den Einen thun;<lb/> So iſt’s auch billig, daß der Eine wieder<lb/> Sich fleißig frage, was den andern nützt.<lb/> Wer ſeinen Geiſt ſo viel gebildet hat,<lb/> Wer jede Wiſſenſchaft zuſammengeitzt,<lb/> Und jede Kenntniß, die uns zu ergreifen<lb/> Erlaubt iſt, ſollte der ſich zu beherrſchen<lb/> Nicht doppelt ſchuldig ſeyn? Und denkt er<lb/> dran?</p> </sp><lb/> <sp who="#ALP"> <speaker><hi rendition="#g">Alphons</hi>.</speaker><lb/> <p>Wir ſollen eben nicht in Ruhe bleiben!<lb/> Gleich wird uns, wenn wir zu genießen den-<lb/> ken,<lb/> Zur Übung unſrer Tapferkeit ein Feind,<lb/> Zur Übung der Geduld ein Freund gegeben.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANT"> <speaker><hi rendition="#g">Antonio</hi>.</speaker><lb/> <p>Die erſte Pflicht des Menſchen, Speiſ’ und<lb/> Trank<lb/> Zu wählen, da ihn die Natur ſo eng’<lb/> Nicht wie das Thier beſchränkt, erfüllt er die?<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0194]
Torquato Taſſo
Antonio.
Wenn andre vieles um den Einen thun;
So iſt’s auch billig, daß der Eine wieder
Sich fleißig frage, was den andern nützt.
Wer ſeinen Geiſt ſo viel gebildet hat,
Wer jede Wiſſenſchaft zuſammengeitzt,
Und jede Kenntniß, die uns zu ergreifen
Erlaubt iſt, ſollte der ſich zu beherrſchen
Nicht doppelt ſchuldig ſeyn? Und denkt er
dran?
Alphons.
Wir ſollen eben nicht in Ruhe bleiben!
Gleich wird uns, wenn wir zu genießen den-
ken,
Zur Übung unſrer Tapferkeit ein Feind,
Zur Übung der Geduld ein Freund gegeben.
Antonio.
Die erſte Pflicht des Menſchen, Speiſ’ und
Trank
Zu wählen, da ihn die Natur ſo eng’
Nicht wie das Thier beſchränkt, erfüllt er die?
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