Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Ein Schauspiel. Alphons. Zum zweytenmal verdienst du jedes Lob Und ehrst bescheiden dich und uns zugleich. Tasso. O könnt' ich sagen wie ich lebhaft fühle Daß ich von Euch nur habe was ich bringe! Der thatenlose Jüngling -- nahm er wohl Die Dichtung aus sich selbst? Die kluge Lei- tung Des raschen Krieges -- hat er die ersonnen? Die Kunst der Waffen, die ein jeder Held An dem beschiednen Tage kräftig zeigt, Des Feldherrn Klugheit und der Ritter Muth Und wie sich List und Wachsamkeit bekämpft, Hast du mir nicht, o kluger tapfrer Fürst, Das alles eingeflößt als wärest du Mein Genius, der eine Freude fände Sein hohes, unerreichbar hohes Wesen Durch einen Sterblichen zu offenbaren? Prinzessinn. Genieße nun des Werks das uns erfreut! Ein Schauſpiel. Alphons. Zum zweytenmal verdienſt du jedes Lob Und ehrſt beſcheiden dich und uns zugleich. Taſſo. O könnt’ ich ſagen wie ich lebhaft fühle Daß ich von Euch nur habe was ich bringe! Der thatenloſe Jüngling — nahm er wohl Die Dichtung aus ſich ſelbſt? Die kluge Lei- tung Des raſchen Krieges — hat er die erſonnen? Die Kunſt der Waffen, die ein jeder Held An dem beſchiednen Tage kräftig zeigt, Des Feldherrn Klugheit und der Ritter Muth Und wie ſich Liſt und Wachſamkeit bekämpft, Haſt du mir nicht, o kluger tapfrer Fürſt, Das alles eingeflößt als wäreſt du Mein Genius, der eine Freude fände Sein hohes, unerreichbar hohes Weſen Durch einen Sterblichen zu offenbaren? Prinzeſſinn. Genieße nun des Werks das uns erfreut! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0037" n="29"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Schauſpiel</hi>.</fw><lb/> <sp who="#ALP"> <speaker><hi rendition="#g">Alphons</hi>.</speaker><lb/> <p>Zum zweytenmal verdienſt du jedes Lob<lb/> Und ehrſt beſcheiden dich und uns zugleich.</p> </sp><lb/> <sp who="#TAS"> <speaker><hi rendition="#g">Taſſo</hi>.</speaker><lb/> <p>O könnt’ ich ſagen wie ich lebhaft fühle<lb/> Daß ich von Euch nur habe was ich bringe!<lb/> Der thatenloſe Jüngling — nahm er wohl<lb/> Die Dichtung aus ſich ſelbſt? Die kluge Lei-<lb/> tung<lb/> Des raſchen Krieges — hat er die erſonnen?<lb/> Die Kunſt der Waffen, die ein jeder Held<lb/> An dem beſchiednen Tage kräftig zeigt,<lb/> Des Feldherrn Klugheit und der Ritter Muth<lb/> Und wie ſich Liſt und Wachſamkeit bekämpft,<lb/> Haſt du mir nicht, o kluger tapfrer Fürſt,<lb/> Das alles eingeflößt als wäreſt du<lb/> Mein Genius, der eine Freude fände<lb/> Sein hohes, unerreichbar hohes Weſen<lb/> Durch einen Sterblichen zu offenbaren?</p> </sp><lb/> <sp who="#PRI"> <speaker><hi rendition="#g">Prinzeſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Genieße nun des Werks das uns erfreut!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0037]
Ein Schauſpiel.
Alphons.
Zum zweytenmal verdienſt du jedes Lob
Und ehrſt beſcheiden dich und uns zugleich.
Taſſo.
O könnt’ ich ſagen wie ich lebhaft fühle
Daß ich von Euch nur habe was ich bringe!
Der thatenloſe Jüngling — nahm er wohl
Die Dichtung aus ſich ſelbſt? Die kluge Lei-
tung
Des raſchen Krieges — hat er die erſonnen?
Die Kunſt der Waffen, die ein jeder Held
An dem beſchiednen Tage kräftig zeigt,
Des Feldherrn Klugheit und der Ritter Muth
Und wie ſich Liſt und Wachſamkeit bekämpft,
Haſt du mir nicht, o kluger tapfrer Fürſt,
Das alles eingeflößt als wäreſt du
Mein Genius, der eine Freude fände
Sein hohes, unerreichbar hohes Weſen
Durch einen Sterblichen zu offenbaren?
Prinzeſſinn.
Genieße nun des Werks das uns erfreut!
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