Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Ein Schauspiel. O säh' ich die Heroen, die PoetenDer alten Zeit um diesen Quell versammelt! O säh' ich hier sie immer unzertrennlich, Wie sie im Leben fest verbunden waren! So bindet der Magnet durch seine Kraft Das Eisen mit dem Eisen fest zusammen, Wie gleiches Streben Held und Dichter bin- det. Homer vergaß sich selbst, sein ganzes Leben War der Betrachtung zweyer Männer heilig, Und Alexander in Elysium Eilt den Achill und den Homer zu suchen. O daß ich gegenwärtig wäre, sie Die größten Seelen nun vereint zu sehen! Leonore. Erwach! Erwache! Laß uns nicht empfinden Daß du das Gegenwärt'ge ganz verkennst. Tasso. Es ist die Gegenwart die mich erhöht, Abwesend schein' ich nur, ich bin entzückt. Ein Schauſpiel. O ſäh’ ich die Heroen, die PoetenDer alten Zeit um dieſen Quell verſammelt! O ſäh’ ich hier ſie immer unzertrennlich, Wie ſie im Leben feſt verbunden waren! So bindet der Magnet durch ſeine Kraft Das Eiſen mit dem Eiſen feſt zuſammen, Wie gleiches Streben Held und Dichter bin- det. Homer vergaß ſich ſelbſt, ſein ganzes Leben War der Betrachtung zweyer Männer heilig, Und Alexander in Elyſium Eilt den Achill und den Homer zu ſuchen. O daß ich gegenwärtig wäre, ſie Die größten Seelen nun vereint zu ſehen! Leonore. Erwach! Erwache! Laß uns nicht empfinden Daß du das Gegenwärt’ge ganz verkennſt. Taſſo. Es iſt die Gegenwart die mich erhöht, Abweſend ſchein’ ich nur, ich bin entzückt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#TAS"> <p><pb facs="#f0045" n="37"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Schauſpiel</hi>.</fw><lb/> O ſäh’ ich die Heroen, die Poeten<lb/> Der alten Zeit um dieſen Quell verſammelt!<lb/> O ſäh’ ich hier ſie immer unzertrennlich,<lb/> Wie ſie im Leben feſt verbunden waren!<lb/> So bindet der Magnet durch ſeine Kraft<lb/> Das Eiſen mit dem Eiſen feſt zuſammen,<lb/> Wie gleiches Streben Held und Dichter bin-<lb/> det.<lb/> Homer vergaß ſich ſelbſt, ſein ganzes Leben<lb/> War der Betrachtung zweyer Männer heilig,<lb/> Und Alexander in Elyſium<lb/> Eilt den Achill und den Homer zu ſuchen.<lb/> O daß ich gegenwärtig wäre, ſie<lb/> Die größten Seelen nun vereint zu ſehen!</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonore</hi>.</speaker><lb/> <p>Erwach! Erwache! Laß uns nicht empfinden<lb/> Daß du das Gegenwärt’ge ganz verkennſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#TAS"> <speaker><hi rendition="#g">Taſſo</hi>.</speaker><lb/> <p>Es iſt die Gegenwart die mich erhöht,<lb/> Abweſend ſchein’ ich nur, ich bin entzückt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0045]
Ein Schauſpiel.
O ſäh’ ich die Heroen, die Poeten
Der alten Zeit um dieſen Quell verſammelt!
O ſäh’ ich hier ſie immer unzertrennlich,
Wie ſie im Leben feſt verbunden waren!
So bindet der Magnet durch ſeine Kraft
Das Eiſen mit dem Eiſen feſt zuſammen,
Wie gleiches Streben Held und Dichter bin-
det.
Homer vergaß ſich ſelbſt, ſein ganzes Leben
War der Betrachtung zweyer Männer heilig,
Und Alexander in Elyſium
Eilt den Achill und den Homer zu ſuchen.
O daß ich gegenwärtig wäre, ſie
Die größten Seelen nun vereint zu ſehen!
Leonore.
Erwach! Erwache! Laß uns nicht empfinden
Daß du das Gegenwärt’ge ganz verkennſt.
Taſſo.
Es iſt die Gegenwart die mich erhöht,
Abweſend ſchein’ ich nur, ich bin entzückt.
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