Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Torquato Tasso Wenn in das große Spiel wir auch zuweilenDie zarten Hände mischen könnten -- Nicht? Leonore zu Alphons. Du willst mich reitzen, es gelingt dir nicht. Alphons. Ich bin dir viel von andern Tagen schuldig. Leonore. Nun gut, so bleib' ich heut in deiner Schuld! Verzeih' und störe meine Fragen nicht. Zu Antonio. Hat er für die Nipoten viel gethan? Antonio. Nicht weniger noch mehr als billig ist. Ein Mächtiger, der für die Seinen nicht Zu sorgen weiß, wird von dem Volke selbst Getadelt. Still und mäßig weiß Gregor Den Seinigen zu nutzen, die dem Staat Als wackre Männer dienen, und erfüllt Mit Einer Sorge zwey verwandte Pflichten. Torquato Taſſo Wenn in das große Spiel wir auch zuweilenDie zarten Hände miſchen könnten — Nicht? Leonore zu Alphons. Du willſt mich reitzen, es gelingt dir nicht. Alphons. Ich bin dir viel von andern Tagen ſchuldig. Leonore. Nun gut, ſo bleib’ ich heut in deiner Schuld! Verzeih’ und ſtöre meine Fragen nicht. Zu Antonio. Hat er für die Nipoten viel gethan? Antonio. Nicht weniger noch mehr als billig iſt. Ein Mächtiger, der für die Seinen nicht Zu ſorgen weiß, wird von dem Volke ſelbſt Getadelt. Still und mäßig weiß Gregor Den Seinigen zu nutzen, die dem Staat Als wackre Männer dienen, und erfüllt Mit Einer Sorge zwey verwandte Pflichten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#ALP"> <p><pb facs="#f0052" n="44"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Torquato Taſſo</hi></fw><lb/> Wenn in das große Spiel wir auch zuweilen<lb/> Die zarten Hände miſchen könnten — Nicht?</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#g">Leonore</hi> </speaker> <stage>zu Alphons.</stage><lb/> <p>Du willſt mich reitzen, es gelingt dir nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#ALP"> <speaker><hi rendition="#g">Alphons</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich bin dir viel von andern Tagen ſchuldig.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonore</hi>.</speaker><lb/> <p>Nun gut, ſo bleib’ ich heut in deiner Schuld!<lb/> Verzeih’ und ſtöre meine Fragen nicht.</p><lb/> <stage>Zu Antonio.</stage><lb/> <p>Hat er für die Nipoten viel gethan?</p> </sp><lb/> <sp who="#ANT"> <speaker><hi rendition="#g">Antonio</hi>.</speaker><lb/> <p>Nicht weniger noch mehr als billig iſt.<lb/> Ein Mächtiger, der für die Seinen nicht<lb/> Zu ſorgen weiß, wird von dem Volke ſelbſt<lb/> Getadelt. Still und mäßig weiß Gregor<lb/> Den Seinigen zu nutzen, die dem Staat<lb/> Als wackre Männer dienen, und erfüllt<lb/> Mit Einer Sorge zwey verwandte Pflichten.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [44/0052]
Torquato Taſſo
Wenn in das große Spiel wir auch zuweilen
Die zarten Hände miſchen könnten — Nicht?
Leonore zu Alphons.
Du willſt mich reitzen, es gelingt dir nicht.
Alphons.
Ich bin dir viel von andern Tagen ſchuldig.
Leonore.
Nun gut, ſo bleib’ ich heut in deiner Schuld!
Verzeih’ und ſtöre meine Fragen nicht.
Zu Antonio.
Hat er für die Nipoten viel gethan?
Antonio.
Nicht weniger noch mehr als billig iſt.
Ein Mächtiger, der für die Seinen nicht
Zu ſorgen weiß, wird von dem Volke ſelbſt
Getadelt. Still und mäßig weiß Gregor
Den Seinigen zu nutzen, die dem Staat
Als wackre Männer dienen, und erfüllt
Mit Einer Sorge zwey verwandte Pflichten.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/52>, abgerufen am 16.02.2025. |