Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Torquato Tasso Uns Alter oder Krankheit überwirft,Wenn der Besitz, der ruhig machen soll, Nach fremden Gütern euch nicht lüstern machte: Dann wär' uns wohl ein schöner Tag erschie- nen, Wir feierten dann unsre goldne Zeit. Tasso. Du sagst mir Worte, die in meiner Brust Halb schon entschlafne Sorgen mächtig regen. Prinzessinn. Was meinst du, Tasso? rede frey mit mir. Tasso. Oft hört' ich schon, und diese Tage wieder Hab'ich's gehört, ja hätt' ich's nicht vernommen, So müßt' ich's denken: edle Fürsten streben Nach deiner Hand! Was wir erwarten müssen, Das fürchten wir und möchten schier verzwei- feln, Torquato Taſſo Uns Alter oder Krankheit überwirft,Wenn der Beſitz, der ruhig machen ſoll, Nach fremden Gütern euch nicht lüſtern machte: Dann wär’ uns wohl ein ſchöner Tag erſchie- nen, Wir feierten dann unſre goldne Zeit. Taſſo. Du ſagſt mir Worte, die in meiner Bruſt Halb ſchon entſchlafne Sorgen mächtig regen. Prinzeſſinn. Was meinſt du, Taſſo? rede frey mit mir. Taſſo. Oft hört’ ich ſchon, und dieſe Tage wieder Hab’ich’s gehört, ja hätt’ ich’s nicht vernommen, So müßt’ ich’s denken: edle Fürſten ſtreben Nach deiner Hand! Was wir erwarten müſſen, Das fürchten wir und möchten ſchier verzwei- feln, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#PRI"> <p><pb facs="#f0076" n="68"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Torquato Taſſo</hi></fw><lb/> Uns Alter oder Krankheit überwirft,<lb/> Wenn der Beſitz, der ruhig machen ſoll,<lb/> Nach fremden Gütern euch nicht lüſtern<lb/> machte:<lb/> Dann wär’ uns wohl ein ſchöner Tag erſchie-<lb/> nen,<lb/><hi rendition="#g">Wir</hi> feierten dann unſre goldne Zeit.</p> </sp><lb/> <sp who="#TAS"> <speaker><hi rendition="#g">Taſſo</hi>.</speaker><lb/> <p>Du ſagſt mir Worte, die in meiner Bruſt<lb/> Halb ſchon entſchlafne Sorgen mächtig regen.</p> </sp><lb/> <sp who="#PRI"> <speaker><hi rendition="#g">Prinzeſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Was meinſt du, Taſſo? rede frey mit mir.</p> </sp><lb/> <sp who="#TAS"> <speaker><hi rendition="#g">Taſſo</hi>.</speaker><lb/> <p>Oft hört’ ich ſchon, und dieſe Tage wieder<lb/> Hab’ich’s gehört, ja hätt’ ich’s nicht vernommen,<lb/> So müßt’ ich’s denken: edle Fürſten ſtreben<lb/> Nach deiner Hand! Was wir erwarten müſſen,<lb/> Das fürchten wir und möchten ſchier verzwei-<lb/> feln,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [68/0076]
Torquato Taſſo
Uns Alter oder Krankheit überwirft,
Wenn der Beſitz, der ruhig machen ſoll,
Nach fremden Gütern euch nicht lüſtern
machte:
Dann wär’ uns wohl ein ſchöner Tag erſchie-
nen,
Wir feierten dann unſre goldne Zeit.
Taſſo.
Du ſagſt mir Worte, die in meiner Bruſt
Halb ſchon entſchlafne Sorgen mächtig regen.
Prinzeſſinn.
Was meinſt du, Taſſo? rede frey mit mir.
Taſſo.
Oft hört’ ich ſchon, und dieſe Tage wieder
Hab’ich’s gehört, ja hätt’ ich’s nicht vernommen,
So müßt’ ich’s denken: edle Fürſten ſtreben
Nach deiner Hand! Was wir erwarten müſſen,
Das fürchten wir und möchten ſchier verzwei-
feln,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/76 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/76>, abgerufen am 16.02.2025. |