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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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In diesem Augenblick machte Charlotte,
die ein für allemal dieß Gespräch abbrechen
wollte, von einer kühnen Wendung Gebrauch;
es gelang ihr. Die Unterhaltung ward all¬
gemeiner, die beyden Gatten und der Haupt¬
mann konnten daran Theil nehmen; selbst
Ottilie ward veranlaßt sich zu äußern, und
der Nachtisch ward mit der besten Stim¬
mung genossen, woran der in zierlichen Frucht¬
körben aufgestellte Obstreichthum, die bunteste
in Prachtgefäßen schön vertheilte Blumenfülle,
den vorzüglichsten Antheil hatte.

Auch die neuen Parkanlagen kamen zur
Sprache, die man sogleich nach Tische besuch¬
te. Ottilie zog sich unter dem Vorwande
häuslicher Beschäftigungen zurück; eigentlich
aber setzte sie sich wieder zur Abschrift. Der
Graf wurde von dem Hauptmann unterhal¬
ten; später gesellte sich Charlotte zu ihm. Als
sie oben auf die Höhe gelangt waren, und
der Hauptmann gefällig hinunter eilte um

In dieſem Augenblick machte Charlotte,
die ein fuͤr allemal dieß Geſpraͤch abbrechen
wollte, von einer kuͤhnen Wendung Gebrauch;
es gelang ihr. Die Unterhaltung ward all¬
gemeiner, die beyden Gatten und der Haupt¬
mann konnten daran Theil nehmen; ſelbſt
Ottilie ward veranlaßt ſich zu aͤußern, und
der Nachtiſch ward mit der beſten Stim¬
mung genoſſen, woran der in zierlichen Frucht¬
koͤrben aufgeſtellte Obſtreichthum, die bunteſte
in Prachtgefaͤßen ſchoͤn vertheilte Blumenfuͤlle,
den vorzuͤglichſten Antheil hatte.

Auch die neuen Parkanlagen kamen zur
Sprache, die man ſogleich nach Tiſche beſuch¬
te. Ottilie zog ſich unter dem Vorwande
haͤuslicher Beſchaͤftigungen zuruͤck; eigentlich
aber ſetzte ſie ſich wieder zur Abſchrift. Der
Graf wurde von dem Hauptmann unterhal¬
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[187/0192] In dieſem Augenblick machte Charlotte, die ein fuͤr allemal dieß Geſpraͤch abbrechen wollte, von einer kuͤhnen Wendung Gebrauch; es gelang ihr. Die Unterhaltung ward all¬ gemeiner, die beyden Gatten und der Haupt¬ mann konnten daran Theil nehmen; ſelbſt Ottilie ward veranlaßt ſich zu aͤußern, und der Nachtiſch ward mit der beſten Stim¬ mung genoſſen, woran der in zierlichen Frucht¬ koͤrben aufgeſtellte Obſtreichthum, die bunteſte in Prachtgefaͤßen ſchoͤn vertheilte Blumenfuͤlle, den vorzuͤglichſten Antheil hatte. Auch die neuen Parkanlagen kamen zur Sprache, die man ſogleich nach Tiſche beſuch¬ te. Ottilie zog ſich unter dem Vorwande haͤuslicher Beſchaͤftigungen zuruͤck; eigentlich aber ſetzte ſie ſich wieder zur Abſchrift. Der Graf wurde von dem Hauptmann unterhal¬ ten; ſpaͤter geſellte ſich Charlotte zu ihm. Als ſie oben auf die Hoͤhe gelangt waren, und der Hauptmann gefaͤllig hinunter eilte um

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/192>, abgerufen am 23.11.2024.