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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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sagt er es zufällig? so daß er mir bewußtlos
mein Schicksal vorausverkündigt. Es ergriff
sie eine große Wehmuth, eine Ungeduld; sie
bat ihn, baldmöglichst zu landen und mit
ihr nach dem Schlosse zurückzukehren.

Es war das erstemal, daß der Hauptmann
die Teiche befuhr, und ob er gleich im Allge¬
meinen ihre Tiefe untersucht hatte, so waren
ihm doch die einzelnen Stellen unbekannt.
Dunkel fing es an zu werden, er richtete sei¬
nen Lauf dahin, wo er einen bequemen Ort
zum Aussteigen vermuthete und den Fußpfad
nicht entfernt wußte, der nach dem Schlosse
führte. Aber auch von dieser Bahn wurde
er einigermaßen abgelenkt, als Charlotte mit ei¬
ner Art von Aengstlichkeit den Wunsch wieder¬
hohlte, bald am Lande zu seyn. Er näherte
sich mit erneuten Anstrengungen dem Ufer, aber
leider fühlte er sich in einiger Entfernung da¬
von angehalten; er hatte sich fest gefahren
und seine Bemühungen wieder los zu kommen

ſagt er es zufaͤllig? ſo daß er mir bewußtlos
mein Schickſal vorausverkuͤndigt. Es ergriff
ſie eine große Wehmuth, eine Ungeduld; ſie
bat ihn, baldmoͤglichſt zu landen und mit
ihr nach dem Schloſſe zuruͤckzukehren.

Es war das erſtemal, daß der Hauptmann
die Teiche befuhr, und ob er gleich im Allge¬
meinen ihre Tiefe unterſucht hatte, ſo waren
ihm doch die einzelnen Stellen unbekannt.
Dunkel fing es an zu werden, er richtete ſei¬
nen Lauf dahin, wo er einen bequemen Ort
zum Ausſteigen vermuthete und den Fußpfad
nicht entfernt wußte, der nach dem Schloſſe
fuͤhrte. Aber auch von dieſer Bahn wurde
er einigermaßen abgelenkt, als Charlotte mit ei¬
ner Art von Aengſtlichkeit den Wunſch wieder¬
hohlte, bald am Lande zu ſeyn. Er naͤherte
ſich mit erneuten Anſtrengungen dem Ufer, aber
leider fuͤhlte er ſich in einiger Entfernung da¬
von angehalten; er hatte ſich feſt gefahren
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[218/0223] ſagt er es zufaͤllig? ſo daß er mir bewußtlos mein Schickſal vorausverkuͤndigt. Es ergriff ſie eine große Wehmuth, eine Ungeduld; ſie bat ihn, baldmoͤglichſt zu landen und mit ihr nach dem Schloſſe zuruͤckzukehren. Es war das erſtemal, daß der Hauptmann die Teiche befuhr, und ob er gleich im Allge¬ meinen ihre Tiefe unterſucht hatte, ſo waren ihm doch die einzelnen Stellen unbekannt. Dunkel fing es an zu werden, er richtete ſei¬ nen Lauf dahin, wo er einen bequemen Ort zum Ausſteigen vermuthete und den Fußpfad nicht entfernt wußte, der nach dem Schloſſe fuͤhrte. Aber auch von dieſer Bahn wurde er einigermaßen abgelenkt, als Charlotte mit ei¬ ner Art von Aengſtlichkeit den Wunſch wieder¬ hohlte, bald am Lande zu ſeyn. Er naͤherte ſich mit erneuten Anſtrengungen dem Ufer, aber leider fuͤhlte er ſich in einiger Entfernung da¬ von angehalten; er hatte ſich feſt gefahren und ſeine Bemuͤhungen wieder los zu kommen

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/223>, abgerufen am 27.11.2024.