Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

"Niemand ist mehr Sklave als der sich
für frey hält ohne es zu seyn."

"Es darf sich einer nur für frey erklären,
so fühlt er sich den Augenblick als bedingt.
Wagt er es sich für bedingt zu erklären, so
fühlt er sich frey."

"Gegen große Vorzüge eines Andern giebt
es kein Rettungsmittel als die Liebe."

"Es ist was schreckliches um einen vor¬
züglichen Mann, auf den sich die Dummen
was zu Gute thun."

"Es giebt, sagt man, für den Kammer¬
diener keinen Helden. Das kommt aber blos
daher, weil der Held nur vom Helden aner¬
kannt werden kann. Der Kammerdiener wird
aber wahrscheinlich seines Gleichen zu schätzen
wissen."

„Niemand iſt mehr Sklave als der ſich
fuͤr frey haͤlt ohne es zu ſeyn.“

„Es darf ſich einer nur fuͤr frey erklaͤren,
ſo fuͤhlt er ſich den Augenblick als bedingt.
Wagt er es ſich fuͤr bedingt zu erklaͤren, ſo
fuͤhlt er ſich frey.“

„Gegen große Vorzuͤge eines Andern giebt
es kein Rettungsmittel als die Liebe.“

„Es iſt was ſchreckliches um einen vor¬
zuͤglichen Mann, auf den ſich die Dummen
was zu Gute thun.“

„Es giebt, ſagt man, fuͤr den Kammer¬
diener keinen Helden. Das kommt aber blos
daher, weil der Held nur vom Helden aner¬
kannt werden kann. Der Kammerdiener wird
aber wahrſcheinlich ſeines Gleichen zu ſchaͤtzen
wiſſen.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0105" n="102"/>
          <p>&#x201E;Niemand i&#x017F;t mehr Sklave als der &#x017F;ich<lb/>
fu&#x0364;r frey ha&#x0364;lt ohne es zu &#x017F;eyn.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es darf &#x017F;ich einer nur fu&#x0364;r frey erkla&#x0364;ren,<lb/>
&#x017F;o fu&#x0364;hlt er &#x017F;ich den Augenblick als bedingt.<lb/>
Wagt er es &#x017F;ich fu&#x0364;r bedingt zu erkla&#x0364;ren, &#x017F;o<lb/>
fu&#x0364;hlt er &#x017F;ich frey.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Gegen große Vorzu&#x0364;ge eines Andern giebt<lb/>
es kein Rettungsmittel als die Liebe.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es i&#x017F;t was &#x017F;chreckliches um einen vor¬<lb/>
zu&#x0364;glichen Mann, auf den &#x017F;ich die Dummen<lb/>
was zu Gute thun.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es giebt, &#x017F;agt man, fu&#x0364;r den Kammer¬<lb/>
diener keinen Helden. Das kommt aber blos<lb/>
daher, weil der Held nur vom Helden aner¬<lb/>
kannt werden kann. Der Kammerdiener wird<lb/>
aber wahr&#x017F;cheinlich &#x017F;eines Gleichen zu &#x017F;cha&#x0364;tzen<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0105] „Niemand iſt mehr Sklave als der ſich fuͤr frey haͤlt ohne es zu ſeyn.“ „Es darf ſich einer nur fuͤr frey erklaͤren, ſo fuͤhlt er ſich den Augenblick als bedingt. Wagt er es ſich fuͤr bedingt zu erklaͤren, ſo fuͤhlt er ſich frey.“ „Gegen große Vorzuͤge eines Andern giebt es kein Rettungsmittel als die Liebe.“ „Es iſt was ſchreckliches um einen vor¬ zuͤglichen Mann, auf den ſich die Dummen was zu Gute thun.“ „Es giebt, ſagt man, fuͤr den Kammer¬ diener keinen Helden. Das kommt aber blos daher, weil der Held nur vom Helden aner¬ kannt werden kann. Der Kammerdiener wird aber wahrſcheinlich ſeines Gleichen zu ſchaͤtzen wiſſen.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/105
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/105>, abgerufen am 21.11.2024.