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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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an die neuen Gräber bestellt, doch der Platz
jederzeit wieder verglichen und ebenfalls besät
werden. Niemand konnte läugnen, daß diese
Anstalt beym sonn- und festtägigen Kirch¬
gang eine heitere und würdige Ansicht ge¬
währte. Sogar der betagte und an alten
Gewohnheiten haftende Geistliche, der an¬
fänglich mit der Einrichtung nicht sonderlich
zufrieden gewesen, hatte nunmehr seine Freude
daran, wenn er unter den alten Linden, gleich
Philemon, mit seiner Baucis vor der Hin¬
terthüre ruhend, statt der holprigen Grab¬
stätten einen schönen, bunten Teppich vor sich
sah, der noch überdieß seinem Haushalt zu
Gute kommen sollte, indem Charlotte die
Nutzung dieses Fleckes der Pfarre zusichern
lassen.

Allein demungeachtet hatten schon manche
Gemeindeglieder früher gemißbilligt, daß man
die Bezeichnung der Stelle wo ihre Vorfah¬
ren ruhten, aufgehoben und das Andenken

an die neuen Graͤber beſtellt, doch der Platz
jederzeit wieder verglichen und ebenfalls beſaͤt
werden. Niemand konnte laͤugnen, daß dieſe
Anſtalt beym ſonn- und feſttaͤgigen Kirch¬
gang eine heitere und wuͤrdige Anſicht ge¬
waͤhrte. Sogar der betagte und an alten
Gewohnheiten haftende Geiſtliche, der an¬
faͤnglich mit der Einrichtung nicht ſonderlich
zufrieden geweſen, hatte nunmehr ſeine Freude
daran, wenn er unter den alten Linden, gleich
Philemon, mit ſeiner Baucis vor der Hin¬
terthuͤre ruhend, ſtatt der holprigen Grab¬
ſtaͤtten einen ſchoͤnen, bunten Teppich vor ſich
ſah, der noch uͤberdieß ſeinem Haushalt zu
Gute kommen ſollte, indem Charlotte die
Nutzung dieſes Fleckes der Pfarre zuſichern
laſſen.

Allein demungeachtet hatten ſchon manche
Gemeindeglieder fruͤher gemißbilligt, daß man
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ren ruhten, aufgehoben und das Andenken

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[8/0011] an die neuen Graͤber beſtellt, doch der Platz jederzeit wieder verglichen und ebenfalls beſaͤt werden. Niemand konnte laͤugnen, daß dieſe Anſtalt beym ſonn- und feſttaͤgigen Kirch¬ gang eine heitere und wuͤrdige Anſicht ge¬ waͤhrte. Sogar der betagte und an alten Gewohnheiten haftende Geiſtliche, der an¬ faͤnglich mit der Einrichtung nicht ſonderlich zufrieden geweſen, hatte nunmehr ſeine Freude daran, wenn er unter den alten Linden, gleich Philemon, mit ſeiner Baucis vor der Hin¬ terthuͤre ruhend, ſtatt der holprigen Grab¬ ſtaͤtten einen ſchoͤnen, bunten Teppich vor ſich ſah, der noch uͤberdieß ſeinem Haushalt zu Gute kommen ſollte, indem Charlotte die Nutzung dieſes Fleckes der Pfarre zuſichern laſſen. Allein demungeachtet hatten ſchon manche Gemeindeglieder fruͤher gemißbilligt, daß man die Bezeichnung der Stelle wo ihre Vorfah¬ ren ruhten, aufgehoben und das Andenken

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/11>, abgerufen am 21.11.2024.