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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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wie durch Empfänglichkeit, durch Beharren
und Nachgiebigkeit führen sie eigentlich das
Regiment, dem sich in der gesitteten Welt
kein Mann zu entziehen wagt.

Hatte der Architect, gleichsam nach eigener
Lust und Belieben, seine Talente vor den
Freundinnen zum Vergnügen und zu den
Zwecken derselben geübt und bewiesen; war
Beschäftigung und Unterhaltung in diesem
Sinne und nach solchen Absichten eingerichtet:
so machte sich in kurzer Zeit durch die Ge¬
genwart des Gehülfen eine andre Lebensweise.
Seine große Gabe war, gut zu sprechen und
menschliche Verhältnisse, besonders in Bezug
auf Bildung der Jugend, in der Unterredung
zu behandeln. Und so entstand gegen die
bisherige Art zu leben ein ziemlich fühlbarer
Gegensatz, um so mehr als der Gehülfe
nicht ganz dasjenige billigte, womit man sich
die Zeit über ausschließlich beschäftigt hatte.

wie durch Empfaͤnglichkeit, durch Beharren
und Nachgiebigkeit fuͤhren ſie eigentlich das
Regiment, dem ſich in der geſitteten Welt
kein Mann zu entziehen wagt.

Hatte der Architect, gleichſam nach eigener
Luſt und Belieben, ſeine Talente vor den
Freundinnen zum Vergnuͤgen und zu den
Zwecken derſelben geuͤbt und bewieſen; war
Beſchaͤftigung und Unterhaltung in dieſem
Sinne und nach ſolchen Abſichten eingerichtet:
ſo machte ſich in kurzer Zeit durch die Ge¬
genwart des Gehuͤlfen eine andre Lebensweiſe.
Seine große Gabe war, gut zu ſprechen und
menſchliche Verhaͤltniſſe, beſonders in Bezug
auf Bildung der Jugend, in der Unterredung
zu behandeln. Und ſo entſtand gegen die
bisherige Art zu leben ein ziemlich fuͤhlbarer
Gegenſatz, um ſo mehr als der Gehuͤlfe
nicht ganz dasjenige billigte, womit man ſich
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[126/0129] wie durch Empfaͤnglichkeit, durch Beharren und Nachgiebigkeit fuͤhren ſie eigentlich das Regiment, dem ſich in der geſitteten Welt kein Mann zu entziehen wagt. Hatte der Architect, gleichſam nach eigener Luſt und Belieben, ſeine Talente vor den Freundinnen zum Vergnuͤgen und zu den Zwecken derſelben geuͤbt und bewieſen; war Beſchaͤftigung und Unterhaltung in dieſem Sinne und nach ſolchen Abſichten eingerichtet: ſo machte ſich in kurzer Zeit durch die Ge¬ genwart des Gehuͤlfen eine andre Lebensweiſe. Seine große Gabe war, gut zu ſprechen und menſchliche Verhaͤltniſſe, beſonders in Bezug auf Bildung der Jugend, in der Unterredung zu behandeln. Und ſo entſtand gegen die bisherige Art zu leben ein ziemlich fuͤhlbarer Gegenſatz, um ſo mehr als der Gehuͤlfe nicht ganz dasjenige billigte, womit man ſich die Zeit uͤber ausſchließlich beſchaͤftigt hatte.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/129>, abgerufen am 24.11.2024.