nur durch eine Zugbrücke zugänglich waren, davon können wir uns kaum einen Begriff machen. Sogar größere Städte tragen jetzt ihre Wälle ab, die Gräben selbst fürstli¬ cher Schlösser werden ausgefüllt, die Städte bilden nur große Flecken, und wenn man so auf Reisen das ansieht, sollte man glauben: der allgemeine Friede sey befestigt und das goldne Zeitalter vor der Thüre. Niemand glaubt sich in einem Garten behaglich, der nicht einem freyen Lande ähnlich sieht; an Kunst, an Zwang soll nichts erinnern, wir wollen völlig frey und unbedingt Athem schöp¬ fen. Haben Sie wohl einen Begriff, mein Freund, daß man aus diesem in einen an¬ dern, in den vorigen Zustand zurückkehren könne?
Warum nicht? versetzte der Gehülfe: je¬ der Zustand hat seine Beschwerlichkeit, der beschränkte sowohl als der losgebundene. Der letztere setzt Ueberfluß voraus und führt zur
nur durch eine Zugbruͤcke zugaͤnglich waren, davon koͤnnen wir uns kaum einen Begriff machen. Sogar groͤßere Staͤdte tragen jetzt ihre Waͤlle ab, die Graͤben ſelbſt fuͤrſtli¬ cher Schloͤſſer werden ausgefuͤllt, die Staͤdte bilden nur große Flecken, und wenn man ſo auf Reiſen das anſieht, ſollte man glauben: der allgemeine Friede ſey befeſtigt und das goldne Zeitalter vor der Thuͤre. Niemand glaubt ſich in einem Garten behaglich, der nicht einem freyen Lande aͤhnlich ſieht; an Kunſt, an Zwang ſoll nichts erinnern, wir wollen voͤllig frey und unbedingt Athem ſchoͤp¬ fen. Haben Sie wohl einen Begriff, mein Freund, daß man aus dieſem in einen an¬ dern, in den vorigen Zuſtand zuruͤckkehren koͤnne?
Warum nicht? verſetzte der Gehuͤlfe: je¬ der Zuſtand hat ſeine Beſchwerlichkeit, der beſchraͤnkte ſowohl als der losgebundene. Der letztere ſetzt Ueberfluß voraus und fuͤhrt zur
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nur durch eine Zugbruͤcke zugaͤnglich waren,
davon koͤnnen wir uns kaum einen Begriff
machen. Sogar groͤßere Staͤdte tragen jetzt
ihre Waͤlle ab, die Graͤben ſelbſt fuͤrſtli¬
cher Schloͤſſer werden ausgefuͤllt, die Staͤdte
bilden nur große Flecken, und wenn man
ſo auf Reiſen das anſieht, ſollte man glauben:
der allgemeine Friede ſey befeſtigt und das
goldne Zeitalter vor der Thuͤre. Niemand
glaubt ſich in einem Garten behaglich, der
nicht einem freyen Lande aͤhnlich ſieht; an
Kunſt, an Zwang ſoll nichts erinnern, wir
wollen voͤllig frey und unbedingt Athem ſchoͤp¬
fen. Haben Sie wohl einen Begriff, mein
Freund, daß man aus dieſem in einen an¬
dern, in den vorigen Zuſtand zuruͤckkehren
koͤnne?
Warum nicht? verſetzte der Gehuͤlfe: je¬
der Zuſtand hat ſeine Beſchwerlichkeit, der
beſchraͤnkte ſowohl als der losgebundene. Der
letztere ſetzt Ueberfluß voraus und fuͤhrt zur
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/158>, abgerufen am 21.11.2024.
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