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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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Verschwendung. Lassen Sie uns bey Ihrem
Beyspiel bleiben, das auffallend genug ist.
Sobald der Mangel eintritt, sogleich ist die
Selbstbeschränkung wiedergegeben. Menschen
die ihren Grund und Boden zu nutzen ge¬
nöthigt sind, führen schon wieder Mauern
um ihre Gärten auf, damit sie ihrer Er¬
zeugnisse sicher seyen. Daraus entsteht nach
und nach eine neue Ansicht der Dinge.
Das Nützliche erhält wieder die Oberhand
und selbst der Vielbesitzende meynt zuletzt auch
das alles nutzen zu müssen. Glauben Sie
mir: es ist möglich, daß Ihr Sohn die
sämmtlichen Parkanlagen vernachlässigt und
sich wieder hinter die ernsten Mauern und
unter die hohen Linden seines Großvaters zu¬
rückzieht.

Charlotte war im Stillen erfreut, sich ei¬
nen Sohn verkündigt zu hören, und verzieh
dem Gehülfen deshalb die etwas unfreundliche
Prophezeyung, wie es dereinst ihrem lieben

Verſchwendung. Laſſen Sie uns bey Ihrem
Beyſpiel bleiben, das auffallend genug iſt.
Sobald der Mangel eintritt, ſogleich iſt die
Selbſtbeſchraͤnkung wiedergegeben. Menſchen
die ihren Grund und Boden zu nutzen ge¬
noͤthigt ſind, fuͤhren ſchon wieder Mauern
um ihre Gaͤrten auf, damit ſie ihrer Er¬
zeugniſſe ſicher ſeyen. Daraus entſteht nach
und nach eine neue Anſicht der Dinge.
Das Nuͤtzliche erhaͤlt wieder die Oberhand
und ſelbſt der Vielbeſitzende meynt zuletzt auch
das alles nutzen zu muͤſſen. Glauben Sie
mir: es iſt moͤglich, daß Ihr Sohn die
ſaͤmmtlichen Parkanlagen vernachlaͤſſigt und
ſich wieder hinter die ernſten Mauern und
unter die hohen Linden ſeines Großvaters zu¬
ruͤckzieht.

Charlotte war im Stillen erfreut, ſich ei¬
nen Sohn verkuͤndigt zu hoͤren, und verzieh
dem Gehuͤlfen deshalb die etwas unfreundliche
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[156/0159] Verſchwendung. Laſſen Sie uns bey Ihrem Beyſpiel bleiben, das auffallend genug iſt. Sobald der Mangel eintritt, ſogleich iſt die Selbſtbeſchraͤnkung wiedergegeben. Menſchen die ihren Grund und Boden zu nutzen ge¬ noͤthigt ſind, fuͤhren ſchon wieder Mauern um ihre Gaͤrten auf, damit ſie ihrer Er¬ zeugniſſe ſicher ſeyen. Daraus entſteht nach und nach eine neue Anſicht der Dinge. Das Nuͤtzliche erhaͤlt wieder die Oberhand und ſelbſt der Vielbeſitzende meynt zuletzt auch das alles nutzen zu muͤſſen. Glauben Sie mir: es iſt moͤglich, daß Ihr Sohn die ſaͤmmtlichen Parkanlagen vernachlaͤſſigt und ſich wieder hinter die ernſten Mauern und unter die hohen Linden ſeines Großvaters zu¬ ruͤckzieht. Charlotte war im Stillen erfreut, ſich ei¬ nen Sohn verkuͤndigt zu hoͤren, und verzieh dem Gehuͤlfen deshalb die etwas unfreundliche Prophezeyung, wie es dereinſt ihrem lieben

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/159>, abgerufen am 24.11.2024.