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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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schönen Park ergehen könne. Sie versetzte
deshalb ganz freundlich: Wir sind beyde noch
nicht alt genug um dergleichen Widersprüche
mehrmals erlebt zu haben; allein wenn man
sich in seine frühe Jugend zurückdenkt, sich
erinnert worüber man von älteren Per¬
sonen klagen gehört, Länder und Städte mit
in die Betrachtung aufnimmt: so möchte wohl
gegen die Bemerkung nichts einzuwenden seyn.
Sollte man denn aber einem solchen Natur¬
gang nichts entgegensetzen, sollte man Vater
und Sohn, Aeltern und Kinder nicht in Ue¬
bereinstimmung bringen können? Sie haben
mir freundlich einen Knaben geweissagt; müßte
denn der gerade mit seinem Vater im Wider¬
spruch stehen? zerstören was seine Aeltern
erbaut haben? anstatt es zu vollenden und
zu erheben wenn er in demselben Sinne fort¬
fährt.

Dazu giebt es auch wohl ein vernünftiges
Mittel, versetzte der Gehülfe, das aber von

ſchoͤnen Park ergehen koͤnne. Sie verſetzte
deshalb ganz freundlich: Wir ſind beyde noch
nicht alt genug um dergleichen Widerſpruͤche
mehrmals erlebt zu haben; allein wenn man
ſich in ſeine fruͤhe Jugend zuruͤckdenkt, ſich
erinnert woruͤber man von aͤlteren Per¬
ſonen klagen gehoͤrt, Laͤnder und Staͤdte mit
in die Betrachtung aufnimmt: ſo moͤchte wohl
gegen die Bemerkung nichts einzuwenden ſeyn.
Sollte man denn aber einem ſolchen Natur¬
gang nichts entgegenſetzen, ſollte man Vater
und Sohn, Aeltern und Kinder nicht in Ue¬
bereinſtimmung bringen koͤnnen? Sie haben
mir freundlich einen Knaben geweiſſagt; muͤßte
denn der gerade mit ſeinem Vater im Wider¬
ſpruch ſtehen? zerſtoͤren was ſeine Aeltern
erbaut haben? anſtatt es zu vollenden und
zu erheben wenn er in demſelben Sinne fort¬
faͤhrt.

Dazu giebt es auch wohl ein vernuͤnftiges
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[157/0160] ſchoͤnen Park ergehen koͤnne. Sie verſetzte deshalb ganz freundlich: Wir ſind beyde noch nicht alt genug um dergleichen Widerſpruͤche mehrmals erlebt zu haben; allein wenn man ſich in ſeine fruͤhe Jugend zuruͤckdenkt, ſich erinnert woruͤber man von aͤlteren Per¬ ſonen klagen gehoͤrt, Laͤnder und Staͤdte mit in die Betrachtung aufnimmt: ſo moͤchte wohl gegen die Bemerkung nichts einzuwenden ſeyn. Sollte man denn aber einem ſolchen Natur¬ gang nichts entgegenſetzen, ſollte man Vater und Sohn, Aeltern und Kinder nicht in Ue¬ bereinſtimmung bringen koͤnnen? Sie haben mir freundlich einen Knaben geweiſſagt; muͤßte denn der gerade mit ſeinem Vater im Wider¬ ſpruch ſtehen? zerſtoͤren was ſeine Aeltern erbaut haben? anſtatt es zu vollenden und zu erheben wenn er in demſelben Sinne fort¬ faͤhrt. Dazu giebt es auch wohl ein vernuͤnftiges Mittel, verſetzte der Gehuͤlfe, das aber von

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/160>, abgerufen am 17.05.2024.