in sich selbst gewendet, deutlich in ihrem Wollen, fest in ihren Vorsätzen; jedes einzeln geliebt und geehrt von seinen Gespielen; im¬ mer Widersacher wenn sie zusammen waren, immer aufbauend für sich allein, immer wech¬ selsweise zerstörend wo sie sich begegneten; nicht wetteifernd nach Einem Ziel, aber im¬ mer kämpfend um Einen Zweck; gutartig durchaus und liebenswürdig, und nur has¬ send, ja bösartig, indem sie sich auf einander bezogen.
Dieses wunderliche Verhältniß zeigte sich schon bey kindischen Spielen, es zeigte sich bey zunehmenden Jahren. Und wie die Knaben Krieg zu spielen, sich in Parteyen zu sondern, einander Schlachten zu liefern pflegen, so stellte sich das trotzig muthige Mädchen einst an die Spitze des einen Heers, und focht gegen das andre mit solcher Gewalt und Erbitte¬ rung, daß dieses schimpflich wäre in die Flucht geschlagen worden, wenn ihr einzelner
in ſich ſelbſt gewendet, deutlich in ihrem Wollen, feſt in ihren Vorſaͤtzen; jedes einzeln geliebt und geehrt von ſeinen Geſpielen; im¬ mer Widerſacher wenn ſie zuſammen waren, immer aufbauend fuͤr ſich allein, immer wech¬ ſelsweiſe zerſtoͤrend wo ſie ſich begegneten; nicht wetteifernd nach Einem Ziel, aber im¬ mer kaͤmpfend um Einen Zweck; gutartig durchaus und liebenswuͤrdig, und nur haſ¬ ſend, ja boͤsartig, indem ſie ſich auf einander bezogen.
Dieſes wunderliche Verhaͤltniß zeigte ſich ſchon bey kindiſchen Spielen, es zeigte ſich bey zunehmenden Jahren. Und wie die Knaben Krieg zu ſpielen, ſich in Parteyen zu ſondern, einander Schlachten zu liefern pflegen, ſo ſtellte ſich das trotzig muthige Maͤdchen einſt an die Spitze des einen Heers, und focht gegen das andre mit ſolcher Gewalt und Erbitte¬ rung, daß dieſes ſchimpflich waͤre in die Flucht geſchlagen worden, wenn ihr einzelner
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in ſich ſelbſt gewendet, deutlich in ihrem
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geliebt und geehrt von ſeinen Geſpielen; im¬
mer Widerſacher wenn ſie zuſammen waren,
immer aufbauend fuͤr ſich allein, immer wech¬
ſelsweiſe zerſtoͤrend wo ſie ſich begegneten;
nicht wetteifernd nach Einem Ziel, aber im¬
mer kaͤmpfend um Einen Zweck; gutartig
durchaus und liebenswuͤrdig, und nur haſ¬
ſend, ja boͤsartig, indem ſie ſich auf einander
bezogen.
Dieſes wunderliche Verhaͤltniß zeigte ſich
ſchon bey kindiſchen Spielen, es zeigte ſich bey
zunehmenden Jahren. Und wie die Knaben
Krieg zu ſpielen, ſich in Parteyen zu ſondern,
einander Schlachten zu liefern pflegen, ſo ſtellte
ſich das trotzig muthige Maͤdchen einſt an
die Spitze des einen Heers, und focht gegen
das andre mit ſolcher Gewalt und Erbitte¬
rung, daß dieſes ſchimpflich waͤre in die
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/201>, abgerufen am 21.11.2024.
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