Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Klosters mit Einsicht und Neigung sich auch
an diesem kleineren Gebäude bewährt, und
es wirkte noch immer ernst und angenehm
auf den Betrachter, obgleich die innere neue
Einrichtung zum protestantischen Gottesdienste
ihm etwas von seiner Ruhe und Majestät
genommen hatte.

Dem Architecten fiel es nicht schwer, sich
von Charlotten eine mäßige Summe zu er¬
bitten, wovon er das Aeußere sowohl als das
Innere im alterthümlichen Sinne herzustellen
und mit dem davor liegenden Auferstehungs¬
felde zur Uebereinstimmung zu bringen ge¬
dachte. Er hatte selbst viel Handgeschick,
und einige Arbeiter, die noch am Hausbau
beschäftigt waren, wollte man gern so lange
beybehalten bis auch dieses fromme Werk
vollendet wäre.

Man war nunmehr in dem Falle, das
Gebäude selbst mit allen Umgebungen und

Kloſters mit Einſicht und Neigung ſich auch
an dieſem kleineren Gebaͤude bewaͤhrt, und
es wirkte noch immer ernſt und angenehm
auf den Betrachter, obgleich die innere neue
Einrichtung zum proteſtantiſchen Gottesdienſte
ihm etwas von ſeiner Ruhe und Majeſtaͤt
genommen hatte.

Dem Architecten fiel es nicht ſchwer, ſich
von Charlotten eine maͤßige Summe zu er¬
bitten, wovon er das Aeußere ſowohl als das
Innere im alterthuͤmlichen Sinne herzuſtellen
und mit dem davor liegenden Auferſtehungs¬
felde zur Uebereinſtimmung zu bringen ge¬
dachte. Er hatte ſelbſt viel Handgeſchick,
und einige Arbeiter, die noch am Hausbau
beſchaͤftigt waren, wollte man gern ſo lange
beybehalten bis auch dieſes fromme Werk
vollendet waͤre.

Man war nunmehr in dem Falle, das
Gebaͤude ſelbſt mit allen Umgebungen und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0023" n="20"/>
Klo&#x017F;ters mit Ein&#x017F;icht und Neigung &#x017F;ich auch<lb/>
an die&#x017F;em kleineren Geba&#x0364;ude bewa&#x0364;hrt, und<lb/>
es wirkte noch immer ern&#x017F;t und angenehm<lb/>
auf den Betrachter, obgleich die innere neue<lb/>
Einrichtung zum prote&#x017F;tanti&#x017F;chen Gottesdien&#x017F;te<lb/>
ihm etwas von &#x017F;einer Ruhe und Maje&#x017F;ta&#x0364;t<lb/>
genommen hatte.</p><lb/>
        <p>Dem Architecten fiel es nicht &#x017F;chwer, &#x017F;ich<lb/>
von Charlotten eine ma&#x0364;ßige Summe zu er¬<lb/>
bitten, wovon er das Aeußere &#x017F;owohl als das<lb/>
Innere im alterthu&#x0364;mlichen Sinne herzu&#x017F;tellen<lb/>
und mit dem davor liegenden Aufer&#x017F;tehungs¬<lb/>
felde zur Ueberein&#x017F;timmung zu bringen ge¬<lb/>
dachte. Er hatte &#x017F;elb&#x017F;t viel Handge&#x017F;chick,<lb/>
und einige Arbeiter, die noch am Hausbau<lb/>
be&#x017F;cha&#x0364;ftigt waren, wollte man gern &#x017F;o lange<lb/>
beybehalten bis auch die&#x017F;es fromme Werk<lb/>
vollendet wa&#x0364;re.</p><lb/>
        <p>Man war nunmehr in dem Falle, das<lb/>
Geba&#x0364;ude &#x017F;elb&#x017F;t mit allen Umgebungen und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0023] Kloſters mit Einſicht und Neigung ſich auch an dieſem kleineren Gebaͤude bewaͤhrt, und es wirkte noch immer ernſt und angenehm auf den Betrachter, obgleich die innere neue Einrichtung zum proteſtantiſchen Gottesdienſte ihm etwas von ſeiner Ruhe und Majeſtaͤt genommen hatte. Dem Architecten fiel es nicht ſchwer, ſich von Charlotten eine maͤßige Summe zu er¬ bitten, wovon er das Aeußere ſowohl als das Innere im alterthuͤmlichen Sinne herzuſtellen und mit dem davor liegenden Auferſtehungs¬ felde zur Uebereinſtimmung zu bringen ge¬ dachte. Er hatte ſelbſt viel Handgeſchick, und einige Arbeiter, die noch am Hausbau beſchaͤftigt waren, wollte man gern ſo lange beybehalten bis auch dieſes fromme Werk vollendet waͤre. Man war nunmehr in dem Falle, das Gebaͤude ſelbſt mit allen Umgebungen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/23
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/23>, abgerufen am 24.11.2024.