Völlig fremde und gegen einander gleich¬ gültige Menschen, wenn sie eine Zeit lang zusammen leben, kehren ihr Inneres wechsel¬ seitig heraus, und es muß eine gewisse Ver¬ traulichkeit entstehen. Um so mehr läßt sich erwarten, daß unsern beyden Freunden, in¬ dem sie wieder neben einander wohnten, täg¬ lich und stündlich zusammen umgingen, ge¬ genseitig nichts verborgen blieb. Sie wieder¬ hohlten das Andenken ihrer früheren Zustän¬ de, und der Major verhehlte nicht, daß Char¬ lotte Eduarden, als er von Reisen zurückge¬ kommen, Ottilien zugedacht, daß sie ihm das schöne Kind in der Folge zu vermählen ge¬ meynt habe. Eduard bis zur Verwirrung
Dreyzehntes Kapitel.
Voͤllig fremde und gegen einander gleich¬ guͤltige Menſchen, wenn ſie eine Zeit lang zuſammen leben, kehren ihr Inneres wechſel¬ ſeitig heraus, und es muß eine gewiſſe Ver¬ traulichkeit entſtehen. Um ſo mehr laͤßt ſich erwarten, daß unſern beyden Freunden, in¬ dem ſie wieder neben einander wohnten, taͤg¬ lich und ſtuͤndlich zuſammen umgingen, ge¬ genſeitig nichts verborgen blieb. Sie wieder¬ hohlten das Andenken ihrer fruͤheren Zuſtaͤn¬ de, und der Major verhehlte nicht, daß Char¬ lotte Eduarden, als er von Reiſen zuruͤckge¬ kommen, Ottilien zugedacht, daß ſie ihm das ſchoͤne Kind in der Folge zu vermaͤhlen ge¬ meynt habe. Eduard bis zur Verwirrung
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Dreyzehntes Kapitel.
Voͤllig fremde und gegen einander gleich¬
guͤltige Menſchen, wenn ſie eine Zeit lang
zuſammen leben, kehren ihr Inneres wechſel¬
ſeitig heraus, und es muß eine gewiſſe Ver¬
traulichkeit entſtehen. Um ſo mehr laͤßt ſich
erwarten, daß unſern beyden Freunden, in¬
dem ſie wieder neben einander wohnten, taͤg¬
lich und ſtuͤndlich zuſammen umgingen, ge¬
genſeitig nichts verborgen blieb. Sie wieder¬
hohlten das Andenken ihrer fruͤheren Zuſtaͤn¬
de, und der Major verhehlte nicht, daß Char¬
lotte Eduarden, als er von Reiſen zuruͤckge¬
kommen, Ottilien zugedacht, daß ſie ihm das
ſchoͤne Kind in der Folge zu vermaͤhlen ge¬
meynt habe. Eduard bis zur Verwirrung
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. [242]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/245>, abgerufen am 24.11.2024.
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