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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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Vor allem andern zeigte er versprochener¬
maßen den Frauen die verschiedenen Nachbil¬
dungen und Entwürfe von alten Grabmonu¬
menten, Gefäßen und andern dahin sich nä¬
hernden Dingen, und als man im Gespräch
auf die einfacheren Grabhügel der nordischen
Völker zu reden kam, brachte er seine Samm¬
lung von mancherley Waffen und Geräth¬
schaften die darin gefunden worden, zur An¬
sicht. Er hatte alles sehr reinlich und trag¬
bar in Schubladen und Fächern auf einge¬
schnittenen mit Tuch überzogenen Brettern, so
daß diese alten ernsten Dinge durch seine Be¬
handlung etwas Putzhaftes annahmen und man
mit Vergnügen darauf, wie auf die Kästchen
eines Modehändlers hinblickte. Und da er
einmal im Vorzeigen war, da die Einsamkeit
eine Unterhaltung forderte, so pflegte er jeden
Abend mit einem Theil seiner Schätze her¬
vorzutreten. Sie waren meistentheils deut¬
schen Ursprungs: Bracteaten, Dickmünzen,
Siegel und was sonst sich noch anschließen

Vor allem andern zeigte er verſprochener¬
maßen den Frauen die verſchiedenen Nachbil¬
dungen und Entwuͤrfe von alten Grabmonu¬
menten, Gefaͤßen und andern dahin ſich naͤ¬
hernden Dingen, und als man im Geſpraͤch
auf die einfacheren Grabhuͤgel der nordiſchen
Voͤlker zu reden kam, brachte er ſeine Samm¬
lung von mancherley Waffen und Geraͤth¬
ſchaften die darin gefunden worden, zur An¬
ſicht. Er hatte alles ſehr reinlich und trag¬
bar in Schubladen und Faͤchern auf einge¬
ſchnittenen mit Tuch uͤberzogenen Brettern, ſo
daß dieſe alten ernſten Dinge durch ſeine Be¬
handlung etwas Putzhaftes annahmen und man
mit Vergnuͤgen darauf, wie auf die Kaͤſtchen
eines Modehaͤndlers hinblickte. Und da er
einmal im Vorzeigen war, da die Einſamkeit
eine Unterhaltung forderte, ſo pflegte er jeden
Abend mit einem Theil ſeiner Schaͤtze her¬
vorzutreten. Sie waren meiſtentheils deut¬
ſchen Urſprungs: Bracteaten, Dickmuͤnzen,
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[22/0025] Vor allem andern zeigte er verſprochener¬ maßen den Frauen die verſchiedenen Nachbil¬ dungen und Entwuͤrfe von alten Grabmonu¬ menten, Gefaͤßen und andern dahin ſich naͤ¬ hernden Dingen, und als man im Geſpraͤch auf die einfacheren Grabhuͤgel der nordiſchen Voͤlker zu reden kam, brachte er ſeine Samm¬ lung von mancherley Waffen und Geraͤth¬ ſchaften die darin gefunden worden, zur An¬ ſicht. Er hatte alles ſehr reinlich und trag¬ bar in Schubladen und Faͤchern auf einge¬ ſchnittenen mit Tuch uͤberzogenen Brettern, ſo daß dieſe alten ernſten Dinge durch ſeine Be¬ handlung etwas Putzhaftes annahmen und man mit Vergnuͤgen darauf, wie auf die Kaͤſtchen eines Modehaͤndlers hinblickte. Und da er einmal im Vorzeigen war, da die Einſamkeit eine Unterhaltung forderte, ſo pflegte er jeden Abend mit einem Theil ſeiner Schaͤtze her¬ vorzutreten. Sie waren meiſtentheils deut¬ ſchen Urſprungs: Bracteaten, Dickmuͤnzen, Siegel und was ſonſt ſich noch anſchließen

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/25>, abgerufen am 21.11.2024.