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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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man sich einander die einzelnen Mittel ver¬
birgt, nur erst der Ausgang, die Zwecke, das
Erreichte wieder zum Gemeingut werden.

Nach soviel wundervollen und unglückli¬
chen Ereignissen war denn auch ein gewisser
stiller Ernst über die Freundinnen gekommen,
der sich in einer liebenswürdigen Schonung
äußerte. Ganz in der Stille hatte Charlotte
das Kind nach der Kapelle gesendet. Es ruh¬
te dort als das erste Opfer eines ahndungs¬
vollen Verhängnisses.

Charlotte kehrte sich, so viel es ihr mög¬
lich war, gegen das Leben zurück, und hier
fand sie Ottilien zuerst, die ihres Beystandes
bedurfte. Sie beschäftigte sich vorzüglich mit
ihr, ohne es jedoch merken zu lassen. Sie
wußte wie sehr das himmlische Kind Eduar¬
den liebte; sie hatte nach und nach die Scene
die dem Unglück vorher gegangen war, her¬
ausgeforscht, und jeden Umstand, theils von

man ſich einander die einzelnen Mittel ver¬
birgt, nur erſt der Ausgang, die Zwecke, das
Erreichte wieder zum Gemeingut werden.

Nach ſoviel wundervollen und ungluͤckli¬
chen Ereigniſſen war denn auch ein gewiſſer
ſtiller Ernſt uͤber die Freundinnen gekommen,
der ſich in einer liebenswuͤrdigen Schonung
aͤußerte. Ganz in der Stille hatte Charlotte
das Kind nach der Kapelle geſendet. Es ruh¬
te dort als das erſte Opfer eines ahndungs¬
vollen Verhaͤngniſſes.

Charlotte kehrte ſich, ſo viel es ihr moͤg¬
lich war, gegen das Leben zuruͤck, und hier
fand ſie Ottilien zuerſt, die ihres Beyſtandes
bedurfte. Sie beſchaͤftigte ſich vorzuͤglich mit
ihr, ohne es jedoch merken zu laſſen. Sie
wußte wie ſehr das himmliſche Kind Eduar¬
den liebte; ſie hatte nach und nach die Scene
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[272/0275] man ſich einander die einzelnen Mittel ver¬ birgt, nur erſt der Ausgang, die Zwecke, das Erreichte wieder zum Gemeingut werden. Nach ſoviel wundervollen und ungluͤckli¬ chen Ereigniſſen war denn auch ein gewiſſer ſtiller Ernſt uͤber die Freundinnen gekommen, der ſich in einer liebenswuͤrdigen Schonung aͤußerte. Ganz in der Stille hatte Charlotte das Kind nach der Kapelle geſendet. Es ruh¬ te dort als das erſte Opfer eines ahndungs¬ vollen Verhaͤngniſſes. Charlotte kehrte ſich, ſo viel es ihr moͤg¬ lich war, gegen das Leben zuruͤck, und hier fand ſie Ottilien zuerſt, die ihres Beyſtandes bedurfte. Sie beſchaͤftigte ſich vorzuͤglich mit ihr, ohne es jedoch merken zu laſſen. Sie wußte wie ſehr das himmliſche Kind Eduar¬ den liebte; ſie hatte nach und nach die Scene die dem Ungluͤck vorher gegangen war, her¬ ausgeforſcht, und jeden Umſtand, theils von

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/275>, abgerufen am 24.11.2024.