Gestalt sich verwandelt hatte, aus dem Zim¬ mer gehen.
Sie erlassen uns wohl das siebente Ge¬ bot, sagte Charlotte mit erzwungenem Lächeln. Alle die übrigen, versetzte Mittler, wenn ich nur das rette, worauf die andern beruhen.
Mit entsetzlichem Schrey hereinstürzend rief Nanny: Sie stirbt! Die Fräulein stirbt! Kommen Sie! kommen Sie!
Als Ottilie nach ihrem Zimmer schwan¬ kend zurückgekommen war, lag der morgende Schmuck auf mehreren Stühlen völlig aus¬ gebreitet, und das Mädchen, das betrachtend und bewundernd daran hin und herging, rief jubelnd aus: Sehen Sie nur, liebste Fräu¬ lein, das ist ein Brautschmuck ganz Ihrer werth!
Ottilie vernahm diese Worte und sank auf den Sopha. Nanny sieht ihre Herrinn erblas¬
II. 21
Geſtalt ſich verwandelt hatte, aus dem Zim¬ mer gehen.
Sie erlaſſen uns wohl das ſiebente Ge¬ bot, ſagte Charlotte mit erzwungenem Laͤcheln. Alle die uͤbrigen, verſetzte Mittler, wenn ich nur das rette, worauf die andern beruhen.
Mit entſetzlichem Schrey hereinſtuͤrzend rief Nanny: Sie ſtirbt! Die Fraͤulein ſtirbt! Kommen Sie! kommen Sie!
Als Ottilie nach ihrem Zimmer ſchwan¬ kend zuruͤckgekommen war, lag der morgende Schmuck auf mehreren Stuͤhlen voͤllig aus¬ gebreitet, und das Maͤdchen, das betrachtend und bewundernd daran hin und herging, rief jubelnd aus: Sehen Sie nur, liebſte Fraͤu¬ lein, das iſt ein Brautſchmuck ganz Ihrer werth!
Ottilie vernahm dieſe Worte und ſank auf den Sopha. Nanny ſieht ihre Herrinn erblaſ¬
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Geſtalt ſich verwandelt hatte, aus dem Zim¬
mer gehen.
Sie erlaſſen uns wohl das ſiebente Ge¬
bot, ſagte Charlotte mit erzwungenem Laͤcheln.
Alle die uͤbrigen, verſetzte Mittler, wenn ich
nur das rette, worauf die andern beruhen.
Mit entſetzlichem Schrey hereinſtuͤrzend
rief Nanny: Sie ſtirbt! Die Fraͤulein ſtirbt!
Kommen Sie! kommen Sie!
Als Ottilie nach ihrem Zimmer ſchwan¬
kend zuruͤckgekommen war, lag der morgende
Schmuck auf mehreren Stuͤhlen voͤllig aus¬
gebreitet, und das Maͤdchen, das betrachtend
und bewundernd daran hin und herging, rief
jubelnd aus: Sehen Sie nur, liebſte Fraͤu¬
lein, das iſt ein Brautſchmuck ganz Ihrer
werth!
Ottilie vernahm dieſe Worte und ſank auf
den Sopha. Nanny ſieht ihre Herrinn erblaſ¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/324>, abgerufen am 24.11.2024.
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