Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

geln, Auftrennen und Annähen, nicht fertig
werden konnten.

Kaum hatte sie das Haus und die Ge¬
gend erschöpft, als sie sich verpflichtet fühlte,
rings in der Nachbarschaft Besuch abzulegen.
Weil man sehr schnell ritt und fuhr, so
reichte die Nachbarschaft ziemlich fern umher.
Das Schloß ward mit Gegenbesuchen über¬
schwemmt, und damit man sich ja nicht ver¬
fehlen möchte, wurden bald bestimmte Tage
angesetzt.

Indessen Charlotte mit der Tante und
dem Geschäftsträger des Bräutigams die in¬
nern Verhältnisse festzustellen bemüht war,
und Ottilie mit ihren Untergebenen dafür zu
sorgen wußte, daß es an nichts, bey so gro¬
ßem Zudrang, fehlen möchte, da denn Jäger
und Gärtner, Fischer und Krämer in Bewe¬
gung gesetzt wurden; zeigte sich Luciane im¬
mer wie ein brennender Cometenkern, der

4 *

geln, Auftrennen und Annaͤhen, nicht fertig
werden konnten.

Kaum hatte ſie das Haus und die Ge¬
gend erſchoͤpft, als ſie ſich verpflichtet fuͤhlte,
rings in der Nachbarſchaft Beſuch abzulegen.
Weil man ſehr ſchnell ritt und fuhr, ſo
reichte die Nachbarſchaft ziemlich fern umher.
Das Schloß ward mit Gegenbeſuchen uͤber¬
ſchwemmt, und damit man ſich ja nicht ver¬
fehlen moͤchte, wurden bald beſtimmte Tage
angeſetzt.

Indeſſen Charlotte mit der Tante und
dem Geſchaͤftstraͤger des Braͤutigams die in¬
nern Verhaͤltniſſe feſtzuſtellen bemuͤht war,
und Ottilie mit ihren Untergebenen dafuͤr zu
ſorgen wußte, daß es an nichts, bey ſo gro¬
ßem Zudrang, fehlen moͤchte, da denn Jaͤger
und Gaͤrtner, Fiſcher und Kraͤmer in Bewe¬
gung geſetzt wurden; zeigte ſich Luciane im¬
mer wie ein brennender Cometenkern, der

4 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0054" n="51"/>
geln, Auftrennen und Anna&#x0364;hen, nicht fertig<lb/>
werden konnten.</p><lb/>
        <p>Kaum hatte &#x017F;ie das Haus und die Ge¬<lb/>
gend er&#x017F;cho&#x0364;pft, als &#x017F;ie &#x017F;ich verpflichtet fu&#x0364;hlte,<lb/>
rings in der Nachbar&#x017F;chaft Be&#x017F;uch abzulegen.<lb/>
Weil man &#x017F;ehr &#x017F;chnell ritt und fuhr, &#x017F;o<lb/>
reichte die Nachbar&#x017F;chaft ziemlich fern umher.<lb/>
Das Schloß ward mit Gegenbe&#x017F;uchen u&#x0364;ber¬<lb/>
&#x017F;chwemmt, und damit man &#x017F;ich ja nicht ver¬<lb/>
fehlen mo&#x0364;chte, wurden bald be&#x017F;timmte Tage<lb/>
ange&#x017F;etzt.</p><lb/>
        <p>Inde&#x017F;&#x017F;en Charlotte mit der Tante und<lb/>
dem Ge&#x017F;cha&#x0364;ftstra&#x0364;ger des Bra&#x0364;utigams die in¬<lb/>
nern Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e fe&#x017F;tzu&#x017F;tellen bemu&#x0364;ht war,<lb/>
und Ottilie mit ihren Untergebenen dafu&#x0364;r zu<lb/>
&#x017F;orgen wußte, daß es an nichts, bey &#x017F;o gro¬<lb/>
ßem Zudrang, fehlen mo&#x0364;chte, da denn Ja&#x0364;ger<lb/>
und Ga&#x0364;rtner, Fi&#x017F;cher und Kra&#x0364;mer in Bewe¬<lb/>
gung ge&#x017F;etzt wurden; zeigte &#x017F;ich Luciane im¬<lb/>
mer wie ein brennender Cometenkern, der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">4 *<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0054] geln, Auftrennen und Annaͤhen, nicht fertig werden konnten. Kaum hatte ſie das Haus und die Ge¬ gend erſchoͤpft, als ſie ſich verpflichtet fuͤhlte, rings in der Nachbarſchaft Beſuch abzulegen. Weil man ſehr ſchnell ritt und fuhr, ſo reichte die Nachbarſchaft ziemlich fern umher. Das Schloß ward mit Gegenbeſuchen uͤber¬ ſchwemmt, und damit man ſich ja nicht ver¬ fehlen moͤchte, wurden bald beſtimmte Tage angeſetzt. Indeſſen Charlotte mit der Tante und dem Geſchaͤftstraͤger des Braͤutigams die in¬ nern Verhaͤltniſſe feſtzuſtellen bemuͤht war, und Ottilie mit ihren Untergebenen dafuͤr zu ſorgen wußte, daß es an nichts, bey ſo gro¬ ßem Zudrang, fehlen moͤchte, da denn Jaͤger und Gaͤrtner, Fiſcher und Kraͤmer in Bewe¬ gung geſetzt wurden; zeigte ſich Luciane im¬ mer wie ein brennender Cometenkern, der 4 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/54
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/54>, abgerufen am 21.11.2024.