Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 1. Leipzig, 1774.te mich auf ihre Hand und küßte sie unter den wonnevollesten Thränen. Und sah nach ihrem Auge wieder -- Edler! hättest du deine Vergöt- terung in diesem Blikke gesehn, und möcht ich nun deinen so oft entweihten Nahmen nie wieder nennen hören! am 19 Juny. Wo ich neulich mit meiner Erzählung geblieben Was auf unserer Hereinfahrt vom Balle pas- Es war der liebwürdigste Sonnenaufgang. sah
te mich auf ihre Hand und kuͤßte ſie unter den wonnevolleſten Thraͤnen. Und ſah nach ihrem Auge wieder — Edler! haͤtteſt du deine Vergoͤt- terung in dieſem Blikke geſehn, und moͤcht ich nun deinen ſo oft entweihten Nahmen nie wieder nennen hoͤren! am 19 Juny. Wo ich neulich mit meiner Erzaͤhlung geblieben Was auf unſerer Hereinfahrt vom Balle paſ- Es war der liebwuͤrdigſte Sonnenaufgang. ſah
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te mich auf ihre Hand und kuͤßte ſie unter den
wonnevolleſten Thraͤnen. Und ſah nach ihrem
Auge wieder — Edler! haͤtteſt du deine Vergoͤt-
terung in dieſem Blikke geſehn, und moͤcht ich nun
deinen ſo oft entweihten Nahmen nie wieder
nennen hoͤren!
am 19 Juny.
Wo ich neulich mit meiner Erzaͤhlung geblieben
bin, weis ich nicht mehr, das weis ich, daß
es zwey Uhr des Nachts war, als ich zu Bette
kam, und daß, wenn ich dir haͤtte vorſchwaͤzzen koͤn-
nen, ſtatt zu ſchreiben, ich dich vielleicht bis an
Tag aufgehalten haͤtte.
Was auf unſerer Hereinfahrt vom Balle paſ-
ſirt iſt, hab ich noch nicht erzaͤhlt, hab auch heute
keinen Tag dazu.
Es war der liebwuͤrdigſte Sonnenaufgang.
Der troͤpfelnde Wald und das erfriſchte Feld um-
her! Unſere Geſellſchafterinnen nikten ein. Sie
fragte mich, ob ich nicht auch von der Parthie ſeyn
wollte, ihrentwegen ſollt ich unbekuͤmmert ſeyn.
So lang ich dieſe Augen offen ſehe, ſagt’ ich, und
ſah
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