Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

kann mir das auch besser sagen, als Sie, lie-
ber Vater?

V. Ja, mein Kind, das Vergnügen
will ich dir gerne machen. Erstlich sag'
ich dir überhaupt, daß verständigen Leuten,
die sich fassen können, und nicht gleich vor
Furcht oder Schrecken außer sich sind, und
sich nicht mehr besinnen können, ganz und
gar nichts spukt. Ferner, daß dreiste Leu-
te, die drauf losgehen und zugreifen, wenn
es heißt: da steht ein Spukeding, gemeinig-
lich die Sache entdecken, was es gewesen
ist. Mir hat in meinem Leben nichts ge-
spukt, da ich doch so viel auf Reisen gewe-
sen, so manche liebe stockfinstre Nacht gereist,
und an so manchem fremden Orte gewesen
bin. Daraus kannst du schon sehen, liebes
Kind, daß es einfältige, leichtgläubige Leu-
te sind, die sich so was weißmachen lassen,
oder daß sie zu furchtsam sind, die Sache zu

unter-

kann mir das auch beſſer ſagen, als Sie, lie-
ber Vater?

V. Ja, mein Kind, das Vergnuͤgen
will ich dir gerne machen. Erſtlich ſag’
ich dir uͤberhaupt, daß verſtaͤndigen Leuten,
die ſich faſſen koͤnnen, und nicht gleich vor
Furcht oder Schrecken außer ſich ſind, und
ſich nicht mehr beſinnen koͤnnen, ganz und
gar nichts ſpukt. Ferner, daß dreiſte Leu-
te, die drauf losgehen und zugreifen, wenn
es heißt: da ſteht ein Spukeding, gemeinig-
lich die Sache entdecken, was es geweſen
iſt. Mir hat in meinem Leben nichts ge-
ſpukt, da ich doch ſo viel auf Reiſen gewe-
ſen, ſo manche liebe ſtockfinſtre Nacht gereiſt,
und an ſo manchem fremden Orte geweſen
bin. Daraus kannſt du ſchon ſehen, liebes
Kind, daß es einfaͤltige, leichtglaͤubige Leu-
te ſind, die ſich ſo was weißmachen laſſen,
oder daß ſie zu furchtſam ſind, die Sache zu

unter-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0192" n="170"/>
kann mir das auch be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;agen, als Sie, lie-<lb/>
ber Vater?</p><lb/>
        <p>V. Ja, mein Kind, das Vergnu&#x0364;gen<lb/>
will ich dir gerne machen. Er&#x017F;tlich &#x017F;ag&#x2019;<lb/>
ich dir u&#x0364;berhaupt, daß ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen Leuten,<lb/>
die &#x017F;ich fa&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen, und nicht gleich vor<lb/>
Furcht oder Schrecken außer &#x017F;ich &#x017F;ind, und<lb/>
&#x017F;ich nicht mehr be&#x017F;innen ko&#x0364;nnen, ganz und<lb/>
gar nichts &#x017F;pukt. Ferner, daß drei&#x017F;te Leu-<lb/>
te, die drauf losgehen und zugreifen, wenn<lb/>
es heißt: da &#x017F;teht ein Spukeding, gemeinig-<lb/>
lich die Sache entdecken, was es gewe&#x017F;en<lb/>
i&#x017F;t. Mir hat in meinem Leben nichts ge-<lb/>
&#x017F;pukt, da ich doch &#x017F;o viel auf Rei&#x017F;en gewe-<lb/>
&#x017F;en, &#x017F;o manche liebe &#x017F;tockfin&#x017F;tre Nacht gerei&#x017F;t,<lb/>
und an &#x017F;o manchem fremden Orte gewe&#x017F;en<lb/>
bin. Daraus kann&#x017F;t du &#x017F;chon &#x017F;ehen, liebes<lb/>
Kind, daß es einfa&#x0364;ltige, leichtgla&#x0364;ubige Leu-<lb/>
te &#x017F;ind, die &#x017F;ich &#x017F;o was weißmachen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
oder daß &#x017F;ie zu furcht&#x017F;am &#x017F;ind, die Sache zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">unter-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0192] kann mir das auch beſſer ſagen, als Sie, lie- ber Vater? V. Ja, mein Kind, das Vergnuͤgen will ich dir gerne machen. Erſtlich ſag’ ich dir uͤberhaupt, daß verſtaͤndigen Leuten, die ſich faſſen koͤnnen, und nicht gleich vor Furcht oder Schrecken außer ſich ſind, und ſich nicht mehr beſinnen koͤnnen, ganz und gar nichts ſpukt. Ferner, daß dreiſte Leu- te, die drauf losgehen und zugreifen, wenn es heißt: da ſteht ein Spukeding, gemeinig- lich die Sache entdecken, was es geweſen iſt. Mir hat in meinem Leben nichts ge- ſpukt, da ich doch ſo viel auf Reiſen gewe- ſen, ſo manche liebe ſtockfinſtre Nacht gereiſt, und an ſo manchem fremden Orte geweſen bin. Daraus kannſt du ſchon ſehen, liebes Kind, daß es einfaͤltige, leichtglaͤubige Leu- te ſind, die ſich ſo was weißmachen laſſen, oder daß ſie zu furchtſam ſind, die Sache zu unter-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/192
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/192>, abgerufen am 24.11.2024.