Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

D. Vater! das kann ich nicht; aber ich
wundere mich über ihre Dreistigkeit. Was
war es denn?

V. So mußt du auch werden, wenn du
dich nicht vor allem Quark fürchten willst.
Es war, horche wohl zu: es war der alte
Stallziegenbock. Der hatte sich den Abend
zuvor ins Haus geschlichen, war nach dem
Malze auf der andern Stube gegangen, und
war erst an meine Thür unrecht gekommen.
Natürlich sahe er im Mondschein mit seinem
Barte wie das mir beschriebene graue Männ-
chen aus.

Die Komödie ist noch nicht aus. Ich
war so böse, daß ich ihn auf den Fuß nahm,
und über Hals und Kopf die Treppe herun-
ter schmiß. Der Prediger und seine Frau
schliefen unten bey der Wohnstube. Als sie
den Schuß hören, springen sie auf, und
nach der Thür, weil sie glauben, es sind Die-

be

D. Vater! das kann ich nicht; aber ich
wundere mich uͤber ihre Dreiſtigkeit. Was
war es denn?

V. So mußt du auch werden, wenn du
dich nicht vor allem Quark fuͤrchten willſt.
Es war, horche wohl zu: es war der alte
Stallziegenbock. Der hatte ſich den Abend
zuvor ins Haus geſchlichen, war nach dem
Malze auf der andern Stube gegangen, und
war erſt an meine Thuͤr unrecht gekommen.
Natuͤrlich ſahe er im Mondſchein mit ſeinem
Barte wie das mir beſchriebene graue Maͤnn-
chen aus.

Die Komoͤdie iſt noch nicht aus. Ich
war ſo boͤſe, daß ich ihn auf den Fuß nahm,
und uͤber Hals und Kopf die Treppe herun-
ter ſchmiß. Der Prediger und ſeine Frau
ſchliefen unten bey der Wohnſtube. Als ſie
den Schuß hoͤren, ſpringen ſie auf, und
nach der Thuͤr, weil ſie glauben, es ſind Die-

be
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0209" n="187"/>
        <p>D. Vater! das kann ich nicht; aber ich<lb/>
wundere mich u&#x0364;ber ihre Drei&#x017F;tigkeit. Was<lb/>
war es denn?</p><lb/>
        <p>V. So mußt du auch werden, wenn du<lb/>
dich nicht vor allem Quark fu&#x0364;rchten will&#x017F;t.<lb/>
Es war, horche wohl zu: es war der alte<lb/><hi rendition="#fr">Stallziegenbock</hi>. Der hatte &#x017F;ich den Abend<lb/>
zuvor ins Haus ge&#x017F;chlichen, war nach dem<lb/>
Malze auf der andern Stube gegangen, und<lb/>
war er&#x017F;t an meine Thu&#x0364;r unrecht gekommen.<lb/>
Natu&#x0364;rlich &#x017F;ahe er im Mond&#x017F;chein mit &#x017F;einem<lb/>
Barte wie das mir be&#x017F;chriebene graue Ma&#x0364;nn-<lb/>
chen aus.</p><lb/>
        <p>Die Komo&#x0364;die i&#x017F;t noch nicht aus. Ich<lb/>
war &#x017F;o bo&#x0364;&#x017F;e, daß ich ihn auf den Fuß nahm,<lb/>
und u&#x0364;ber Hals und Kopf die Treppe herun-<lb/>
ter &#x017F;chmiß. Der Prediger und &#x017F;eine Frau<lb/>
&#x017F;chliefen unten bey der Wohn&#x017F;tube. Als &#x017F;ie<lb/>
den Schuß ho&#x0364;ren, &#x017F;pringen &#x017F;ie auf, und<lb/>
nach der Thu&#x0364;r, weil &#x017F;ie glauben, es &#x017F;ind Die-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0209] D. Vater! das kann ich nicht; aber ich wundere mich uͤber ihre Dreiſtigkeit. Was war es denn? V. So mußt du auch werden, wenn du dich nicht vor allem Quark fuͤrchten willſt. Es war, horche wohl zu: es war der alte Stallziegenbock. Der hatte ſich den Abend zuvor ins Haus geſchlichen, war nach dem Malze auf der andern Stube gegangen, und war erſt an meine Thuͤr unrecht gekommen. Natuͤrlich ſahe er im Mondſchein mit ſeinem Barte wie das mir beſchriebene graue Maͤnn- chen aus. Die Komoͤdie iſt noch nicht aus. Ich war ſo boͤſe, daß ich ihn auf den Fuß nahm, und uͤber Hals und Kopf die Treppe herun- ter ſchmiß. Der Prediger und ſeine Frau ſchliefen unten bey der Wohnſtube. Als ſie den Schuß hoͤren, ſpringen ſie auf, und nach der Thuͤr, weil ſie glauben, es ſind Die- be

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/209
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/209>, abgerufen am 24.11.2024.