Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

bracht hat. Tausend Thaler hat er meinem
Vater gebracht. Gleich schloß sie der Vater
in seinen Schrank. Ich sollte es nicht wis-
sen. Heysa! nun weiß ichs doch. Heysa!
nun wird mir der Vater schon noch ein neues
Kleid kaufen.

Der eine Knecht hörte das kaum, so
machte er schon einen Anschlag auf das Geld.
Des andern Morgens war der Schrank auf-
gebrochen, und Knecht und Geld waren fort.

Ist es wohl rathsam, daß die Kinder al-
les wissen? Wie groß war der Schaden, den
Louise durch ihre Neugier und Schwatzhaf-
tigkeit anrichtete!

Die neugierigen Leute sind sehr leicht-
gläubig, und lassen sich alles aufbinden. So
giengs Louisen auch.

Sie war in der Gesindestube, wo zwey
mit einander heimlich sprachen. O! wie
quälte sie die Leute, das zu wissen, was sie

gespro-
O 3

bracht hat. Tauſend Thaler hat er meinem
Vater gebracht. Gleich ſchloß ſie der Vater
in ſeinen Schrank. Ich ſollte es nicht wiſ-
ſen. Heyſa! nun weiß ichs doch. Heyſa!
nun wird mir der Vater ſchon noch ein neues
Kleid kaufen.

Der eine Knecht hoͤrte das kaum, ſo
machte er ſchon einen Anſchlag auf das Geld.
Des andern Morgens war der Schrank auf-
gebrochen, und Knecht und Geld waren fort.

Iſt es wohl rathſam, daß die Kinder al-
les wiſſen? Wie groß war der Schaden, den
Louiſe durch ihre Neugier und Schwatzhaf-
tigkeit anrichtete!

Die neugierigen Leute ſind ſehr leicht-
glaͤubig, und laſſen ſich alles aufbinden. So
giengs Louiſen auch.

Sie war in der Geſindeſtube, wo zwey
mit einander heimlich ſprachen. O! wie
quaͤlte ſie die Leute, das zu wiſſen, was ſie

geſpro-
O 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0235" n="213"/>
bracht hat. Tau&#x017F;end Thaler hat er meinem<lb/>
Vater gebracht. Gleich &#x017F;chloß &#x017F;ie der Vater<lb/>
in &#x017F;einen Schrank. Ich &#x017F;ollte es nicht wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Hey&#x017F;a! nun weiß ichs doch. Hey&#x017F;a!<lb/>
nun wird mir der Vater &#x017F;chon noch ein neues<lb/>
Kleid kaufen.</p><lb/>
        <p>Der eine Knecht ho&#x0364;rte das kaum, &#x017F;o<lb/>
machte er &#x017F;chon einen An&#x017F;chlag auf das Geld.<lb/>
Des andern Morgens war der Schrank auf-<lb/>
gebrochen, und Knecht und Geld waren fort.</p><lb/>
        <p>I&#x017F;t es wohl rath&#x017F;am, daß die Kinder al-<lb/>
les wi&#x017F;&#x017F;en? Wie groß war der Schaden, den<lb/>
Loui&#x017F;e durch ihre Neugier und Schwatzhaf-<lb/>
tigkeit anrichtete!</p><lb/>
        <p>Die neugierigen Leute &#x017F;ind &#x017F;ehr leicht-<lb/>
gla&#x0364;ubig, und la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich alles aufbinden. So<lb/>
giengs Loui&#x017F;en auch.</p><lb/>
        <p>Sie war in der Ge&#x017F;inde&#x017F;tube, wo zwey<lb/>
mit einander heimlich &#x017F;prachen. O! wie<lb/>
qua&#x0364;lte &#x017F;ie die Leute, das zu wi&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ge&#x017F;pro-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0235] bracht hat. Tauſend Thaler hat er meinem Vater gebracht. Gleich ſchloß ſie der Vater in ſeinen Schrank. Ich ſollte es nicht wiſ- ſen. Heyſa! nun weiß ichs doch. Heyſa! nun wird mir der Vater ſchon noch ein neues Kleid kaufen. Der eine Knecht hoͤrte das kaum, ſo machte er ſchon einen Anſchlag auf das Geld. Des andern Morgens war der Schrank auf- gebrochen, und Knecht und Geld waren fort. Iſt es wohl rathſam, daß die Kinder al- les wiſſen? Wie groß war der Schaden, den Louiſe durch ihre Neugier und Schwatzhaf- tigkeit anrichtete! Die neugierigen Leute ſind ſehr leicht- glaͤubig, und laſſen ſich alles aufbinden. So giengs Louiſen auch. Sie war in der Geſindeſtube, wo zwey mit einander heimlich ſprachen. O! wie quaͤlte ſie die Leute, das zu wiſſen, was ſie geſpro- O 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/235
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/235>, abgerufen am 21.11.2024.