Insonderheit der unächte Goldschaum von Kupfer an demselben. Die Kinder essen noch nicht Zuckerwerk genug. Man muß es noch dazu färben und mit Metall schmücken, da- mit sie desto mehr Appetit bekommen mögen. Ist das nicht abscheulich? Erwägen Sie nur, was das für ein Mischmasch in dem Magen werden muß?
Vor ein Paar Tagen wurde ich in ein vornehmes Haus gerufen. Da war ein rech- tes Lazareth. Fast alle Kinder lagen zu Bet- te, und klagten, daß sie so übel wären, und sich immer brechen wollten, und daß es sie entsetzlich im Magen drücke. Die andern, die noch nicht lagen, krochen auf allen Stühlen herum, und sahen aus wie Käse. Ich gab ihnen allen ein kleines Brechmittel. Da ka- men alle die herrlichen Sachen: Farbe, Gold- schaum, und ganze Klumpen Marzepan, mit dickem Schleim überzogen, wieder zum Vor-
schein.
Inſonderheit der unaͤchte Goldſchaum von Kupfer an demſelben. Die Kinder eſſen noch nicht Zuckerwerk genug. Man muß es noch dazu faͤrben und mit Metall ſchmuͤcken, da- mit ſie deſto mehr Appetit bekommen moͤgen. Iſt das nicht abſcheulich? Erwaͤgen Sie nur, was das fuͤr ein Miſchmaſch in dem Magen werden muß?
Vor ein Paar Tagen wurde ich in ein vornehmes Haus gerufen. Da war ein rech- tes Lazareth. Faſt alle Kinder lagen zu Bet- te, und klagten, daß ſie ſo uͤbel waͤren, und ſich immer brechen wollten, und daß es ſie entſetzlich im Magen druͤcke. Die andern, die noch nicht lagen, krochen auf allen Stuͤhlen herum, und ſahen aus wie Kaͤſe. Ich gab ihnen allen ein kleines Brechmittel. Da ka- men alle die herrlichen Sachen: Farbe, Gold- ſchaum, und ganze Klumpen Marzepan, mit dickem Schleim uͤberzogen, wieder zum Vor-
ſchein.
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Inſonderheit der unaͤchte Goldſchaum von
Kupfer an demſelben. Die Kinder eſſen noch
nicht Zuckerwerk genug. Man muß es noch
dazu faͤrben und mit Metall ſchmuͤcken, da-
mit ſie deſto mehr Appetit bekommen moͤgen.
Iſt das nicht abſcheulich? Erwaͤgen Sie nur,
was das fuͤr ein Miſchmaſch in dem Magen
werden muß?
Vor ein Paar Tagen wurde ich in ein
vornehmes Haus gerufen. Da war ein rech-
tes Lazareth. Faſt alle Kinder lagen zu Bet-
te, und klagten, daß ſie ſo uͤbel waͤren, und
ſich immer brechen wollten, und daß es ſie
entſetzlich im Magen druͤcke. Die andern, die
noch nicht lagen, krochen auf allen Stuͤhlen
herum, und ſahen aus wie Kaͤſe. Ich gab
ihnen allen ein kleines Brechmittel. Da ka-
men alle die herrlichen Sachen: Farbe, Gold-
ſchaum, und ganze Klumpen Marzepan, mit
dickem Schleim uͤberzogen, wieder zum Vor-
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/230>, abgerufen am 21.11.2024.
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