Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

thun. Aber er wird wohl immer einen Kalen-
der an seiner Brust behalten, und gewiß ans
Ballspielen denken.

Ja! wohl mußte der arme Philipp zeit-
lebens an das Ballspiel gedenken. Denn er
bekam die völlige Schwindsucht. Sein Kör-
per wurde wie ein Gerippe. Die Augen lagen
ihm tief im Kopfe. Die Knochen standen her-
vor. Tag und Nacht ließ ihm der Husten
keine Ruhe. Sein Auswurf war Blut und
Materie. Ein erbärmliches Leben! Kaum
konnte er noch in der Haut hängen. Und so
brachte er noch sechs volle Jahre zu -- dieser
einzige Sohn des Vaters -- bis er im acht-
zehnten Jahre seinen Geist aufgab.

Ob er wohl so freudig sterben konnte, als
wenn er sich diesen seinen frühzeitigen Tod
nicht selbst zugezogen hätte?



XLI. Fort-
O 5

thun. Aber er wird wohl immer einen Kalen-
der an ſeiner Bruſt behalten, und gewiß ans
Ballſpielen denken.

Ja! wohl mußte der arme Philipp zeit-
lebens an das Ballſpiel gedenken. Denn er
bekam die voͤllige Schwindſucht. Sein Koͤr-
per wurde wie ein Gerippe. Die Augen lagen
ihm tief im Kopfe. Die Knochen ſtanden her-
vor. Tag und Nacht ließ ihm der Huſten
keine Ruhe. Sein Auswurf war Blut und
Materie. Ein erbaͤrmliches Leben! Kaum
konnte er noch in der Haut haͤngen. Und ſo
brachte er noch ſechs volle Jahre zu — dieſer
einzige Sohn des Vaters — bis er im acht-
zehnten Jahre ſeinen Geiſt aufgab.

Ob er wohl ſo freudig ſterben konnte, als
wenn er ſich dieſen ſeinen fruͤhzeitigen Tod
nicht ſelbſt zugezogen haͤtte?



XLI. Fort-
O 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0239" n="217"/>
thun. Aber er wird wohl immer einen Kalen-<lb/>
der an &#x017F;einer Bru&#x017F;t behalten, und gewiß ans<lb/>
Ball&#x017F;pielen denken.</p><lb/>
        <p>Ja! wohl mußte der arme <hi rendition="#fr">Philipp</hi> zeit-<lb/>
lebens an das Ball&#x017F;piel gedenken. Denn er<lb/>
bekam die vo&#x0364;llige Schwind&#x017F;ucht. Sein Ko&#x0364;r-<lb/>
per wurde wie ein Gerippe. Die Augen lagen<lb/>
ihm tief im Kopfe. Die Knochen &#x017F;tanden her-<lb/>
vor. Tag und Nacht ließ ihm der Hu&#x017F;ten<lb/>
keine Ruhe. Sein Auswurf war Blut und<lb/>
Materie. Ein erba&#x0364;rmliches Leben! Kaum<lb/>
konnte er noch in der Haut ha&#x0364;ngen. Und &#x017F;o<lb/>
brachte er noch &#x017F;echs volle Jahre zu &#x2014; die&#x017F;er<lb/>
einzige Sohn des Vaters &#x2014; bis er im acht-<lb/>
zehnten Jahre &#x017F;einen Gei&#x017F;t aufgab.</p><lb/>
        <p>Ob er wohl &#x017F;o <hi rendition="#fr">freudig</hi> &#x017F;terben konnte, als<lb/>
wenn er &#x017F;ich die&#x017F;en &#x017F;einen fru&#x0364;hzeitigen Tod<lb/>
nicht &#x017F;elb&#x017F;t zugezogen ha&#x0364;tte?</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <fw place="bottom" type="sig">O 5</fw>
      <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">XLI.</hi> Fort-</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0239] thun. Aber er wird wohl immer einen Kalen- der an ſeiner Bruſt behalten, und gewiß ans Ballſpielen denken. Ja! wohl mußte der arme Philipp zeit- lebens an das Ballſpiel gedenken. Denn er bekam die voͤllige Schwindſucht. Sein Koͤr- per wurde wie ein Gerippe. Die Augen lagen ihm tief im Kopfe. Die Knochen ſtanden her- vor. Tag und Nacht ließ ihm der Huſten keine Ruhe. Sein Auswurf war Blut und Materie. Ein erbaͤrmliches Leben! Kaum konnte er noch in der Haut haͤngen. Und ſo brachte er noch ſechs volle Jahre zu — dieſer einzige Sohn des Vaters — bis er im acht- zehnten Jahre ſeinen Geiſt aufgab. Ob er wohl ſo freudig ſterben konnte, als wenn er ſich dieſen ſeinen fruͤhzeitigen Tod nicht ſelbſt zugezogen haͤtte? XLI. Fort- O 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/239
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/239>, abgerufen am 21.11.2024.