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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

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Lottchen. J! Dorchen, hab' ich dich
doch lange so vergnügt nicht gesehen. Was
hast du denn da gefunden, liebes Kind! wor-
über du dich so sehr freuest?

Dorchen. Herzensschwesterchen! Sieh
doch nur, das erste Veilchen. O! wie es so
frisch, so schön, so niedlich da steht! Ich
möchte es küssen. Es ist mir das allerliebste
Blümchen, weil es so unschuldig ist, und so
ohne alle Kunst aufwächst. Ich ziehe es der
großprahlerischen Tulpe weit vor.

Lottchen. Ey! die ist doch auch nicht zu
verachten.

Dorchen. Was hat sie denn? Nichts,
als ihr Bißchen Schönheit. Das ists alles.
Aber wie erquickend schön riecht mein liebes
Veilchen! Und ist doch auch nicht häßlich. Ein
Sträuschen davon könnte einen aus der Ohn-
macht bringen. Die Tulpe riecht ordentlich
häßlich.

Lottchen.

Lottchen. J! Dorchen, hab’ ich dich
doch lange ſo vergnuͤgt nicht geſehen. Was
haſt du denn da gefunden, liebes Kind! wor-
uͤber du dich ſo ſehr freueſt?

Dorchen. Herzensſchweſterchen! Sieh
doch nur, das erſte Veilchen. O! wie es ſo
friſch, ſo ſchoͤn, ſo niedlich da ſteht! Ich
moͤchte es kuͤſſen. Es iſt mir das allerliebſte
Bluͤmchen, weil es ſo unſchuldig iſt, und ſo
ohne alle Kunſt aufwaͤchſt. Ich ziehe es der
großprahleriſchen Tulpe weit vor.

Lottchen. Ey! die iſt doch auch nicht zu
verachten.

Dorchen. Was hat ſie denn? Nichts,
als ihr Bißchen Schoͤnheit. Das iſts alles.
Aber wie erquickend ſchoͤn riecht mein liebes
Veilchen! Und iſt doch auch nicht haͤßlich. Ein
Straͤuschen davon koͤnnte einen aus der Ohn-
macht bringen. Die Tulpe riecht ordentlich
haͤßlich.

Lottchen.
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[282/0304] Lottchen. J! Dorchen, hab’ ich dich doch lange ſo vergnuͤgt nicht geſehen. Was haſt du denn da gefunden, liebes Kind! wor- uͤber du dich ſo ſehr freueſt? Dorchen. Herzensſchweſterchen! Sieh doch nur, das erſte Veilchen. O! wie es ſo friſch, ſo ſchoͤn, ſo niedlich da ſteht! Ich moͤchte es kuͤſſen. Es iſt mir das allerliebſte Bluͤmchen, weil es ſo unſchuldig iſt, und ſo ohne alle Kunſt aufwaͤchſt. Ich ziehe es der großprahleriſchen Tulpe weit vor. Lottchen. Ey! die iſt doch auch nicht zu verachten. Dorchen. Was hat ſie denn? Nichts, als ihr Bißchen Schoͤnheit. Das iſts alles. Aber wie erquickend ſchoͤn riecht mein liebes Veilchen! Und iſt doch auch nicht haͤßlich. Ein Straͤuschen davon koͤnnte einen aus der Ohn- macht bringen. Die Tulpe riecht ordentlich haͤßlich. Lottchen.

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Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/304>, abgerufen am 22.11.2024.