machten? Der liebe Gott hätte es lieber gar nicht sollen ins Wasser fallen lassen.
Vater. So mußt du dir die Sache nicht vorstellen. Gott thut keine Wunder durch sei- ne Allmacht, so wenig, wenn er etwas hin- dern will, als wenn er etwas zuläßt, und nicht hindert. Sonst müßte er alle Augen- blicke Wunder thun. Er hat aber alles vor- hergesehen, wie eine Sache kommen wird, und darnach alle Umstände eingerichtet; nicht, daß es so kommen soll, und also keiner seinem Schicksal entgehen könne, wie die Leute zu sagen pflegen, und sich damit entschuldigen, wenn sie was Böses gethan haben: das sollte so seyn: das ist so über mich verhängt ge- wesen -- Nein! sondern Gott hats so einge- richtet, wie es nach seinen Absichten kommen soll, und zwar immer zum Besten der Men- schen. Es kömmt also nichts, gar nichts von ohngefähr, sondern ohne Gottes Willen fällt
auch
machten? Der liebe Gott haͤtte es lieber gar nicht ſollen ins Waſſer fallen laſſen.
Vater. So mußt du dir die Sache nicht vorſtellen. Gott thut keine Wunder durch ſei- ne Allmacht, ſo wenig, wenn er etwas hin- dern will, als wenn er etwas zulaͤßt, und nicht hindert. Sonſt muͤßte er alle Augen- blicke Wunder thun. Er hat aber alles vor- hergeſehen, wie eine Sache kommen wird, und darnach alle Umſtaͤnde eingerichtet; nicht, daß es ſo kommen ſoll, und alſo keiner ſeinem Schickſal entgehen koͤnne, wie die Leute zu ſagen pflegen, und ſich damit entſchuldigen, wenn ſie was Boͤſes gethan haben: das ſollte ſo ſeyn: das iſt ſo uͤber mich verhaͤngt ge- weſen — Nein! ſondern Gott hats ſo einge- richtet, wie es nach ſeinen Abſichten kommen ſoll, und zwar immer zum Beſten der Men- ſchen. Es koͤmmt alſo nichts, gar nichts von ohngefaͤhr, ſondern ohne Gottes Willen faͤllt
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machten? Der liebe Gott haͤtte es lieber gar
nicht ſollen ins Waſſer fallen laſſen.
Vater. So mußt du dir die Sache nicht
vorſtellen. Gott thut keine Wunder durch ſei-
ne Allmacht, ſo wenig, wenn er etwas hin-
dern will, als wenn er etwas zulaͤßt, und
nicht hindert. Sonſt muͤßte er alle Augen-
blicke Wunder thun. Er hat aber alles vor-
hergeſehen, wie eine Sache kommen wird,
und darnach alle Umſtaͤnde eingerichtet; nicht,
daß es ſo kommen ſoll, und alſo keiner ſeinem
Schickſal entgehen koͤnne, wie die Leute zu
ſagen pflegen, und ſich damit entſchuldigen,
wenn ſie was Boͤſes gethan haben: das ſollte
ſo ſeyn: das iſt ſo uͤber mich verhaͤngt ge-
weſen — Nein! ſondern Gott hats ſo einge-
richtet, wie es nach ſeinen Abſichten kommen
ſoll, und zwar immer zum Beſten der Men-
ſchen. Es koͤmmt alſo nichts, gar nichts von
ohngefaͤhr, ſondern ohne Gottes Willen faͤllt
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/323>, abgerufen am 22.11.2024.
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