gegen die Menschen. Mein ganzer Sinn stand nach Krieg und Morden. Ich kam unter die Soldaten, und nun ist mirs so ergangen."
Mein Gott! sagte der Vater, ich sollte ihn ja kennen. Die Stimme ist mir so bekannt. "Ich heiße so und so" -- Da wars sein Ja- cob, der auf der Wiese die Frösche so zerhieb. Er that einen lauten Schrey, und erwachte.
Da er bald wieder einschlief, so träumte er weiter: er wäre in einem großen prächtigen Hause. Da wurde an einer langen Tafel ge- speist; hernach gespielt, getanzt, musicirt; und es war da nichts, dem Scheine nach, als lauter Freude. Im Saale aber saß ein junger un- gesunder kränklicher Mensch, in einem großen Lehnstuhle, mit Küssen bedeckt, der dem allen mit der traurigsten Miene zusah, und alle Augenblicke vor Schmerzen aufschrie. Die Bedienten brachten ihm ganze beschriebene Bo- gen, die er zur Erde warf, und mit Füßen trat.
Er
gegen die Menſchen. Mein ganzer Sinn ſtand nach Krieg und Morden. Ich kam unter die Soldaten, und nun iſt mirs ſo ergangen.“
Mein Gott! ſagte der Vater, ich ſollte ihn ja kennen. Die Stimme iſt mir ſo bekannt. „Ich heiße ſo und ſo“ — Da wars ſein Ja- cob, der auf der Wieſe die Froͤſche ſo zerhieb. Er that einen lauten Schrey, und erwachte.
Da er bald wieder einſchlief, ſo traͤumte er weiter: er waͤre in einem großen praͤchtigen Hauſe. Da wurde an einer langen Tafel ge- ſpeiſt; hernach geſpielt, getanzt, muſicirt; und es war da nichts, dem Scheine nach, als lauter Freude. Im Saale aber ſaß ein junger un- geſunder kraͤnklicher Menſch, in einem großen Lehnſtuhle, mit Kuͤſſen bedeckt, der dem allen mit der traurigſten Miene zuſah, und alle Augenblicke vor Schmerzen aufſchrie. Die Bedienten brachten ihm ganze beſchriebene Bo- gen, die er zur Erde warf, und mit Fuͤßen trat.
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gegen die Menſchen. Mein ganzer Sinn ſtand
nach Krieg und Morden. Ich kam unter die
Soldaten, und nun iſt mirs ſo ergangen.“
Mein Gott! ſagte der Vater, ich ſollte ihn
ja kennen. Die Stimme iſt mir ſo bekannt.
„Ich heiße ſo und ſo“ — Da wars ſein Ja-
cob, der auf der Wieſe die Froͤſche ſo zerhieb.
Er that einen lauten Schrey, und erwachte.
Da er bald wieder einſchlief, ſo traͤumte
er weiter: er waͤre in einem großen praͤchtigen
Hauſe. Da wurde an einer langen Tafel ge-
ſpeiſt; hernach geſpielt, getanzt, muſicirt; und
es war da nichts, dem Scheine nach, als lauter
Freude. Im Saale aber ſaß ein junger un-
geſunder kraͤnklicher Menſch, in einem großen
Lehnſtuhle, mit Kuͤſſen bedeckt, der dem allen
mit der traurigſten Miene zuſah, und alle
Augenblicke vor Schmerzen aufſchrie. Die
Bedienten brachten ihm ganze beſchriebene Bo-
gen, die er zur Erde warf, und mit Fuͤßen trat.
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/88>, abgerufen am 21.11.2024.
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