Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

der Vater, da er erfuhr, daß es sein Lorenz
war, der auf der Wiese im Grase lag, und
sich vor Faulheit nicht lassen konnte. Er wollte
hin zu ihm nach dem Stuhle, stolperte aber
über eine Schwelle, und erwachte.

Er schlief noch einmal ein, und nun träum-
te ihm, daß er in einer großen Stadt die öf-
fentlichen Häuser besähe. Er kam auch ins
Zuchthaus. Da sahe er allerley Elende und
Bösewichter. Unter andern einen jungen Men-
schen, der bey der Arbeit fast immer Schläge
bekam. Warum schlägt er denn den Menschen
noch? fragte er den Zuchtmeister. Er thut ja
seine Arbeit. "O! sagte dieser, das ist mir
der rechte. Das ist ein Erzbösewicht, der es
nicht lassen kann, unter der Arbeit und den
härtesten Strafen andern Tort zu thun. Sehen
sie nur, da hat er dem einen Knechte die
Strümpfe und Stiefeln zerschnitten. Da hat
er Schwefel angelegt, und das Haus wollen

in

der Vater, da er erfuhr, daß es ſein Lorenz
war, der auf der Wieſe im Graſe lag, und
ſich vor Faulheit nicht laſſen konnte. Er wollte
hin zu ihm nach dem Stuhle, ſtolperte aber
uͤber eine Schwelle, und erwachte.

Er ſchlief noch einmal ein, und nun traͤum-
te ihm, daß er in einer großen Stadt die oͤf-
fentlichen Haͤuſer beſaͤhe. Er kam auch ins
Zuchthaus. Da ſahe er allerley Elende und
Boͤſewichter. Unter andern einen jungen Men-
ſchen, der bey der Arbeit faſt immer Schlaͤge
bekam. Warum ſchlaͤgt er denn den Menſchen
noch? fragte er den Zuchtmeiſter. Er thut ja
ſeine Arbeit. „O! ſagte dieſer, das iſt mir
der rechte. Das iſt ein Erzboͤſewicht, der es
nicht laſſen kann, unter der Arbeit und den
haͤrteſten Strafen andern Tort zu thun. Sehen
ſie nur, da hat er dem einen Knechte die
Struͤmpfe und Stiefeln zerſchnitten. Da hat
er Schwefel angelegt, und das Haus wollen

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0090" n="68"/>
der Vater, da er erfuhr, daß es &#x017F;ein <hi rendition="#fr">Lorenz</hi><lb/>
war, der auf der Wie&#x017F;e im Gra&#x017F;e lag, und<lb/>
&#x017F;ich vor Faulheit nicht la&#x017F;&#x017F;en konnte. Er wollte<lb/>
hin zu ihm nach dem Stuhle, &#x017F;tolperte aber<lb/>
u&#x0364;ber eine Schwelle, und erwachte.</p><lb/>
        <p>Er &#x017F;chlief noch einmal ein, und nun tra&#x0364;um-<lb/>
te ihm, daß er in einer großen Stadt die o&#x0364;f-<lb/>
fentlichen Ha&#x0364;u&#x017F;er be&#x017F;a&#x0364;he. Er kam auch ins<lb/>
Zuchthaus. Da &#x017F;ahe er allerley Elende und<lb/>
Bo&#x0364;&#x017F;ewichter. Unter andern einen jungen Men-<lb/>
&#x017F;chen, der bey der Arbeit fa&#x017F;t immer Schla&#x0364;ge<lb/>
bekam. Warum &#x017F;chla&#x0364;gt er denn den Men&#x017F;chen<lb/>
noch? fragte er den Zuchtmei&#x017F;ter. Er thut ja<lb/>
&#x017F;eine Arbeit. &#x201E;O! &#x017F;agte die&#x017F;er, das i&#x017F;t mir<lb/>
der rechte. Das i&#x017F;t ein Erzbo&#x0364;&#x017F;ewicht, der es<lb/>
nicht la&#x017F;&#x017F;en kann, unter der Arbeit und den<lb/>
ha&#x0364;rte&#x017F;ten Strafen andern Tort zu thun. Sehen<lb/>
&#x017F;ie nur, da hat er dem einen Knechte die<lb/>
Stru&#x0364;mpfe und Stiefeln zer&#x017F;chnitten. Da hat<lb/>
er Schwefel angelegt, und das Haus wollen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0090] der Vater, da er erfuhr, daß es ſein Lorenz war, der auf der Wieſe im Graſe lag, und ſich vor Faulheit nicht laſſen konnte. Er wollte hin zu ihm nach dem Stuhle, ſtolperte aber uͤber eine Schwelle, und erwachte. Er ſchlief noch einmal ein, und nun traͤum- te ihm, daß er in einer großen Stadt die oͤf- fentlichen Haͤuſer beſaͤhe. Er kam auch ins Zuchthaus. Da ſahe er allerley Elende und Boͤſewichter. Unter andern einen jungen Men- ſchen, der bey der Arbeit faſt immer Schlaͤge bekam. Warum ſchlaͤgt er denn den Menſchen noch? fragte er den Zuchtmeiſter. Er thut ja ſeine Arbeit. „O! ſagte dieſer, das iſt mir der rechte. Das iſt ein Erzboͤſewicht, der es nicht laſſen kann, unter der Arbeit und den haͤrteſten Strafen andern Tort zu thun. Sehen ſie nur, da hat er dem einen Knechte die Struͤmpfe und Stiefeln zerſchnitten. Da hat er Schwefel angelegt, und das Haus wollen in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/90
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/90>, abgerufen am 21.11.2024.