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Goldammer, Leo: Auf Wiedersehen! In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 157–185. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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stattlichen Reihe historischer Stücke, die in diesen fünf Jahren entstanden, ist keines auf die Bühne gekommen. Er wandte sich dann mit besserem Erfolge der Novelle zu. Aber eine gesicherte Lebensstellung war auch mit diesen Arbeiten nicht zu gewinnen, so daß Goldammer endlich dem Vorschlage eines seiner Gönner beim Berliner Magistrat Gehör gab und dort eine bescheidene Stelle im Bureaudienst annahm. Im Jahre 1864 wurde ihm das Amt eines Stadtwachtmeisters übertragen, das er noch heute bekleidet.

Literarischen Aufgaben scheint er durch die Pflichten dieses kleinen städtischen Amtes vollständig entfremdet worden zu sein. Die Leser der beiden nachfolgenden Erzählungen werden, wie ich glaube, die Ueberzeugung gewinnen, daß hier in der That ein kräftiges und eigenthumliches Talent durch die Ungunst äußerer Schicksale verkümmert ist. Gegen unsere Gewohnheit sind deßhalb aus der kleinen Sammlung, die im Jahre 1858 erschien, zwei Proben mitgetheilt worden, da es darauf ankam, der merkwürdigen Erscheinung, die bisher so wenig Beachtung gefunden, hinlänglich gerecht zu werden. Die erste der beiden Erzählungen schildert in dramatisch aufgeregter, hie und da noch ein wenig roher, aber in hohem Maße anschaulicher Vortragsweise ein Nachtstück, mit welchem sich wenige der beliebten Criminalnovellen messen können. Daß der Verfasser über diese Sphäre hinaus sich auch zu künstlerisch abgerundeten, sittlich rein gestimmten Dichtungen zu erheben vermochte, wird die zweite Novelle außer Zweifel setzen.

stattlichen Reihe historischer Stücke, die in diesen fünf Jahren entstanden, ist keines auf die Bühne gekommen. Er wandte sich dann mit besserem Erfolge der Novelle zu. Aber eine gesicherte Lebensstellung war auch mit diesen Arbeiten nicht zu gewinnen, so daß Goldammer endlich dem Vorschlage eines seiner Gönner beim Berliner Magistrat Gehör gab und dort eine bescheidene Stelle im Bureaudienst annahm. Im Jahre 1864 wurde ihm das Amt eines Stadtwachtmeisters übertragen, das er noch heute bekleidet.

Literarischen Aufgaben scheint er durch die Pflichten dieses kleinen städtischen Amtes vollständig entfremdet worden zu sein. Die Leser der beiden nachfolgenden Erzählungen werden, wie ich glaube, die Ueberzeugung gewinnen, daß hier in der That ein kräftiges und eigenthumliches Talent durch die Ungunst äußerer Schicksale verkümmert ist. Gegen unsere Gewohnheit sind deßhalb aus der kleinen Sammlung, die im Jahre 1858 erschien, zwei Proben mitgetheilt worden, da es darauf ankam, der merkwürdigen Erscheinung, die bisher so wenig Beachtung gefunden, hinlänglich gerecht zu werden. Die erste der beiden Erzählungen schildert in dramatisch aufgeregter, hie und da noch ein wenig roher, aber in hohem Maße anschaulicher Vortragsweise ein Nachtstück, mit welchem sich wenige der beliebten Criminalnovellen messen können. Daß der Verfasser über diese Sphäre hinaus sich auch zu künstlerisch abgerundeten, sittlich rein gestimmten Dichtungen zu erheben vermochte, wird die zweite Novelle außer Zweifel setzen.

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[0006] stattlichen Reihe historischer Stücke, die in diesen fünf Jahren entstanden, ist keines auf die Bühne gekommen. Er wandte sich dann mit besserem Erfolge der Novelle zu. Aber eine gesicherte Lebensstellung war auch mit diesen Arbeiten nicht zu gewinnen, so daß Goldammer endlich dem Vorschlage eines seiner Gönner beim Berliner Magistrat Gehör gab und dort eine bescheidene Stelle im Bureaudienst annahm. Im Jahre 1864 wurde ihm das Amt eines Stadtwachtmeisters übertragen, das er noch heute bekleidet. Literarischen Aufgaben scheint er durch die Pflichten dieses kleinen städtischen Amtes vollständig entfremdet worden zu sein. Die Leser der beiden nachfolgenden Erzählungen werden, wie ich glaube, die Ueberzeugung gewinnen, daß hier in der That ein kräftiges und eigenthumliches Talent durch die Ungunst äußerer Schicksale verkümmert ist. Gegen unsere Gewohnheit sind deßhalb aus der kleinen Sammlung, die im Jahre 1858 erschien, zwei Proben mitgetheilt worden, da es darauf ankam, der merkwürdigen Erscheinung, die bisher so wenig Beachtung gefunden, hinlänglich gerecht zu werden. Die erste der beiden Erzählungen schildert in dramatisch aufgeregter, hie und da noch ein wenig roher, aber in hohem Maße anschaulicher Vortragsweise ein Nachtstück, mit welchem sich wenige der beliebten Criminalnovellen messen können. Daß der Verfasser über diese Sphäre hinaus sich auch zu künstlerisch abgerundeten, sittlich rein gestimmten Dichtungen zu erheben vermochte, wird die zweite Novelle außer Zweifel setzen.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T16:05:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T16:05:09Z)

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Zitationshilfe: Goldammer, Leo: Auf Wiedersehen! In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 157–185. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goldammer_wiedersehen_1910/6>, abgerufen am 27.04.2024.