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Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

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Die Erbschleicher.
Weinhold (halblaut.) Er will uns behorchen.
(Sie gehen vorwärts, indem sie sich einander
winken.)
W Ungew. (laut.) Die Güte des Herrn
Vetters drückt mich zu Boden. Jungfer Justi-
ne hat mir ein Zimmer angewiesen, so geräumig,
als die Arche Noäh. Der Bettumhang von gel-
bem Brocat, brennend, wie Gold - - -
Weinhold (einfallend.) Der meinige von ge-
wirkten Tapeten, mit Figuren in halber Lebens-
größe! Und das Bett aufgethürmt, wie ein Fu-
der Heu!
W. Ungew. Auf dem Waschtische eine sil-
berne Gießkanne, wie die Krüge auf der Hochzeit
zu Kanaan! silberne Leuchter, wie - - -
Weinhold (einfallend.) Im Salomonischen
Tempel! und ein Becken, wie das eherne Meer!

(Beide haben Mühe das Lachen zu verbeißen.)
W. Ungew. Warum ehrt, warum beschämt
mich der Herr Vetter so? In seinem Hause
hätt' ich mit einem Dachstübchen vorlieb ge-
nommen.
Weinhold. Was sollen mir sybaritische Pol-
ster? Ein Philosoph, wie ich, gehört auf die
Streue.

W. Ungew.
Die Erbſchleicher.
Weinhold (halblaut.) Er will uns behorchen.
(Sie gehen vorwärts, indem ſie ſich einander
winken.)
W Ungew. (laut.) Die Guͤte des Herrn
Vetters druͤckt mich zu Boden. Jungfer Juſti-
ne hat mir ein Zimmer angewieſen, ſo geraͤumig,
als die Arche Noaͤh. Der Bettumhang von gel-
bem Brocat, brennend, wie Gold - - -
Weinhold (einfallend.) Der meinige von ge-
wirkten Tapeten, mit Figuren in halber Lebens-
groͤße! Und das Bett aufgethuͤrmt, wie ein Fu-
der Heu!
W. Ungew. Auf dem Waſchtiſche eine ſil-
berne Gießkanne, wie die Kruͤge auf der Hochzeit
zu Kanaan! ſilberne Leuchter, wie - - -
Weinhold (einfallend.) Im Salomoniſchen
Tempel! und ein Becken, wie das eherne Meer!

(Beide haben Mühe das Lachen zu verbeißen.)
W. Ungew. Warum ehrt, warum beſchaͤmt
mich der Herr Vetter ſo? In ſeinem Hauſe
haͤtt’ ich mit einem Dachſtuͤbchen vorlieb ge-
nommen.
Weinhold. Was ſollen mir ſybaritiſche Pol-
ſter? Ein Philoſoph, wie ich, gehoͤrt auf die
Streue.

W. Ungew.
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[160/0166] Die Erbſchleicher. Weinhold (halblaut.) Er will uns behorchen. (Sie gehen vorwärts, indem ſie ſich einander winken.) W Ungew. (laut.) Die Guͤte des Herrn Vetters druͤckt mich zu Boden. Jungfer Juſti- ne hat mir ein Zimmer angewieſen, ſo geraͤumig, als die Arche Noaͤh. Der Bettumhang von gel- bem Brocat, brennend, wie Gold - - - Weinhold (einfallend.) Der meinige von ge- wirkten Tapeten, mit Figuren in halber Lebens- groͤße! Und das Bett aufgethuͤrmt, wie ein Fu- der Heu! W. Ungew. Auf dem Waſchtiſche eine ſil- berne Gießkanne, wie die Kruͤge auf der Hochzeit zu Kanaan! ſilberne Leuchter, wie - - - Weinhold (einfallend.) Im Salomoniſchen Tempel! und ein Becken, wie das eherne Meer! (Beide haben Mühe das Lachen zu verbeißen.) W. Ungew. Warum ehrt, warum beſchaͤmt mich der Herr Vetter ſo? In ſeinem Hauſe haͤtt’ ich mit einem Dachſtuͤbchen vorlieb ge- nommen. Weinhold. Was ſollen mir ſybaritiſche Pol- ſter? Ein Philoſoph, wie ich, gehoͤrt auf die Streue. W. Ungew.

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Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/166>, abgerufen am 21.11.2024.