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Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Der Notar in der Falle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–43. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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essen sieht, und es hat selbsten nichts, und wie es nicht ruht, bis es selbst auch zu etwas gekommen. Ja, unsere humanen Juristen, welchen Diebe und Mörder weit lieber sind als ehrliche Leute, sintemalen sie von Dieben und Mördern leben und um so besser, je mehr deren sie pflanzen, beweisen ja, daß nichts ansteckender sei und lasterpflanzender, als wenn man Jemand hänge oder köpfe. Da wandle männiglich, statt abgeschreckt zu werden, die Lust an, geköpft und gehängt zu werden, daher auch nie mehr Laster begangen würden, als gerade an einem Hinrichtungstage. Die guten Juristen treiben es wohl gut, wenn sie es dahin bringen mit angeblicher Humanität, daß am Ende nichts überbleibt als Diebe, Mörder und -- Juristen; -- so nimmt es uns Wunder, was die für Augen machen und den Dieben und Mördern vordemonstriren und plädiren werden? Wird man nun nach den Juristen unter einem Galgen galgensüchtig, was meint man, was muß erst an einer Hochzeit die ledige Mannschaft werden? Factum ist auch, daß bei einer Hochzeit andere Hochzeiten sich machen, blasirte Hagestolze zu schmachten anfangen, Spröde aufschauen, Unbefangene zu überlegen beginnen. Aber noch viel angreiflicher ist es, absonders für ein Mädchenherz, wenn eine Freundin kommt, -- gewöhnlich kommt sie auf den Fußspitzen und schlägt die Augen nieder -- und was erzählen will und nicht weiß wo anfangen, und wenn sie angefangen, reuig wird und lieber nicht fortführe, und am Ende doch erzählt, wie sie spazieren gegangen, und was er gesagt, und was sie gesagt, und wie es dann weiter gegangen, und wie sie jetzt einen Geliebten hätte, einer, wie keiner noch gewesen, und wie sie jetzt glücklich sei wie im Himmel, und dazu sich die Augen wischt, vielleicht der Freundin noch um den Hals fällt und spricht: Ach Gott! wie glücklich, wenn du nur wüßtest wie! -- Ach Gott! wie gerne wüßte ich es! denkt die um den Hals Gefallene und kann fast die Thränen nicht verdrücken, wenn sie herausstottert: So, so, he nun, es freut mich für dich, wenn du glücklich

essen sieht, und es hat selbsten nichts, und wie es nicht ruht, bis es selbst auch zu etwas gekommen. Ja, unsere humanen Juristen, welchen Diebe und Mörder weit lieber sind als ehrliche Leute, sintemalen sie von Dieben und Mördern leben und um so besser, je mehr deren sie pflanzen, beweisen ja, daß nichts ansteckender sei und lasterpflanzender, als wenn man Jemand hänge oder köpfe. Da wandle männiglich, statt abgeschreckt zu werden, die Lust an, geköpft und gehängt zu werden, daher auch nie mehr Laster begangen würden, als gerade an einem Hinrichtungstage. Die guten Juristen treiben es wohl gut, wenn sie es dahin bringen mit angeblicher Humanität, daß am Ende nichts überbleibt als Diebe, Mörder und — Juristen; — so nimmt es uns Wunder, was die für Augen machen und den Dieben und Mördern vordemonstriren und plädiren werden? Wird man nun nach den Juristen unter einem Galgen galgensüchtig, was meint man, was muß erst an einer Hochzeit die ledige Mannschaft werden? Factum ist auch, daß bei einer Hochzeit andere Hochzeiten sich machen, blasirte Hagestolze zu schmachten anfangen, Spröde aufschauen, Unbefangene zu überlegen beginnen. Aber noch viel angreiflicher ist es, absonders für ein Mädchenherz, wenn eine Freundin kommt, — gewöhnlich kommt sie auf den Fußspitzen und schlägt die Augen nieder — und was erzählen will und nicht weiß wo anfangen, und wenn sie angefangen, reuig wird und lieber nicht fortführe, und am Ende doch erzählt, wie sie spazieren gegangen, und was er gesagt, und was sie gesagt, und wie es dann weiter gegangen, und wie sie jetzt einen Geliebten hätte, einer, wie keiner noch gewesen, und wie sie jetzt glücklich sei wie im Himmel, und dazu sich die Augen wischt, vielleicht der Freundin noch um den Hals fällt und spricht: Ach Gott! wie glücklich, wenn du nur wüßtest wie! — Ach Gott! wie gerne wüßte ich es! denkt die um den Hals Gefallene und kann fast die Thränen nicht verdrücken, wenn sie herausstottert: So, so, he nun, es freut mich für dich, wenn du glücklich

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[0012] essen sieht, und es hat selbsten nichts, und wie es nicht ruht, bis es selbst auch zu etwas gekommen. Ja, unsere humanen Juristen, welchen Diebe und Mörder weit lieber sind als ehrliche Leute, sintemalen sie von Dieben und Mördern leben und um so besser, je mehr deren sie pflanzen, beweisen ja, daß nichts ansteckender sei und lasterpflanzender, als wenn man Jemand hänge oder köpfe. Da wandle männiglich, statt abgeschreckt zu werden, die Lust an, geköpft und gehängt zu werden, daher auch nie mehr Laster begangen würden, als gerade an einem Hinrichtungstage. Die guten Juristen treiben es wohl gut, wenn sie es dahin bringen mit angeblicher Humanität, daß am Ende nichts überbleibt als Diebe, Mörder und — Juristen; — so nimmt es uns Wunder, was die für Augen machen und den Dieben und Mördern vordemonstriren und plädiren werden? Wird man nun nach den Juristen unter einem Galgen galgensüchtig, was meint man, was muß erst an einer Hochzeit die ledige Mannschaft werden? Factum ist auch, daß bei einer Hochzeit andere Hochzeiten sich machen, blasirte Hagestolze zu schmachten anfangen, Spröde aufschauen, Unbefangene zu überlegen beginnen. Aber noch viel angreiflicher ist es, absonders für ein Mädchenherz, wenn eine Freundin kommt, — gewöhnlich kommt sie auf den Fußspitzen und schlägt die Augen nieder — und was erzählen will und nicht weiß wo anfangen, und wenn sie angefangen, reuig wird und lieber nicht fortführe, und am Ende doch erzählt, wie sie spazieren gegangen, und was er gesagt, und was sie gesagt, und wie es dann weiter gegangen, und wie sie jetzt einen Geliebten hätte, einer, wie keiner noch gewesen, und wie sie jetzt glücklich sei wie im Himmel, und dazu sich die Augen wischt, vielleicht der Freundin noch um den Hals fällt und spricht: Ach Gott! wie glücklich, wenn du nur wüßtest wie! — Ach Gott! wie gerne wüßte ich es! denkt die um den Hals Gefallene und kann fast die Thränen nicht verdrücken, wenn sie herausstottert: So, so, he nun, es freut mich für dich, wenn du glücklich

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T09:45:11Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T09:45:11Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Der Notar in der Falle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–43. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_notar_1910/12>, abgerufen am 23.11.2024.