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Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Der Notar in der Falle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–43. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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jungen Ehepaar Platz in ihrem Häuschen gemacht für einstweilen, und Marei, die Magd, große Freude daran gehabt. Sie hielt ziemlich reinen Mund, dafür aber machte sie Augen, in welchen Jeder, der diese Schrift versteht, lesen konnte: Jä gellet, was es gegeben, daran bin ich schuld, wäre ich nicht gewesen, wäre all nichts!

Sie waren jedoch eigentlich incognito daheim, die Welt glaubte sie auf Reisen, darum waren sie auch ungestört, und Herr Stößli besuchte sein Büreau nicht, sondern war ebenfalls daheim. Als sie am folgenden Morgen gefrühstückt in aller Behaglichkeit und ganz glücklich, jede Partie in ihre Appartements sich zurückgezogen hatte, wie es in allen hohen Häusern, namentlich in den englischen, Sitte ist, die Frau Spendvögtin in die Küche, um mit Marei das Mittagsmahl abzurathen, und welches Kraut am nöthigsten zu brauchen sei, das junge Ehepaar in seine zwei Stübchen, um etwas aufzuräumen und jedes Ding an seinen Ort zu thun, sagte Herr Stößli, der das Büreau aufgeschlossen hatte und Schubfächer musterte: Apropos, Fraueli, Schätzeli, was ich dich fragen wollte, wo hast den Entwurf? Du weißt wohl, hätte heute Zeit, die Hausbücher in Ordnung zu bringen. -- Potz Türk, das war ein Schlag nicht aus heiterm Himmel, Luise hatte schon lange davor gebebt, jedoch den Gedanken daran bestmöglichst in Hintergrund geschoben, sich immer damit tröstend, ihr Stößli frage ja gar nichts nach Geld und Gut, wie die gemeinen Notarien und andere Menschen, er habe eine zu edle Seele und sei viel zu hoch gesinnt, er habe es ja selbst gesagt. Als aber jetzt die Frage so plötzlich kam, wäre doch die Luise in den Boden gefahren, wenn sie nicht erstarket gewesen wäre und zwar auffallend für so kurze Zeit. O liebes Mannli, denke doch nicht daran. Weiß nicht, wo ich ihn habe, und ein Testament ist ja nicht mehr nöthig. Das wohl, sagte Notar Stößli. Es ist mir nur um eine Uebersicht zu haben, du kannst mir's ja aus dem Kopfe angeben. Von wegen, ich muß auch dem Vogt

jungen Ehepaar Platz in ihrem Häuschen gemacht für einstweilen, und Marei, die Magd, große Freude daran gehabt. Sie hielt ziemlich reinen Mund, dafür aber machte sie Augen, in welchen Jeder, der diese Schrift versteht, lesen konnte: Jä gellet, was es gegeben, daran bin ich schuld, wäre ich nicht gewesen, wäre all nichts!

Sie waren jedoch eigentlich incognito daheim, die Welt glaubte sie auf Reisen, darum waren sie auch ungestört, und Herr Stößli besuchte sein Büreau nicht, sondern war ebenfalls daheim. Als sie am folgenden Morgen gefrühstückt in aller Behaglichkeit und ganz glücklich, jede Partie in ihre Appartements sich zurückgezogen hatte, wie es in allen hohen Häusern, namentlich in den englischen, Sitte ist, die Frau Spendvögtin in die Küche, um mit Marei das Mittagsmahl abzurathen, und welches Kraut am nöthigsten zu brauchen sei, das junge Ehepaar in seine zwei Stübchen, um etwas aufzuräumen und jedes Ding an seinen Ort zu thun, sagte Herr Stößli, der das Büreau aufgeschlossen hatte und Schubfächer musterte: Apropos, Fraueli, Schätzeli, was ich dich fragen wollte, wo hast den Entwurf? Du weißt wohl, hätte heute Zeit, die Hausbücher in Ordnung zu bringen. — Potz Türk, das war ein Schlag nicht aus heiterm Himmel, Luise hatte schon lange davor gebebt, jedoch den Gedanken daran bestmöglichst in Hintergrund geschoben, sich immer damit tröstend, ihr Stößli frage ja gar nichts nach Geld und Gut, wie die gemeinen Notarien und andere Menschen, er habe eine zu edle Seele und sei viel zu hoch gesinnt, er habe es ja selbst gesagt. Als aber jetzt die Frage so plötzlich kam, wäre doch die Luise in den Boden gefahren, wenn sie nicht erstarket gewesen wäre und zwar auffallend für so kurze Zeit. O liebes Mannli, denke doch nicht daran. Weiß nicht, wo ich ihn habe, und ein Testament ist ja nicht mehr nöthig. Das wohl, sagte Notar Stößli. Es ist mir nur um eine Uebersicht zu haben, du kannst mir's ja aus dem Kopfe angeben. Von wegen, ich muß auch dem Vogt

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[0043] jungen Ehepaar Platz in ihrem Häuschen gemacht für einstweilen, und Marei, die Magd, große Freude daran gehabt. Sie hielt ziemlich reinen Mund, dafür aber machte sie Augen, in welchen Jeder, der diese Schrift versteht, lesen konnte: Jä gellet, was es gegeben, daran bin ich schuld, wäre ich nicht gewesen, wäre all nichts! Sie waren jedoch eigentlich incognito daheim, die Welt glaubte sie auf Reisen, darum waren sie auch ungestört, und Herr Stößli besuchte sein Büreau nicht, sondern war ebenfalls daheim. Als sie am folgenden Morgen gefrühstückt in aller Behaglichkeit und ganz glücklich, jede Partie in ihre Appartements sich zurückgezogen hatte, wie es in allen hohen Häusern, namentlich in den englischen, Sitte ist, die Frau Spendvögtin in die Küche, um mit Marei das Mittagsmahl abzurathen, und welches Kraut am nöthigsten zu brauchen sei, das junge Ehepaar in seine zwei Stübchen, um etwas aufzuräumen und jedes Ding an seinen Ort zu thun, sagte Herr Stößli, der das Büreau aufgeschlossen hatte und Schubfächer musterte: Apropos, Fraueli, Schätzeli, was ich dich fragen wollte, wo hast den Entwurf? Du weißt wohl, hätte heute Zeit, die Hausbücher in Ordnung zu bringen. — Potz Türk, das war ein Schlag nicht aus heiterm Himmel, Luise hatte schon lange davor gebebt, jedoch den Gedanken daran bestmöglichst in Hintergrund geschoben, sich immer damit tröstend, ihr Stößli frage ja gar nichts nach Geld und Gut, wie die gemeinen Notarien und andere Menschen, er habe eine zu edle Seele und sei viel zu hoch gesinnt, er habe es ja selbst gesagt. Als aber jetzt die Frage so plötzlich kam, wäre doch die Luise in den Boden gefahren, wenn sie nicht erstarket gewesen wäre und zwar auffallend für so kurze Zeit. O liebes Mannli, denke doch nicht daran. Weiß nicht, wo ich ihn habe, und ein Testament ist ja nicht mehr nöthig. Das wohl, sagte Notar Stößli. Es ist mir nur um eine Uebersicht zu haben, du kannst mir's ja aus dem Kopfe angeben. Von wegen, ich muß auch dem Vogt

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T09:45:11Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T09:45:11Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Der Notar in der Falle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–43. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_notar_1910/43>, abgerufen am 21.11.2024.