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Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842.

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Blutflecken gleich, unauslöschlich bleiben von Geschlecht
zu Geschlecht, jeder Tünche spottend.

Nicht umsonst glänzte die durch Gottes Hand er¬
baute Erde und das von Menschen Händen erbaute
Haus im reinsten Schmucke; über beide glänzte heute
ein Stern am blauen Himmel, ein hoher Feiertag. Es
war der Tag, an welchem der Sohn wieder zum Va¬
ter gegangen, zum Zeugniß, daß die Leiter noch am
Himmel stehe, auf welcher Engel auf- und niedersteigen
und die Seelen der Menschen, wenn sie dem Leibe sich
entwinden und ihr Heil und Augenmerk beim Vater
droben war und nicht hier auf Erden; es war der
Tag, an welchem die ganze Pflanzenwelt dem Himmel
entgegenwächst und blüht in voller Ueppigkeit, dem
Menschen ein alle Jahre neu werdendes Sinnbild seiner
eigenen Bestimmung. Wunderbar erklang es über die
Hügel, man wußte nicht woher das Klingen kam,
es tönte wie von allen Seiten; es kam von den Kir¬
chen her draußen in den weiten Thälern; von dort
her kündeten die Glocken, daß die Tempel Gottes sich
öffnen Allen, deren Herzen offen seien der Stimme ihres
Gottes.

Ein reges Leben bewegte sich um das schöne Haus.
In des Brunnens Nähe wurden mit besonderer Sorg¬
falt Pferde gestriegelt, stattliche Mütter umgaukelt von
lustigen Füllen; im breiten Brunnentroge stillten behag¬
lich blickende Kühe ihren Durst und zweimal mußte der
Bube Besen und Schaufel nehmen, weil er die Spu¬
ren ihrer Behaglichkeit nicht sauber genug weggeräumt.
Herzhaft wuschen am Brunnen mit einem handlichen
Zwilchfetzen stämmige Mägde ihre rothbrächten Gesichter,
die Haare in zwei Knäuel über den Ohren zusammen¬
gedreht, trugen mit eilfertiger Emsigkeit Wasser durch

Blutflecken gleich, unauslöſchlich bleiben von Geſchlecht
zu Geſchlecht, jeder Tünche ſpottend.

Nicht umſonſt glänzte die durch Gottes Hand er¬
baute Erde und das von Menſchen Händen erbaute
Haus im reinſten Schmucke; über beide glänzte heute
ein Stern am blauen Himmel, ein hoher Feiertag. Es
war der Tag, an welchem der Sohn wieder zum Va¬
ter gegangen, zum Zeugniß, daß die Leiter noch am
Himmel ſtehe, auf welcher Engel auf- und niederſteigen
und die Seelen der Menſchen, wenn ſie dem Leibe ſich
entwinden und ihr Heil und Augenmerk beim Vater
droben war und nicht hier auf Erden; es war der
Tag, an welchem die ganze Pflanzenwelt dem Himmel
entgegenwächst und blüht in voller Ueppigkeit, dem
Menſchen ein alle Jahre neu werdendes Sinnbild ſeiner
eigenen Beſtimmung. Wunderbar erklang es über die
Hügel, man wußte nicht woher das Klingen kam,
es tönte wie von allen Seiten; es kam von den Kir¬
chen her draußen in den weiten Thälern; von dort
her kündeten die Glocken, daß die Tempel Gottes ſich
öffnen Allen, deren Herzen offen ſeien der Stimme ihres
Gottes.

Ein reges Leben bewegte ſich um das ſchöne Haus.
In des Brunnens Nähe wurden mit beſonderer Sorg¬
falt Pferde geſtriegelt, ſtattliche Mütter umgaukelt von
luſtigen Füllen; im breiten Brunnentroge ſtillten behag¬
lich blickende Kühe ihren Durſt und zweimal mußte der
Bube Beſen und Schaufel nehmen, weil er die Spu¬
ren ihrer Behaglichkeit nicht ſauber genug weggeräumt.
Herzhaft wuſchen am Brunnen mit einem handlichen
Zwilchfetzen ſtämmige Mägde ihre rothbrächten Geſichter,
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gedreht, trugen mit eilfertiger Emſigkeit Waſſer durch

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[4/0014] Blutflecken gleich, unauslöſchlich bleiben von Geſchlecht zu Geſchlecht, jeder Tünche ſpottend. Nicht umſonſt glänzte die durch Gottes Hand er¬ baute Erde und das von Menſchen Händen erbaute Haus im reinſten Schmucke; über beide glänzte heute ein Stern am blauen Himmel, ein hoher Feiertag. Es war der Tag, an welchem der Sohn wieder zum Va¬ ter gegangen, zum Zeugniß, daß die Leiter noch am Himmel ſtehe, auf welcher Engel auf- und niederſteigen und die Seelen der Menſchen, wenn ſie dem Leibe ſich entwinden und ihr Heil und Augenmerk beim Vater droben war und nicht hier auf Erden; es war der Tag, an welchem die ganze Pflanzenwelt dem Himmel entgegenwächst und blüht in voller Ueppigkeit, dem Menſchen ein alle Jahre neu werdendes Sinnbild ſeiner eigenen Beſtimmung. Wunderbar erklang es über die Hügel, man wußte nicht woher das Klingen kam, es tönte wie von allen Seiten; es kam von den Kir¬ chen her draußen in den weiten Thälern; von dort her kündeten die Glocken, daß die Tempel Gottes ſich öffnen Allen, deren Herzen offen ſeien der Stimme ihres Gottes. Ein reges Leben bewegte ſich um das ſchöne Haus. In des Brunnens Nähe wurden mit beſonderer Sorg¬ falt Pferde geſtriegelt, ſtattliche Mütter umgaukelt von luſtigen Füllen; im breiten Brunnentroge ſtillten behag¬ lich blickende Kühe ihren Durſt und zweimal mußte der Bube Beſen und Schaufel nehmen, weil er die Spu¬ ren ihrer Behaglichkeit nicht ſauber genug weggeräumt. Herzhaft wuſchen am Brunnen mit einem handlichen Zwilchfetzen ſtämmige Mägde ihre rothbrächten Geſichter, die Haare in zwei Knäuel über den Ohren zuſammen¬ gedreht, trugen mit eilfertiger Emſigkeit Waſſer durch

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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_sagen_1842/14>, abgerufen am 21.11.2024.