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Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842.

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die geöffnete Thüre und in mächtigen Stößen hob sich
gerade und hoch in die blaue Luft empor aus kurzem
Schornsteine die dunkle Rauchsäule.

Langsam und gebeugt ging an einem Hakenstock der
Großvater um das Haus, sah schweigend dem Treiben
der Knechte und Mägde zu, streichelte hier ein Pferd,
wehrte dort einer Kuh ihren schwerfälligen Muthwillen,
zeigte mit dem Stecken dem unachtsamen Buben noch
hier und dort vergessene Strohhalme und nahm dazu
fleißig aus der langen Weste tiefer Tasche das Feuer¬
zeug, um seine Pfeife, an der er des Morgens trotz
ihres schweren Athems so wohl lebte, wieder anzu¬
zünden.

Auf rein gefegter Bank vor dem Hause neben der
Thüre saß die Großmutter, schönes Brod schneidend in
eine mächtige Kachel, dünn und in eben rechter Größe
jeden Bissen, nicht so unachtsam wie Köchinnen oder
Stubenmägde, die manchmal Stücke machen an denen
ein Wallfisch ersticken müßte. Wohlgenährte stolze Hüh¬
ner und schöne Tauben stritten sich um die Brosamen
zu ihren Füßen, und wenn ein schüchternes Täubchen
zu kurz kam, so warf ihm die Großmutter ein Stücklein
eigends zu, es tröstend mit freundlichen Worten über
den Unverstand und den Ungestüm der andern.

Drinnen in der weiten reinen Küche knisterte ein
mächtiges Feuer von Tannenholz, in weiter Pfanne
knallten Kaffeebohnen, die eine stattliche Frau mit höl¬
zerner Kelle durcheinander rührte, nebenbei knarrte die
Kaffeemühle zwischen den Knieen einer frischgewaschenen
Magd, unter der offenen Stubenthüre aber stund, den
offenen Kaffeesack noch in der Hand, eine schöne etwas
blasse Frau und sagte: "Du, Hebamme, röste mir den
Kaffee heute nicht so schwarz, sie könnten sonst meinen,

die geöffnete Thüre und in mächtigen Stößen hob ſich
gerade und hoch in die blaue Luft empor aus kurzem
Schornſteine die dunkle Rauchſäule.

Langſam und gebeugt ging an einem Hakenſtock der
Großvater um das Haus, ſah ſchweigend dem Treiben
der Knechte und Mägde zu, ſtreichelte hier ein Pferd,
wehrte dort einer Kuh ihren ſchwerfälligen Muthwillen,
zeigte mit dem Stecken dem unachtſamen Buben noch
hier und dort vergeſſene Strohhalme und nahm dazu
fleißig aus der langen Weſte tiefer Taſche das Feuer¬
zeug, um ſeine Pfeife, an der er des Morgens trotz
ihres ſchweren Athems ſo wohl lebte, wieder anzu¬
zünden.

Auf rein gefegter Bank vor dem Hauſe neben der
Thüre ſaß die Großmutter, ſchönes Brod ſchneidend in
eine mächtige Kachel, dünn und in eben rechter Größe
jeden Biſſen, nicht ſo unachtſam wie Köchinnen oder
Stubenmägde, die manchmal Stücke machen an denen
ein Wallfiſch erſticken müßte. Wohlgenährte ſtolze Hüh¬
ner und ſchöne Tauben ſtritten ſich um die Broſamen
zu ihren Füßen, und wenn ein ſchüchternes Täubchen
zu kurz kam, ſo warf ihm die Großmutter ein Stücklein
eigends zu, es tröſtend mit freundlichen Worten über
den Unverſtand und den Ungeſtüm der andern.

Drinnen in der weiten reinen Küche kniſterte ein
mächtiges Feuer von Tannenholz, in weiter Pfanne
knallten Kaffeebohnen, die eine ſtattliche Frau mit höl¬
zerner Kelle durcheinander rührte, nebenbei knarrte die
Kaffeemühle zwiſchen den Knieen einer friſchgewaſchenen
Magd, unter der offenen Stubenthüre aber ſtund, den
offenen Kaffeeſack noch in der Hand, eine ſchöne etwas
blaſſe Frau und ſagte: „Du, Hebamme, röſte mir den
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[5/0015] die geöffnete Thüre und in mächtigen Stößen hob ſich gerade und hoch in die blaue Luft empor aus kurzem Schornſteine die dunkle Rauchſäule. Langſam und gebeugt ging an einem Hakenſtock der Großvater um das Haus, ſah ſchweigend dem Treiben der Knechte und Mägde zu, ſtreichelte hier ein Pferd, wehrte dort einer Kuh ihren ſchwerfälligen Muthwillen, zeigte mit dem Stecken dem unachtſamen Buben noch hier und dort vergeſſene Strohhalme und nahm dazu fleißig aus der langen Weſte tiefer Taſche das Feuer¬ zeug, um ſeine Pfeife, an der er des Morgens trotz ihres ſchweren Athems ſo wohl lebte, wieder anzu¬ zünden. Auf rein gefegter Bank vor dem Hauſe neben der Thüre ſaß die Großmutter, ſchönes Brod ſchneidend in eine mächtige Kachel, dünn und in eben rechter Größe jeden Biſſen, nicht ſo unachtſam wie Köchinnen oder Stubenmägde, die manchmal Stücke machen an denen ein Wallfiſch erſticken müßte. Wohlgenährte ſtolze Hüh¬ ner und ſchöne Tauben ſtritten ſich um die Broſamen zu ihren Füßen, und wenn ein ſchüchternes Täubchen zu kurz kam, ſo warf ihm die Großmutter ein Stücklein eigends zu, es tröſtend mit freundlichen Worten über den Unverſtand und den Ungeſtüm der andern. Drinnen in der weiten reinen Küche kniſterte ein mächtiges Feuer von Tannenholz, in weiter Pfanne knallten Kaffeebohnen, die eine ſtattliche Frau mit höl¬ zerner Kelle durcheinander rührte, nebenbei knarrte die Kaffeemühle zwiſchen den Knieen einer friſchgewaſchenen Magd, unter der offenen Stubenthüre aber ſtund, den offenen Kaffeeſack noch in der Hand, eine ſchöne etwas blaſſe Frau und ſagte: „Du, Hebamme, röſte mir den Kaffee heute nicht ſo ſchwarz, ſie könnten ſonſt meinen,

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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_sagen_1842/15>, abgerufen am 21.11.2024.