Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

da stand wieder derselbe Jäger vor ihm, der ihm schon daheim im Walde, und auch nachmals noch bei jeder Noth und Gefahr, versuchend erschienen war.

"Morgen," grinste Satan, "ist dein Weib das Weib eines Andern. Du hast noch tausend Meilen bis heim. Verschreibst du dich mir aber mit deinem Blute, sieh, so bringe ich dich morgen zur rechten Stunde auf deine Burg."

Kuno war in der schrecklichsten Angst und Verzweiflung. Er liebte sein Weib so herzlich, und liebte doch auch Gott und seine Lehre so von ganzer Seele. Was sollte er beginnen! Fürchterlich war der Kampf in seinem Innern. Er weinte und jammerte, und hob die Hände ringend zum Himmel. Das sah der Satan, und sprach:

"Noch eins will ich dir gewähren: Du bist deines Versprechens wieder ledig, schläfst du auf der weiten Reise nicht ein!"

da stand wieder derselbe Jäger vor ihm, der ihm schon daheim im Walde, und auch nachmals noch bei jeder Noth und Gefahr, versuchend erschienen war.

„Morgen,“ grinste Satan, „ist dein Weib das Weib eines Andern. Du hast noch tausend Meilen bis heim. Verschreibst du dich mir aber mit deinem Blute, sieh, so bringe ich dich morgen zur rechten Stunde auf deine Burg.“

Kuno war in der schrecklichsten Angst und Verzweiflung. Er liebte sein Weib so herzlich, und liebte doch auch Gott und seine Lehre so von ganzer Seele. Was sollte er beginnen! Fürchterlich war der Kampf in seinem Innern. Er weinte und jammerte, und hob die Hände ringend zum Himmel. Das sah der Satan, und sprach:

„Noch eins will ich dir gewähren: Du bist deines Versprechens wieder ledig, schläfst du auf der weiten Reise nicht ein!“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0387" n="348"/>
da stand wieder derselbe Jäger vor ihm, der ihm schon daheim im Walde, und auch nachmals noch bei jeder Noth und Gefahr, versuchend erschienen war.</p>
        <p>&#x201E;Morgen,&#x201C; grinste Satan, &#x201E;ist dein Weib das Weib eines Andern. Du hast noch tausend Meilen bis heim. Verschreibst du dich mir aber mit deinem Blute, sieh, so bringe ich dich morgen zur rechten Stunde auf deine Burg.&#x201C;</p>
        <p>Kuno war in der schrecklichsten Angst und Verzweiflung. Er liebte sein Weib so herzlich, und liebte doch auch Gott und seine Lehre so von ganzer Seele. Was sollte er beginnen! Fürchterlich war der Kampf in seinem Innern. Er weinte und jammerte, und hob die Hände ringend zum Himmel. Das sah der Satan, und sprach:</p>
        <p>&#x201E;Noch eins will ich dir gewähren: Du bist deines Versprechens wieder ledig, schläfst du auf der weiten Reise nicht ein!&#x201C;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[348/0387] da stand wieder derselbe Jäger vor ihm, der ihm schon daheim im Walde, und auch nachmals noch bei jeder Noth und Gefahr, versuchend erschienen war. „Morgen,“ grinste Satan, „ist dein Weib das Weib eines Andern. Du hast noch tausend Meilen bis heim. Verschreibst du dich mir aber mit deinem Blute, sieh, so bringe ich dich morgen zur rechten Stunde auf deine Burg.“ Kuno war in der schrecklichsten Angst und Verzweiflung. Er liebte sein Weib so herzlich, und liebte doch auch Gott und seine Lehre so von ganzer Seele. Was sollte er beginnen! Fürchterlich war der Kampf in seinem Innern. Er weinte und jammerte, und hob die Hände ringend zum Himmel. Das sah der Satan, und sprach: „Noch eins will ich dir gewähren: Du bist deines Versprechens wieder ledig, schläfst du auf der weiten Reise nicht ein!“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/387
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/387>, abgerufen am 04.12.2024.