pgo_VII.001 nik, besonders der Lehre von den Bildern und Figuren und einzelnen pgo_VII.002 Versarten, und durch die eingehende Berücksichtigung der Poesie der pgo_VII.003 Gegenwart andere und neue Elemente in mein Werk aufgenommen. pgo_VII.004 Die Ansicht, die ich bereits als Literarhistoriker in meinem Werke "über pgo_VII.005 die deutsche Nationalliteratur des neunzehnten Jahrhunderts" ausgesprochen, pgo_VII.006 daß es die Aufgabe der "neuern Poesie" sei, den modernen Geist pgo_VII.007 aus der jungdeutschen Gährung, Zersplitterung und Formlosigkeit heraus pgo_VII.008 in Kunstwerke von fester schöner Form und echtem Adel zu retten, suche pgo_VII.009 ich hier für die einzelnen Formen der Dichtkunst zu beweisen, indem ich pgo_VII.010 dabei manche mit Unrecht vernachlässigte und nicht an und für sich, sondern pgo_VII.011 nur durch ihren früheren Jnhalt antiquirte Form, z. B. Ode, pgo_VII.012 Epistel, Satire u. a., wieder in Aufnahme zu bringen suche.
pgo_VII.013 Es konnte mir nicht darauf ankommen, die allgemeinen Grundbestimmungen pgo_VII.014 der Aesthetik ausführlicher zu entwickeln. Gerade auf diesem pgo_VII.015 Gebiete haben Schelling, Solger, Hegel, Weisse, Vischer, pgo_VII.016 Rosenkranz, Kuno Fischer u. A. in neuer Zeit Vortreffliches pgo_VII.017 geleistet. Jch konnte in faßlicher Darstellung davon nur soviel aufnehmen, pgo_VII.018 als erforderlich ist, um die Stellung der Poesie im Reiche des pgo_VII.019 Schönen und im Reiche der Künste verständlich zu machen. Jch wollte pgo_VII.020 die Ziele meiner "Poetik" nicht verrücken; ich wollte mein Werk nur in pgo_VII.021 die Lücke einschieben, welche jene Aesthetiker offen gelassen, indem ich eine pgo_VII.022 einzelne Kunst in der Fülle ihres Details erschöpfend behandle. Freilich pgo_VII.023 müssen gerade hierbei die allgemeinen Principien der Aesthetik zur vollsten pgo_VII.024 Geltung kommen und ihre maaßgebende Kraft bewähren.
pgo_VII.025 Wenn ich meine "Poetik" eine "moderne" nenne, so gebrauch' ich pgo_VII.026 dies Wort nur in jener Bedeutung, die ich bereits in meiner "Nationalliteratur" pgo_VII.027 erklärt. Jch verlange von der Poesie, daß sie aus dem Geiste pgo_VII.028 ihrer Zeit und ihres Volkes herausdichte, wie es die Poeten des Alterthums pgo_VII.029 und Mittelalters gethan; denn nur eine aus dem Leben der pgo_VII.030 Gegenwart herausgeborne Poesie darf auf eine Zukunft rechnen. So
pgo_VII.001 nik, besonders der Lehre von den Bildern und Figuren und einzelnen pgo_VII.002 Versarten, und durch die eingehende Berücksichtigung der Poesie der pgo_VII.003 Gegenwart andere und neue Elemente in mein Werk aufgenommen. pgo_VII.004 Die Ansicht, die ich bereits als Literarhistoriker in meinem Werke „über pgo_VII.005 die deutsche Nationalliteratur des neunzehnten Jahrhunderts“ ausgesprochen, pgo_VII.006 daß es die Aufgabe der „neuern Poesie“ sei, den modernen Geist pgo_VII.007 aus der jungdeutschen Gährung, Zersplitterung und Formlosigkeit heraus pgo_VII.008 in Kunstwerke von fester schöner Form und echtem Adel zu retten, suche pgo_VII.009 ich hier für die einzelnen Formen der Dichtkunst zu beweisen, indem ich pgo_VII.010 dabei manche mit Unrecht vernachlässigte und nicht an und für sich, sondern pgo_VII.011 nur durch ihren früheren Jnhalt antiquirte Form, z. B. Ode, pgo_VII.012 Epistel, Satire u. a., wieder in Aufnahme zu bringen suche.
pgo_VII.013 Es konnte mir nicht darauf ankommen, die allgemeinen Grundbestimmungen pgo_VII.014 der Aesthetik ausführlicher zu entwickeln. Gerade auf diesem pgo_VII.015 Gebiete haben Schelling, Solger, Hegel, Weisse, Vischer, pgo_VII.016 Rosenkranz, Kuno Fischer u. A. in neuer Zeit Vortreffliches pgo_VII.017 geleistet. Jch konnte in faßlicher Darstellung davon nur soviel aufnehmen, pgo_VII.018 als erforderlich ist, um die Stellung der Poesie im Reiche des pgo_VII.019 Schönen und im Reiche der Künste verständlich zu machen. Jch wollte pgo_VII.020 die Ziele meiner „Poetik“ nicht verrücken; ich wollte mein Werk nur in pgo_VII.021 die Lücke einschieben, welche jene Aesthetiker offen gelassen, indem ich eine pgo_VII.022 einzelne Kunst in der Fülle ihres Details erschöpfend behandle. Freilich pgo_VII.023 müssen gerade hierbei die allgemeinen Principien der Aesthetik zur vollsten pgo_VII.024 Geltung kommen und ihre maaßgebende Kraft bewähren.
pgo_VII.025 Wenn ich meine „Poetik“ eine „moderne“ nenne, so gebrauch' ich pgo_VII.026 dies Wort nur in jener Bedeutung, die ich bereits in meiner „Nationalliteratur“ pgo_VII.027 erklärt. Jch verlange von der Poesie, daß sie aus dem Geiste pgo_VII.028 ihrer Zeit und ihres Volkes herausdichte, wie es die Poeten des Alterthums pgo_VII.029 und Mittelalters gethan; denn nur eine aus dem Leben der pgo_VII.030 Gegenwart herausgeborne Poesie darf auf eine Zukunft rechnen. So
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[RVII/0013]
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Versarten, und durch die eingehende Berücksichtigung der Poesie der pgo_VII.003
Gegenwart andere und neue Elemente in mein Werk aufgenommen. pgo_VII.004
Die Ansicht, die ich bereits als Literarhistoriker in meinem Werke „über pgo_VII.005
die deutsche Nationalliteratur des neunzehnten Jahrhunderts“ ausgesprochen, pgo_VII.006
daß es die Aufgabe der „neuern Poesie“ sei, den modernen Geist pgo_VII.007
aus der jungdeutschen Gährung, Zersplitterung und Formlosigkeit heraus pgo_VII.008
in Kunstwerke von fester schöner Form und echtem Adel zu retten, suche pgo_VII.009
ich hier für die einzelnen Formen der Dichtkunst zu beweisen, indem ich pgo_VII.010
dabei manche mit Unrecht vernachlässigte und nicht an und für sich, sondern pgo_VII.011
nur durch ihren früheren Jnhalt antiquirte Form, z. B. Ode, pgo_VII.012
Epistel, Satire u. a., wieder in Aufnahme zu bringen suche.
pgo_VII.013
Es konnte mir nicht darauf ankommen, die allgemeinen Grundbestimmungen pgo_VII.014
der Aesthetik ausführlicher zu entwickeln. Gerade auf diesem pgo_VII.015
Gebiete haben Schelling, Solger, Hegel, Weisse, Vischer, pgo_VII.016
Rosenkranz, Kuno Fischer u. A. in neuer Zeit Vortreffliches pgo_VII.017
geleistet. Jch konnte in faßlicher Darstellung davon nur soviel aufnehmen, pgo_VII.018
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Schönen und im Reiche der Künste verständlich zu machen. Jch wollte pgo_VII.020
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die Lücke einschieben, welche jene Aesthetiker offen gelassen, indem ich eine pgo_VII.022
einzelne Kunst in der Fülle ihres Details erschöpfend behandle. Freilich pgo_VII.023
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pgo_VII.025
Wenn ich meine „Poetik“ eine „moderne“ nenne, so gebrauch' ich pgo_VII.026
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erklärt. Jch verlange von der Poesie, daß sie aus dem Geiste pgo_VII.028
ihrer Zeit und ihres Volkes herausdichte, wie es die Poeten des Alterthums pgo_VII.029
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Gegenwart herausgeborne Poesie darf auf eine Zukunft rechnen. So
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Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858, S. RVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschall_poetik_1858/13>, abgerufen am 21.11.2024.
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