Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858.pgo_211.001 Sonnenuntergang, pgo_211.004 Schwarze Wolken ziehn, pgo_211.005 O wie schwül und bang pgo_211.006 Alle Winde fliehn! pgo_211.007 pgo_211.011Durch den Himmel wild pgo_211.008 Jagen Blitze bleich; pgo_211.009 Jhr vergänglich Bild pgo_211.010 Wandelt durch den Teich. Lenau. pgo_211.012 c. Vierfüßige Trochäen. pgo_211.013_ _ _ _ _ _ _ _ pgo_211.014 pgo_211.015 _ _ _ _ _ _ _ _ pgo_211.017 Dein gedenkend irr' ich einsam pgo_211.019 pgo_211.022Diesen Strom entlang, pgo_211.020 Könnten lauschen wir gemeinsam pgo_211.021 Seinem Wogenklang. Lenau. pgo_211.023 Wenn des Gottes letzter milder pgo_211.025 pgo_211.028Schimmer sich vom See verlor, pgo_211.026 Steigen mir Gedächtnißbilder pgo_211.027 Aus der Welle Nacht empor. Platen. pgo_211.029 Träumet, wer beginnt zu steigen; pgo_211.038
Träumet, wer da sorgt und rennt; pgo_211.001 Sonnenuntergang, pgo_211.004 Schwarze Wolken ziehn, pgo_211.005 O wie schwül und bang pgo_211.006 Alle Winde fliehn! pgo_211.007 pgo_211.011Durch den Himmel wild pgo_211.008 Jagen Blitze bleich; pgo_211.009 Jhr vergänglich Bild pgo_211.010 Wandelt durch den Teich. Lenau. pgo_211.012 c. Vierfüßige Trochäen. pgo_211.013_ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ pgo_211.014 pgo_211.015 _ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ pgo_211.017 Dein gedenkend irr' ich einsam pgo_211.019 pgo_211.022Diesen Strom entlang, pgo_211.020 Könnten lauschen wir gemeinsam pgo_211.021 Seinem Wogenklang. Lenau. pgo_211.023 Wenn des Gottes letzter milder pgo_211.025 pgo_211.028Schimmer sich vom See verlor, pgo_211.026 Steigen mir Gedächtnißbilder pgo_211.027 Aus der Welle Nacht empor. Platen. pgo_211.029 Träumet, wer beginnt zu steigen; pgo_211.038
Träumet, wer da sorgt und rennt; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <p><pb facs="#f0233" n="211"/><lb n="pgo_211.001"/> ernsteren Charakter. Lauter katalektische Dreifüßler eignen sich für eine <lb n="pgo_211.002"/> scharf abgerissene, blitzartig hingeworfene Schilderung:</p> <lb n="pgo_211.003"/> <lg> <l>Sonnenuntergang,</l> <lb n="pgo_211.004"/> <l>Schwarze Wolken ziehn,</l> <lb n="pgo_211.005"/> <l>O wie schwül und bang</l> <lb n="pgo_211.006"/> <l>Alle Winde fliehn! </l> </lg> <lg> <lb n="pgo_211.007"/> <l>Durch den Himmel wild</l> <lb n="pgo_211.008"/> <l>Jagen Blitze bleich;</l> <lb n="pgo_211.009"/> <l>Jhr vergänglich Bild</l> <lb n="pgo_211.010"/> <l>Wandelt durch den Teich.</l> </lg> <lb n="pgo_211.011"/> <p> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Lenau</hi>.</hi> </p> </div> <div n="6"> <lb n="pgo_211.012"/> <head> <hi rendition="#c">c. <hi rendition="#g">Vierfüßige Trochäen.</hi></hi> </head> <lb n="pgo_211.013"/> <p> <hi rendition="#right">_ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ <lb n="pgo_211.014"/> _ ‿ _ ‿ _ ‿ _</hi> </p> <p><lb n="pgo_211.015"/> Sie können auch mit dreifüßigen wechseln nach folgendem Schema:</p> <lb n="pgo_211.016"/> <p> <hi rendition="#right">_ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ <lb n="pgo_211.017"/> _ ‿ _ ‿ _</hi> </p> <lb n="pgo_211.018"/> <lg> <l>Dein gedenkend irr' ich einsam</l> <lb n="pgo_211.019"/> <l>Diesen Strom entlang,</l> <lb n="pgo_211.020"/> <l>Könnten lauschen wir gemeinsam</l> <lb n="pgo_211.021"/> <l>Seinem Wogenklang.</l> </lg> <lb n="pgo_211.022"/> <p> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Lenau</hi>.</hi> </p> <p><lb n="pgo_211.023"/> Am gebräuchlichsten ist die folgende Strophenbildung:</p> <lb n="pgo_211.024"/> <lg> <l>Wenn des Gottes letzter milder</l> <lb n="pgo_211.025"/> <l>Schimmer sich vom See verlor,</l> <lb n="pgo_211.026"/> <l>Steigen mir Gedächtnißbilder</l> <lb n="pgo_211.027"/> <l>Aus der Welle Nacht empor.</l> </lg> <lb n="pgo_211.028"/> <p> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Platen</hi>.</hi> </p> <p><lb n="pgo_211.029"/> Die vierfüßigen Trochäen prägen den Charakter dieses Versmaßes <lb n="pgo_211.030"/> am reinsten aus und werden daher auch vorzugsweise angewendet. <lb n="pgo_211.031"/> Dieser Vers hat einen ernst beschaulichen Charakter; er eignet sich für <lb n="pgo_211.032"/> Sentenzen, für Antithesen, für ein träumerisches und glänzendes Gedankenspiel. <lb n="pgo_211.033"/> Er hat gerade das Maaß zu einer knappen, scharfzugespitzten <lb n="pgo_211.034"/> Sentenz, welche der nächste Vierfüßler antistrophisch ausführen oder <lb n="pgo_211.035"/> erwiedern kann. Dabei ladet er zu Parallelismen der Bilder und zu <lb n="pgo_211.036"/> Anaphoren ein, z. B.</p> <lb n="pgo_211.037"/> <lg> <l>Träumet, wer beginnt zu steigen;</l> <lb n="pgo_211.038"/> <l>Träumet, wer da sorgt und rennt;</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [211/0233]
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ernsteren Charakter. Lauter katalektische Dreifüßler eignen sich für eine pgo_211.002
scharf abgerissene, blitzartig hingeworfene Schilderung:
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Sonnenuntergang, pgo_211.004
Schwarze Wolken ziehn, pgo_211.005
O wie schwül und bang pgo_211.006
Alle Winde fliehn!
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Durch den Himmel wild pgo_211.008
Jagen Blitze bleich; pgo_211.009
Jhr vergänglich Bild pgo_211.010
Wandelt durch den Teich.
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Lenau.
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c. Vierfüßige Trochäen. pgo_211.013
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Sie können auch mit dreifüßigen wechseln nach folgendem Schema:
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Dein gedenkend irr' ich einsam pgo_211.019
Diesen Strom entlang, pgo_211.020
Könnten lauschen wir gemeinsam pgo_211.021
Seinem Wogenklang.
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Lenau.
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Am gebräuchlichsten ist die folgende Strophenbildung:
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Wenn des Gottes letzter milder pgo_211.025
Schimmer sich vom See verlor, pgo_211.026
Steigen mir Gedächtnißbilder pgo_211.027
Aus der Welle Nacht empor.
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Platen.
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Die vierfüßigen Trochäen prägen den Charakter dieses Versmaßes pgo_211.030
am reinsten aus und werden daher auch vorzugsweise angewendet. pgo_211.031
Dieser Vers hat einen ernst beschaulichen Charakter; er eignet sich für pgo_211.032
Sentenzen, für Antithesen, für ein träumerisches und glänzendes Gedankenspiel. pgo_211.033
Er hat gerade das Maaß zu einer knappen, scharfzugespitzten pgo_211.034
Sentenz, welche der nächste Vierfüßler antistrophisch ausführen oder pgo_211.035
erwiedern kann. Dabei ladet er zu Parallelismen der Bilder und zu pgo_211.036
Anaphoren ein, z. B.
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Träumet, wer beginnt zu steigen; pgo_211.038
Träumet, wer da sorgt und rennt;
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