Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858.pgo_006.001 All books he reads and all he reads assails -- pgo_006.007 Not dully prepossessed nor blindly right, pgo_006.010 pgo_006.021 *) pgo_006.032 Essay on criticism 641: a soul exempt from pride, pgo_006.033 And love to praise with reason on his side. **) pgo_006.034 Essay on criticism 170. ***) pgo_006.035
Ibid. 233 u. flgde. pgo_006.001 All books he reads and all he reads assails — pgo_006.007 Not dully prepossessed nor blindly right, pgo_006.010 pgo_006.021 *) pgo_006.032 Essay on criticism 641: a soul exempt from pride, pgo_006.033 And love to praise with reason on his side. **) pgo_006.034 Essay on criticism 170. ***) pgo_006.035
Ibid. 233 u. flgde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0028" n="6"/><lb n="pgo_006.001"/> um unsern modernen deutschen Zuständen einen Spiegel vorzuhalten. <lb n="pgo_006.002"/> Wenn er im zweiten Theile seines Gedichtes die Fehler auseinandersetzt, <lb n="pgo_006.003"/> welche ein richtiges Urtheil verhindern, wenn er im dritten das Bild eines <lb n="pgo_006.004"/> anmaßenden Kritikers entwirft, der alle Bücher liest und alle Bücher, die <lb n="pgo_006.005"/> er liest, angreift:</p> <lb n="pgo_006.006"/> <lg> <l><foreign xml:lang="eng">All books he reads and all he reads assails</foreign> —</l> </lg> <p><lb n="pgo_006.007"/> und ihm das Bild des echten Kritikers gegenüberstellt, der ohne Vorurtheil <lb n="pgo_006.008"/> und blinde Rechthaberei auftritt:</p> <lb n="pgo_006.009"/> <lg> <l><foreign xml:lang="eng">Not dully prepossessed nor blindly right</foreign>,</l> </lg> <p><lb n="pgo_006.010"/> dessen Seele frei von Hochmuth ist, der gerne lobt, wenn die Vernunft <lb n="pgo_006.011"/> auf seiner Seite steht<note xml:id="PGO_006_1" place="foot" n="*)"><lb n="pgo_006.032"/><hi rendition="#g">Essay on criticism</hi> 641: a soul exempt from pride, <lb n="pgo_006.033"/> <lg><l>And love to praise with reason on his side.</l></lg></note>; wenn er die Kritiker tadelt, deren anmaßendem <lb n="pgo_006.012"/> Geiste alle <hi rendition="#g">freieren Schönheiten</hi> nur als <hi rendition="#g">Fehler</hi> erscheinen<note xml:id="PGO_006_2" place="foot" n="**)"><lb n="pgo_006.034"/> Essay on criticism 170.</note>, und <lb n="pgo_006.013"/> von einem vollkommenen Kritiker verlangt, daß er jedes Werk in <hi rendition="#g">demselben <lb n="pgo_006.014"/> Geiste</hi> lese, in welchem es der Autor geschrieben hat, daß er <lb n="pgo_006.015"/> nicht da nach unbedeutenden Fehlern suche, wo Begeisterung das Gemüth <lb n="pgo_006.016"/> hinreißt<note xml:id="PGO_006_3" place="foot" n="***)"><lb n="pgo_006.035"/> Ibid. 233 u. flgde.</note> — wer erkennt nicht die Tragweite dieser mit ebensovielem <lb n="pgo_006.017"/> Witz wie liebenswürdiger Anmuth des Ausdruckes aufgestellten Behauptungen <lb n="pgo_006.018"/> für unsere Gegenwart, welche gerade an kritischer Ueberhebung <lb n="pgo_006.019"/> erkrankt und zahlreiche Portraits zu jenen Popeschen Unterschriften zu <lb n="pgo_006.020"/> geben vermag?</p> <p><lb n="pgo_006.021"/> Wenn die Dichter in ihrer Weise, das heißt fragmentarisch in anmuthigen <lb n="pgo_006.022"/> und pointenreichen Versen, in einem sich dem Gedächtniß einprägenden <lb n="pgo_006.023"/> Lapidarstyle die Regeln der Dichtkunst festzusetzen suchten: so konnten <lb n="pgo_006.024"/> die Gelehrten in einem Zeitalter der wiedererwachenden Wissenschaft nicht <lb n="pgo_006.025"/> hinter jenen Bestrebungen zurückbleiben, nicht ohne Beeinträchtigung der <lb n="pgo_006.026"/> akademischen Würde ein für die Kenntniß des Alterthums so wichtiges <lb n="pgo_006.027"/> Gebiet, wie das der Poetik, dem Belieben der Schöngeister überlassen. <lb n="pgo_006.028"/> Wenn diese die Poetik etwas leicht, flüchtig, unsystematisch behandelten: <lb n="pgo_006.029"/> so verfielen die Männer der Wissenschaft in das entgegengesetzte Extrem, <lb n="pgo_006.030"/> indem sie pedantisch die widerstrebende Poesie in einen starren Formalismus <lb n="pgo_006.031"/> bannten! Welch' ein Herbarium poetischer Blüthen ist die Poetik </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0028]
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um unsern modernen deutschen Zuständen einen Spiegel vorzuhalten. pgo_006.002
Wenn er im zweiten Theile seines Gedichtes die Fehler auseinandersetzt, pgo_006.003
welche ein richtiges Urtheil verhindern, wenn er im dritten das Bild eines pgo_006.004
anmaßenden Kritikers entwirft, der alle Bücher liest und alle Bücher, die pgo_006.005
er liest, angreift:
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All books he reads and all he reads assails —
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und ihm das Bild des echten Kritikers gegenüberstellt, der ohne Vorurtheil pgo_006.008
und blinde Rechthaberei auftritt:
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Not dully prepossessed nor blindly right,
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dessen Seele frei von Hochmuth ist, der gerne lobt, wenn die Vernunft pgo_006.011
auf seiner Seite steht *); wenn er die Kritiker tadelt, deren anmaßendem pgo_006.012
Geiste alle freieren Schönheiten nur als Fehler erscheinen **), und pgo_006.013
von einem vollkommenen Kritiker verlangt, daß er jedes Werk in demselben pgo_006.014
Geiste lese, in welchem es der Autor geschrieben hat, daß er pgo_006.015
nicht da nach unbedeutenden Fehlern suche, wo Begeisterung das Gemüth pgo_006.016
hinreißt ***) — wer erkennt nicht die Tragweite dieser mit ebensovielem pgo_006.017
Witz wie liebenswürdiger Anmuth des Ausdruckes aufgestellten Behauptungen pgo_006.018
für unsere Gegenwart, welche gerade an kritischer Ueberhebung pgo_006.019
erkrankt und zahlreiche Portraits zu jenen Popeschen Unterschriften zu pgo_006.020
geben vermag?
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Wenn die Dichter in ihrer Weise, das heißt fragmentarisch in anmuthigen pgo_006.022
und pointenreichen Versen, in einem sich dem Gedächtniß einprägenden pgo_006.023
Lapidarstyle die Regeln der Dichtkunst festzusetzen suchten: so konnten pgo_006.024
die Gelehrten in einem Zeitalter der wiedererwachenden Wissenschaft nicht pgo_006.025
hinter jenen Bestrebungen zurückbleiben, nicht ohne Beeinträchtigung der pgo_006.026
akademischen Würde ein für die Kenntniß des Alterthums so wichtiges pgo_006.027
Gebiet, wie das der Poetik, dem Belieben der Schöngeister überlassen. pgo_006.028
Wenn diese die Poetik etwas leicht, flüchtig, unsystematisch behandelten: pgo_006.029
so verfielen die Männer der Wissenschaft in das entgegengesetzte Extrem, pgo_006.030
indem sie pedantisch die widerstrebende Poesie in einen starren Formalismus pgo_006.031
bannten! Welch' ein Herbarium poetischer Blüthen ist die Poetik
*) pgo_006.032
Essay on criticism 641: a soul exempt from pride, pgo_006.033
And love to praise with reason on his side.
**) pgo_006.034
Essay on criticism 170.
***) pgo_006.035
Ibid. 233 u. flgde.
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