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Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858.

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über alle diese Störungen triumphirt und sich durch diesen Triumph pgo_026.002
doppelt über sein persönliches, endliches Sein in das Reich der reinen Anschauung pgo_026.003
erhebt -- das läßt die ästhetische Wirkung des Erhabenen, des pgo_026.004
kämpfenden Schönen, größer erscheinen, als die der ruhigen und kampflosen pgo_026.005
Schönheit. Neben dieser Unendlichkeit des sinnlich Erhabenen, des pgo_026.006
Raumes, der Zeit, der Kraft, welche die in der Natur schlummernde Jdee pgo_026.007
zu solcher überraschenden Mächtigkeit erhebt, daß der Geist sich ihr gegenüber pgo_026.008
erst klein fühlt, um sich dann groß zu fühlen, einer Erhabenheit, pgo_026.009
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auch eine positive sittliche Erhabenheit, der Kampf und das Opfer für pgo_026.011
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der Helden und Märtyrer der Menschheit, die für ihre Ueberzeugung pgo_026.013
stritten, duldeten und starben, eines Regulus, der für die Pflicht sich opfert, pgo_026.014
eines Cato, der für das Jdeal seiner Republik in den freiwilligen Tod pgo_026.015
geht. Hier theilen wir die Erhebung der Helden über das Vergängliche pgo_026.016
und dringen durch die Schauer der Wehmuth, die letzte Verklärung pgo_026.017
der geopferten Sinnlichkeit, zu dem frohlockenden Triumphe des freien pgo_026.018
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hindurch. Ebenso erhaben ist die Leidenschaft, mag sie nun pgo_026.019
die welthistorische der Cäsaren und Napoleone sein, die, während sie dem pgo_026.020
eigenen großen Triebe folgen, nur Organe des Weltgeistes sind, oder pgo_026.021
mag sie den Dolch eines Macbeth und Othello schwingen und uns durch pgo_026.022
die furchtbare That erschrecken. Jn der Leidenschaft vereinigt sich das pgo_026.023
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Vor Allem aber ist erhaben eine Weltanschauung, für welche das Göttliche pgo_026.028
eine über die Welt übergreifende Macht ist. Deshalb bietet die pgo_026.029
hebräische Poesie die reichsten Beispiele für das Erhabene. Es ist pgo_026.030
ebenso einseitig, das Erhabene auf die Natur, wie auf die Welt des pgo_026.031
Geistes beschränken zu wollen. Da das Erhabene wesentlich in einem pgo_026.032
Hinausgehn über das gewohnte Maß besteht, so ist es zugleich pgo_026.033
dunkel, denn dunkel ist alles Unmeßbare. Bis zur Gestaltlosigkeit pgo_026.034
erscheinende Umrisse sind ihm eigen. So sagt Hiob, als er sein Nachtgesicht pgo_026.035
erzählt: "Es stand ein Bild vor meinen Augen, und ich kannte

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Zitationshilfe: Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschall_poetik_1858/48>, abgerufen am 21.11.2024.