Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Pietisterey
Herr Liebmann.
Ach! allerliebste Luise! wie froh bin ich! Meine
Liebe - - -
Cathrine.
Ja! nun ists eben Zeit verliebt zu thun. Be-
reden sie sich geschwinde.
Herr Liebmann.
Nun, meine Schöne! nennen sie mir nur die
Stunde, da ich vor die Garten-Thüre kommen,
und sie abhohlen soll.
Jungfer Luischen.
Was sagen sie Herr Liebmann? Glauben sie
nur nicht, daß ich jemahls in ein solches Verfah-
ren willigen werde, ohngeachtet ich von ihrer Hoch-
achtung gegen mich überzeiget bin. Sprechen sie
mit meinem Vetter, und ersinnen sie beyderseits
ein ander Mittel. Will er mich selbst entführen
und bis zur Rückkunfft meines Vaters bey sich be-
halten; so laß ichs mir gefallen. Aber ohne seine
Gegenwart werde ich nichts thun; und vielleicht ist
auch das schon zu viel.
Cathrine, (zum Liebmann.)
Gehn sie geschwinde! geschwinde! mich dünckt
die Frau kömmt.
(Liebmann geht ab.)
Cathrine, (zur Jungfer.)
Und sie, Jungfer Luischen, mache sich nur auf eine
Antwort gefasst, wenn man ihr den neuen Liebhaber
antragen wird.

Jung-
Die Pietiſterey
Herr Liebmann.
Ach! allerliebſte Luiſe! wie froh bin ich! Meine
Liebe ‒ ‒ ‒
Cathrine.
Ja! nun iſts eben Zeit verliebt zu thun. Be-
reden ſie ſich geſchwinde.
Herr Liebmann.
Nun, meine Schoͤne! nennen ſie mir nur die
Stunde, da ich vor die Garten-Thuͤre kommen,
und ſie abhohlen ſoll.
Jungfer Luischen.
Was ſagen ſie Herr Liebmann? Glauben ſie
nur nicht, daß ich jemahls in ein ſolches Verfah-
ren willigen werde, ohngeachtet ich von ihrer Hoch-
achtung gegen mich uͤberzeiget bin. Sprechen ſie
mit meinem Vetter, und erſinnen ſie beyderſeits
ein ander Mittel. Will er mich ſelbſt entfuͤhren
und bis zur Ruͤckkunfft meines Vaters bey ſich be-
halten; ſo laß ichs mir gefallen. Aber ohne ſeine
Gegenwart werde ich nichts thun; und vielleicht iſt
auch das ſchon zu viel.
Cathrine, (zum Liebmann.)
Gehn ſie geſchwinde! geſchwinde! mich duͤnckt
die Frau koͤmmt.
(Liebmann geht ab.)
Cathrine, (zur Jungfer.)
Und ſie, Jungfer Luischen, mache ſich nur auf eine
Antwort gefaſſt, wenn man ihr den neuen Liebhaber
antragen wird.

Jung-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0068" n="48"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Pieti&#x017F;terey</hi> </fw><lb/>
            <sp who="#LIEB">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Herr Liebmann.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Ach! allerlieb&#x017F;te Lui&#x017F;e! wie froh bin ich! Meine<lb/>
Liebe &#x2012; &#x2012; &#x2012;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CAT">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Cathrine.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Ja! nun i&#x017F;ts eben Zeit verliebt zu thun. Be-<lb/>
reden &#x017F;ie &#x017F;ich ge&#x017F;chwinde.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LIEB">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Herr Liebmann.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Nun, meine Scho&#x0364;ne! nennen &#x017F;ie mir nur die<lb/>
Stunde, da ich vor die Garten-Thu&#x0364;re kommen,<lb/>
und &#x017F;ie abhohlen &#x017F;oll.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LUI">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Jungfer Luischen.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Was &#x017F;agen &#x017F;ie Herr Liebmann? Glauben &#x017F;ie<lb/>
nur nicht, daß ich jemahls in ein &#x017F;olches Verfah-<lb/>
ren willigen werde, ohngeachtet ich von ihrer Hoch-<lb/>
achtung gegen mich u&#x0364;berzeiget bin. Sprechen &#x017F;ie<lb/>
mit meinem Vetter, und er&#x017F;innen &#x017F;ie beyder&#x017F;eits<lb/>
ein ander Mittel. Will er mich &#x017F;elb&#x017F;t entfu&#x0364;hren<lb/>
und bis zur Ru&#x0364;ckkunfft meines Vaters bey &#x017F;ich be-<lb/>
halten; &#x017F;o laß ichs mir gefallen. Aber ohne &#x017F;eine<lb/>
Gegenwart werde ich nichts thun; und vielleicht i&#x017F;t<lb/>
auch das &#x017F;chon zu viel.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CAT">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Cathrine,</hi> </hi> </speaker>
              <stage>(zum Liebmann.)</stage><lb/>
              <p>Gehn &#x017F;ie ge&#x017F;chwinde! ge&#x017F;chwinde! mich du&#x0364;nckt<lb/>
die Frau ko&#x0364;mmt.</p>
              <stage>(Liebmann geht ab.)</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CAT">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Cathrine,</hi> </hi> </speaker>
              <stage>(zur Jungfer.)</stage><lb/>
              <p>Und &#x017F;ie, Jungfer Luischen, mache &#x017F;ich nur auf eine<lb/>
Antwort gefa&#x017F;&#x017F;t, wenn man ihr den neuen Liebhaber<lb/>
antragen wird.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Jung-</hi> </fw>
            </sp><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0068] Die Pietiſterey Herr Liebmann. Ach! allerliebſte Luiſe! wie froh bin ich! Meine Liebe ‒ ‒ ‒ Cathrine. Ja! nun iſts eben Zeit verliebt zu thun. Be- reden ſie ſich geſchwinde. Herr Liebmann. Nun, meine Schoͤne! nennen ſie mir nur die Stunde, da ich vor die Garten-Thuͤre kommen, und ſie abhohlen ſoll. Jungfer Luischen. Was ſagen ſie Herr Liebmann? Glauben ſie nur nicht, daß ich jemahls in ein ſolches Verfah- ren willigen werde, ohngeachtet ich von ihrer Hoch- achtung gegen mich uͤberzeiget bin. Sprechen ſie mit meinem Vetter, und erſinnen ſie beyderſeits ein ander Mittel. Will er mich ſelbſt entfuͤhren und bis zur Ruͤckkunfft meines Vaters bey ſich be- halten; ſo laß ichs mir gefallen. Aber ohne ſeine Gegenwart werde ich nichts thun; und vielleicht iſt auch das ſchon zu viel. Cathrine, (zum Liebmann.) Gehn ſie geſchwinde! geſchwinde! mich duͤnckt die Frau koͤmmt. (Liebmann geht ab.) Cathrine, (zur Jungfer.) Und ſie, Jungfer Luischen, mache ſich nur auf eine Antwort gefaſſt, wenn man ihr den neuen Liebhaber antragen wird. Jung-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/68
Zitationshilfe: Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/68>, abgerufen am 21.11.2024.