Wenn du, großer Sieges-Fürst, Hundert tausend Cherubinen, Zu Gefehrten haben wirst, Werden dir die Feinde dienen. Chr. Gryph.
Oder eine sogenannte volle Zahl vor eine größere oder klei- nere. Z. E.
Thu, o Churfürst, nach Belieben, Such ich Hufen, zehnmahl sieben? Nein! auch zwanzig nicht einmahl. Andre mögen nach Begnügen Auch mit tausend Ochsen pflügen, Mir ist gnug ein grünes Thal. Dach.
Oder etwas viel größeres vor das kleinere, welche Art man Hyperbole nennet. Z. E. Wenn man die Thränen einen Bach nennet:
Betrachte nur den Thränenbach, Worinn das Hertz der Eltern schwimmet, Wo noch in dir Erbarmung glimmet, So gieb doch ihren Seufzern nach. Amthor.
Das ist nicht genug. Eben derselbe bedient sich dieser Ver- größerung noch kühner, wenn er in demselben Gedichte an ein verstorbenes junges Frauenzimmer den gantzen Belt to- ben läßt. Er redet den Tod an:
Schau
P
Von verbluͤmten Redens-Arten.
Er hat daſelbſt bekannt, Du haͤtteſt ſeinen Hals und Ehr in deiner Hand. Opitz.
Oder Eins vor viel: als z. E. ein Sinn, wenn von vielen Per- ſonen die Rede iſt, die doch viel Sinne haben.
Andre werden ſich befleißen, Die ein groͤßrer Sinn erhoͤht, Welchen Phoͤbus naͤher geht, Als mir abgelegnem Preußen ꝛc. Dach.
Oder viel vor Eins. Z. E. Die Luͤffte vor die Lufft.
Wenn du, großer Sieges-Fuͤrſt, Hundert tauſend Cherubinen, Zu Gefehrten haben wirſt, Werden dir die Feinde dienen. Chr. Gryph.
Oder eine ſogenannte volle Zahl vor eine groͤßere oder klei- nere. Z. E.
Thu, o Churfuͤrſt, nach Belieben, Such ich Hufen, zehnmahl ſieben? Nein! auch zwanzig nicht einmahl. Andre moͤgen nach Begnuͤgen Auch mit tauſend Ochſen pfluͤgen, Mir iſt gnug ein gruͤnes Thal. Dach.
Oder etwas viel groͤßeres vor das kleinere, welche Art man Hyperbole nennet. Z. E. Wenn man die Thraͤnen einen Bach nennet:
Betrachte nur den Thraͤnenbach, Worinn das Hertz der Eltern ſchwimmet, Wo noch in dir Erbarmung glimmet, So gieb doch ihren Seufzern nach. Amthor.
Das iſt nicht genug. Eben derſelbe bedient ſich dieſer Ver- groͤßerung noch kuͤhner, wenn er in demſelben Gedichte an ein verſtorbenes junges Frauenzimmer den gantzen Belt to- ben laͤßt. Er redet den Tod an:
Schau
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Von verbluͤmten Redens-Arten.
Er hat daſelbſt bekannt,
Du haͤtteſt ſeinen Hals und Ehr in deiner Hand.
Opitz.
Oder Eins vor viel: als z. E. ein Sinn, wenn von vielen Per-
ſonen die Rede iſt, die doch viel Sinne haben.
Andre werden ſich befleißen,
Die ein groͤßrer Sinn erhoͤht,
Welchen Phoͤbus naͤher geht,
Als mir abgelegnem Preußen ꝛc. Dach.
Oder viel vor Eins. Z. E. Die Luͤffte vor die Lufft.
Die geſtirnten Luͤffte ſchertzen,
Tauſend Kertzen,
Tauſend lichte Fackeln ſtehn.
Flemming.
Oder eine gewiſſe Zahl vor die ungewiſſe. Z. E.
Wenn du, großer Sieges-Fuͤrſt,
Hundert tauſend Cherubinen,
Zu Gefehrten haben wirſt,
Werden dir die Feinde dienen. Chr. Gryph.
Oder eine ſogenannte volle Zahl vor eine groͤßere oder klei-
nere. Z. E.
Thu, o Churfuͤrſt, nach Belieben,
Such ich Hufen, zehnmahl ſieben?
Nein! auch zwanzig nicht einmahl.
Andre moͤgen nach Begnuͤgen
Auch mit tauſend Ochſen pfluͤgen,
Mir iſt gnug ein gruͤnes Thal. Dach.
Oder etwas viel groͤßeres vor das kleinere, welche Art man
Hyperbole nennet. Z. E. Wenn man die Thraͤnen einen
Bach nennet:
Betrachte nur den Thraͤnenbach,
Worinn das Hertz der Eltern ſchwimmet,
Wo noch in dir Erbarmung glimmet,
So gieb doch ihren Seufzern nach. Amthor.
Das iſt nicht genug. Eben derſelbe bedient ſich dieſer Ver-
groͤßerung noch kuͤhner, wenn er in demſelben Gedichte an
ein verſtorbenes junges Frauenzimmer den gantzen Belt to-
ben laͤßt. Er redet den Tod an:
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Gottsched, Johann Christoph: Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen. Leipzig, 1730, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_versuch_1730/253>, abgerufen am 22.11.2024.
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