Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.
wonnene Glieder deutscher Genossenschaft! -- Und dermalen? Major. Unser König ist nicht Schuld, ward nicht alles, wie wir wollten. Er wollte wie wir. Fünfter Jäger. Er hätte seinen Willen nur durchsetzen und den Augenblick ergreifen sollen, -- nichts in der Welt konnte ihn damals hindern, und hätt' er auch die vom sonst so bedenklichen Oesterreich so leichtsinnig aufgegebene römisch-deutsche Krone als ein herren- los gewordenes Gut in Besitz genommen und sich auf das Haupt gedrückt. Dritter Jäger. Er konnt' es wagen, -- wir wären gern für ihn gefallen, und Hunderttausende mit uns. Major. Wer fiele nicht gern für einen Herrscher, so ritterlich, gerecht und edel als Er? Sechster Jäger. Ja, Napoleon ist auch groß, ist riesengroß, -- aber er ist es nur für sich, und ist darum der Feind des übrigen Menschengeschlechtes, -- unser König ist es für Alle.
wonnene Glieder deutſcher Genoſſenſchaft! — Und dermalen? Major. Unſer König iſt nicht Schuld, ward nicht alles, wie wir wollten. Er wollte wie wir. Fuͤnfter Jaͤger. Er hätte ſeinen Willen nur durchſetzen und den Augenblick ergreifen ſollen, — nichts in der Welt konnte ihn damals hindern, und hätt’ er auch die vom ſonſt ſo bedenklichen Oeſterreich ſo leichtſinnig aufgegebene römiſch-deutſche Krone als ein herren- los gewordenes Gut in Beſitz genommen und ſich auf das Haupt gedrückt. Dritter Jaͤger. Er konnt’ es wagen, — wir wären gern für ihn gefallen, und Hunderttauſende mit uns. Major. Wer fiele nicht gern für einen Herrſcher, ſo ritterlich, gerecht und edel als Er? Sechster Jaͤger. Ja, Napoleon iſt auch groß, iſt rieſengroß, — aber er iſt es nur für ſich, und iſt darum der Feind des übrigen Menſchengeſchlechtes, — unſer König iſt es für Alle. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#ZJAG"> <p><pb facs="#f0223" n="215"/> wonnene Glieder deutſcher Genoſſenſchaft! — Und<lb/> dermalen?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker><hi rendition="#g">Major</hi>.</speaker><lb/> <p>Unſer König iſt nicht Schuld, ward nicht alles,<lb/> wie wir wollten. Er wollte wie wir.</p> </sp><lb/> <sp who="#FUJAG"> <speaker><hi rendition="#g">Fuͤnfter Jaͤger</hi>.</speaker><lb/> <p>Er hätte ſeinen Willen nur durchſetzen und den<lb/> Augenblick ergreifen ſollen, — nichts in der Welt<lb/> konnte ihn damals hindern, und hätt’ er auch die<lb/> vom ſonſt ſo bedenklichen Oeſterreich ſo leichtſinnig<lb/> aufgegebene römiſch-deutſche Krone als ein herren-<lb/> los gewordenes Gut in Beſitz genommen und ſich<lb/> auf das Haupt gedrückt.</p> </sp><lb/> <sp who="#DJAG"> <speaker><hi rendition="#g">Dritter Jaͤger</hi>.</speaker><lb/> <p>Er konnt’ es wagen, — wir wären gern für<lb/> ihn gefallen, und Hunderttauſende mit uns.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker><hi rendition="#g">Major</hi>.</speaker><lb/> <p>Wer fiele nicht gern für einen Herrſcher, ſo<lb/> ritterlich, gerecht und edel als Er?</p> </sp><lb/> <sp who="#SECJAG"> <speaker><hi rendition="#g">Sechster Jaͤger</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja, Napoleon iſt auch groß, iſt rieſengroß, —<lb/> aber er iſt es nur für ſich, und iſt darum der<lb/> Feind des übrigen Menſchengeſchlechtes, — unſer<lb/> König iſt es für Alle.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [215/0223]
wonnene Glieder deutſcher Genoſſenſchaft! — Und
dermalen?
Major.
Unſer König iſt nicht Schuld, ward nicht alles,
wie wir wollten. Er wollte wie wir.
Fuͤnfter Jaͤger.
Er hätte ſeinen Willen nur durchſetzen und den
Augenblick ergreifen ſollen, — nichts in der Welt
konnte ihn damals hindern, und hätt’ er auch die
vom ſonſt ſo bedenklichen Oeſterreich ſo leichtſinnig
aufgegebene römiſch-deutſche Krone als ein herren-
los gewordenes Gut in Beſitz genommen und ſich
auf das Haupt gedrückt.
Dritter Jaͤger.
Er konnt’ es wagen, — wir wären gern für
ihn gefallen, und Hunderttauſende mit uns.
Major.
Wer fiele nicht gern für einen Herrſcher, ſo
ritterlich, gerecht und edel als Er?
Sechster Jaͤger.
Ja, Napoleon iſt auch groß, iſt rieſengroß, —
aber er iſt es nur für ſich, und iſt darum der
Feind des übrigen Menſchengeſchlechtes, — unſer
König iſt es für Alle.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |